Aber auch, wenn wir einfacher gebaute Tiere und Pflanzen modifizieren, können die Folgen unseren Horizont überschreiten. Die Ausrottung der Malaria-Mücke per Gen-Schere etwa mag aus unserer Sicht gerechtfertigt sein – aber wir wissen nicht, wie sich ihr Verschwinden oder ihre Umwandlung in ein harmloseres Insekt auf das Ökosystem auswirkt.
Haben wir die Geister erst gerufen, werden wir sie nicht mehr los. Die Änderungen im Genom lassen sich nicht rückgängig machen, schon gar nicht beim Menschen. Oder man müsste den mit der Gen-Schere behandelten Menschen verbieten, sich fortzupflanzen?
Sollten wir Crispr/Cas also in die Schublade sperren? Selbst wenn wir das wollten, wäre es unmöglich – irgendjemand wird die Technologie anwenden, zur Not im versteckten Kämmerlein. Es wäre aber auch falsch, nicht weiter an Crispr/Cas zu forschen. Die Technologie hat das Zeug dazu, schwere Krankheiten zu heilen. Die besten Aussichten haben momentan solche, die auf ein einziges Gen zurückzuführen sind, bei denen wir also einigermaßen wissen, was wir tun. Die Gen-Schere den Menschen vorzuenthalten, wäre ebenso unmoralisch wie sie bedenkenlos anzuwenden.
Also forschen ja, aber in langsamen Schritten und mit größtmöglicher Transparenz. Wie das gehen kann, zeigen die Erfinderinnen der Gen-Schere, Emanuelle Charpentier und Jennier Doudna. Beide werden nicht müde, vor vorschneller Anwendung ihrer Technologie zu warnen, an die sie dennoch glauben. Bislang wird vorschnelles Vorgehen von Wissenschaftlern einstimmig verurteilt. Das lässt hoffen, dass Cripsr/Cas künftig behutsam angewendet wird. Wichtig sind eine offene Diskussion und klare Gesetze, die sagen, was erlaubt ist und was nicht. Crispr/Cas völlig zu verbieten, wäre der falsche Weg.
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