"Ich bin kein Studierter, aber am Wasser geboren. Mein Elternhaus steht dicht am See, und ich kenne ihn seit 62 Jahren", sagt Fred Schüler. Gemeint ist der Schermützelsee, das größte Gewässer der Märkischen Schweiz.
Der leidet unter gesteigerten Phosphateintrag, verringerten Sichttiefen, zu wenig Sauerstoff. Der Buckower, unter anderem Chef des Anglervereins Märkische Schweiz und als solcher Mitorganisator des alljährlichen Angler- und Fischerfestes, ist besorgt. Vielen vor Ort geht es beim Blick auf das beliebte Bade- und Angelgewässer, den grünen Erholungsbereich Schermützelsee und auch das vielfältige Naturparadies, das wie ein riesiges blaues Auge im Buckower Talkessel liegt, ähnlich.
Gutachten für Förderantrag
Es sind die gestiegenen Phos-phateinträge, die gerade in den zurückliegenden Monaten immer wieder für Beratungen und Diskussionen gesorgt haben. Zuletzt war das Ganze vor wenigen Tagen in einer Sitzung des Hauptausschusses der Buckower Stadtverordnetenversammlung noch einmal Thema. Vor dem kommunalpolitischen Gremium verwiesen Fred Schüler und Ingo Ebner insbesondere auf die Möglichkeit, beim Land Fördermittel zu beantragen. "Für die Maßnahmen selbst gäbe es dann sogar 100 Prozent", wiederholt Schüler jetzt noch einmal gegenüber dieser Zeitung. Jedoch müsste für die Antragstellung als Basis ein Gutachten erarbeitet werden – und das schlägt mit Kosten von schätzungsweise 10.000 Euro zu Buche, wie auch dem Hauptausschuss an die Hand gegeben wurde.
Insbesondere geht es um die Ermittlung, inwieweit bestimmte Maßnahmen, die denkbar erscheinen, auch praktisch umsetzbar wären. Fred Schüler persönlich hält wenig davon, nur mittels chemischer Prozesse das Phosphor zu fällen, also zu binden. Aus seiner Sicht wäre es effektiver, die bestehende Tiefenentwässerung, die im Schermützelsee schon zu DDR-Zeiten auf 14 Meter installiert wurde, auf 30 Meter abzusenken. Damit würde aus der Seetiefe sauerstofffreies statt nur sauerstoffarmes Wasser abgeleitet.
"Geprüft werden müsste aber, ob das Gefälle zum Buckowsee ausreichend ist", nennt Schüler einen der Punkte, der in diesem Zusammenhang zu untersuchen wäre. Zudem müsste es ergänzende Maßnahmen geben wie Feldsteine im Stubber, die für Strudel und damit zusätzlichen Sauerstoff sorgen. Ein Problem sei auch, dass sich am Seeboden eine Schlickschicht gebildet hat. "Nach der Wende hatte man mal Karpfen eingebracht. Das war damals ein Segen, denn die haben den Boden wieder aufgewühlt", blickt Schüler zurück. Durch das Absterben der zahlreicheren Braunalgen sei die Schlickschicht nun aber wieder angewachsen.
Gerade die Braunalgenkonzentration trübt die Sicht ein. Bis auf 80 Zentimeter waren die im Frühjahr abgesunken, wo drei Meter normal wären. "Momentan liegen sie bei 2,40 Meter", berichtet Schüler – der Sollzustand wären um die sechs Meter. Mindestens vier Jahre betreibe er mit dem Verein nun schon kontinuierlich diese Sichttiefenmessungen, die ein Detail des alarmierenden Zustands verdeutlichen.
Zu viele Tümpelpflanzen, Bäume und Schilf
"Die Pflanzen, die wir haben wollen, sterben eher ab. Dafür nehmen die zu, die eher für Tümpel kennzeichnend sind. Und die bilden dann wieder Phosphate." Auch das Schilfwachstum habe durch die Phosphate massiv zugenommen. Zudem stehen heute mehr Bäume als früher im unmittelbaren Uferbereich, die beim Umfallen ebenfalls im Wasser landen und dann Verwesungsprozesse auslösen, die weitere Phosphate hervorbringen.
"Was viele nicht wissen: Um die vorige Jahrhundertwende war das Ufer nahezu frei von Bäumen", verweist Schüler auf in Postkartenmotiven konservierte frühere Ansichten. Von der These des Schadstoffeintrags von Ufergrundstücken durch Abwässer hält er aber nichts: "Da ist zu DDR-Zeiten mehr reingeflossen." Auch der Klimawandel mit der Erwärmung mache sich bemerkbar. Immer öfter bleibt das große Gewässer im Winter eisfrei.
Deutlich zugenommen habe das generelle Problem seit etwa acht bis zehn Jahren, sagt Schüler. Gewisse Schadstoffeinträge durch das Sophienfließ habe es zwar schon früher gegeben. Doch durch die Biberbauten dort werde das Wasser, das sonst kontinuierlich Richtung Buckower Stadtzentrum abfloss, immer wieder angestaut, was Verwesungsprozesse und Bildung bestimmter schädlicher Stoffe zusätzlich begünstige. Schon auf der Gewässerkonferenz zum Schermützelsee, erinnert Schüler, sei deshalb von einem kooperativen Ansatz die Rede gewesen, um das Problem zu lösen. Buckow, Oberbarnim, das Amt und der Naturpark müssten sich zusammentun.