Ausreichend und verlässlich – genau darauf dürften sich Minimalforderungen eines Pendlers auf der RB 26-Strecke zwischen Berlin, Rehfelde, Müncheberg und Kostrzyn reduzieren. Doch von einem ausreichenden und verlässlichen Angebot ist bei den Fahrgästen selten die Rede. Der Pendler kämpft auf dieser Strecke mit überfüllten Regionalzügen, Verspätungen, Ausfällen.
Der unzuverlässige Betrieb, der auch zu Beeinträchtigungen auf anderen Linien geführt hat, war am Donnerstag auch Thema eines Spitzengesprächs in Berlin, bei dem sich die Vertreter der Länder Berlin und Brandenburg, des Landkreises Märkisch-Oderland und des Verkehrsverbundes (VBB) mit dem von ihnen beauftragten Streckenbetreiber Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) nunmehr "auf Sofortmaßnahmen zur Stabilisierung des Betriebs verständigt" haben.
Dritter Wagen entfällt zunächst
Zurück zu den Anfängen, lässt sich die Pressemitteilung der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH über die Resultate dieses Krisengipfels interpretieren. Oder auch: Keine Experimente mehr! Denn ab Mitte Juli – so die Vereinbarung – werden sämtliche Fahrten der RB 26-Linie (außer Zug 5188) werktags zwischen 6 und 20 Uhr konsequent mit nur zwei und nicht teilweise mit drei Triebwagen zwischen Berlin-Ostkreuz und Kostrzyn befahren.
Besser stabil und verlässlich für den Fahrgast mit zwei Wagen und 280 Sitzplätzen als unzuverlässig mit den eigentlich drei bestellten Wagen und 420 Sitzplätzen, ist nun die Ansage. Damit soll die größte technisch bedingte Ursache für diverse Verspätungen und Ausfälle ausgeschaltet werden: das leidige An- bzw. Abkuppeln von Wagen, also das Hersteller-bedingte und noch nicht gelöste Software-Problem.
So entfalle "das bisher praktizierte sogenannte Stärken und Schwächen tagsüber in Müncheberg", heißt es in der Pressemitteilung. Dort wird von dem aus Richtung Berlin mit drei Wagen ankommenden Zug vor der Weiterfahrt Richtung Kostrzyn ein Wagen abgekuppelt, um jenen dann dem Gegenzug aus Küstrin nach Berlin anzukuppeln. Das hätte zu den Hauptverkehrszeiten zur Entlastung auf dem stark nachgefragten Abschnitt Müncheberg–Berlin führen können.
Die Kupplungsprobleme aber zogen weiter Störungen nach sich. Um den Fahrplan einzuhalten, hätte der Zug teils schon in Lichtenberg gekehrt und damit noch mehr Chaos provoziert, sagte VBB-Pressesprecherin Elke Krokowski dieser Zeitung. Unter solchen Umständen die Zeiten zu sichern, bliebe kaum Luft.
Zusatzmaßnahmen in Prüfung
Um den unakzeptablen Zustand zu beenden, wurde nun die Notbremse gezogen. NEB und DB Netz prüfen aber, ob z. B. drei zusammenhängend durchgekuppelte Wagen oder einzelne Zusatzfahrten zwischen Berlin und Müncheberg möglich sind. Überdies wurde die NEB ausdrücklich aufgefordert, zu prüfen, ob zusätzliche Fahrzeuge und Personal kurzfristig eingesetzt möglich sind, um vertraglich geschuldete Leistungen zu erbringen.
"Wir suchen auf allen Ebenen, Zugführer, Mechatroniker, Werkstattmechaniker", sagte NEB-Pressesprecherin Katja Tenkoul der MOZ dazu, doch der Arbeitsmarkt sei wie leer gefegt, zumal auch BVG und S-Bahn Arbeitskräfte suchen.