• Das 144. Baumblütenfest in Werder (Havel) dauert noch bis zum 1. Mai 2023.
  • Am zweiten Festwochenende lockt Werder mit mehreren Open-Air-Konzerten auf der Bismarckhöhe.
  • Das erste Wochenende zeigte auch Probleme auf.
Zahlreiche Kommentare unter Posts in Sozialen Medien zeigen: Nicht jeder ist mit dem neuen Konzept der Stadt Werder (Havel) für das Baumblütenfest einverstanden. Das Essen auf der Insel sei zu teuer, die Stände zu wenige, die Angebote für Kinder ebenfalls, heißt es dort an vielen Stellen.
Wer dagegen mit Anbieterinnen und Anbietern vor Ort spricht, hört durchaus positive Stimmung heraus. Wie passt das zusammen?
Nicole Reimann-Kriese vom Obsthof Glindow freut sich auf das zweite Baumblütenfest-Wochenende. Sie rechnet mit noch mehr Besucherinnen und Besuchern als zum Auftakt kamen.
Nicole Reimann-Kriese vom Obsthof Glindow freut sich auf das zweite Baumblütenfest-Wochenende. Sie rechnet mit noch mehr Besucherinnen und Besuchern als zum Auftakt kamen.
© Foto: Sandra Ketterer
„Ich freue mich aufs zweite Wochenende“, sagt Nicole Reimann-Kriese vom Obsthof Glindow. Besonders am Samstag seien viele Besucherinnen und Besucher zu ihr gekommen. Ihr Hof liegt ein wenig abseits der großen Anbieter, sie verkauft ihren Wein wirklich nur zum Blütenfest. Wer den „Blütenrundfahrt“-Shuttle nutzt, muss von der Haltestelle in Glindow noch mehr als einen Kilometer laufen. Sie rechne mit mehr Besuchern als am ersten Wochenende, das sei immer so gewesen.
Neun Fässer Obstwein à 60 Liter, 160 Bratwürste und 60 Steaks habe sie zum Start verkauft. Für das zweite Wochenende plane sie doppelt so viel ein. „Zum Ende der Baumblüte werde ich so gut wie ausverkauft sein“, schätzt Reimann-Kriese. Allerdings habe sie dieses Jahr auch weniger produziert, weil sie unsicher gewesen sei, wie viele Leute tatsächlich kommen.

Rummel in Werder (Havel), Obstwein und Entspannung auf den Höfen?

Christian Mai vom Werderaner Tannenhof ist ebenfalls gespannt auf das zweite Wochenende. „Am ersten Maiwochenende kommen erfahrungsgemäß mehr Menschen als zum Beginn des Festes“, sagt der Betriebsnachfolger und Leiter des Vertriebes. Sein Hof bietet den zentralen Parkplatz außerhalb der Stadt und ist damit eine Anlaufstelle für viele, die mit dem Shuttlebus von Hof zu Hof fahren wollen. Den Wein produziert er nicht selbst, sondern lässt sich von „Tonis Obstweine“, ebenfalls aus Werder, beliefern.
Alles paletti beim 144. Baumblütenfest in Werder (Havel), signalisiert Christian Mai vom Werderaner Tannenhof.
Alles paletti beim 144. Baumblütenfest in Werder (Havel), signalisiert Christian Mai vom Werderaner Tannenhof.
© Foto: Sandra Ketterer
Den Start des Baumblütenfestes empfand er als positiv: „Am Samstag war extrem viel los, fast jeder Bus, der hier ankam, war voll.“ Viele hätten auch wegen des Festumzugs in die Stadt gewollt. „In der Stadt muss viel Rummel gewesen sein, hier auf den Obsthöfen hätten wir fast noch mehr Besucherinnen und Besucher vertragen können.“

Baumblütenfest: lange Schlangen auf dem Marktplatz

In der Tat liegen Obsthöfe und Altstadt mehrere Kilometer voneinander entfernt. Wer am Samstagnachmittag, also am 22. April, durch die Stadt ging, musste durch dichtes Gedränge und auch an vielen Betrunkenen vorbei. Das hatte die Stadt eigentlich vermeiden wollen. Auf den Höfen ging es – wie schon in vielen Jahren zuvor – ruhiger zu.
Der Organisator des kleinen Regionalmarktes auf dem Marktplatz von Werder, Michael Scheibe, wertet das erste Wochenende aus gastronomischer Sicht trotzdem als Erfolg. „Wir bieten mit neun Essständen und einer großen Weinbar eine kulinarische Visitenkarte der Region.“ Mit Gerichten wie Pulled Beef vom Wasserbüffel oder Backfisch in selbstgebackenen Brötchen gebe es hochwertigere Speisen als auf anderen Festen. „Das Feedback derjenigen, die bei uns gegessen haben, war außerordentlich gut.“ Auch, dass es nicht nur süße Obstweine, sondern auch trockene Weine aus Brandenburg gebe, sei gut angekommen.
Organisiert den Baumblütenfest-Regionalmarkt in Werder (Havel): Gastronom Michael Scheibe. Er sagt, das Fest entwickele sich in die richtige Richtung.
Organisiert den Baumblütenfest-Regionalmarkt in Werder (Havel): Gastronom Michael Scheibe. Er sagt, das Fest entwickele sich in die richtige Richtung.
© Foto: Sandra Ketterer
Er gibt aber zu, dass alle zwar auf viele Menschen gefasst gewesen, von dem Ansturm trotzdem überwältig waren. „Das Angebot war nicht ausgerichtet auf die Massen.“ Deswegen sei es zu Wartezeiten gekommen, die viele Gäste nicht von einem Volksfest gewöhnt seien. Das Angebot für Familien auf der Insel sei noch zu klein, sagt Scheibe. „Da fehlt noch so etwas wie Entenangeln und ein weiteres kleines Karussel.“ Hier sei aber die Stadt in der Pflicht.

Stadt und Polizei in Werder (Havel) bisher zufrieden

Für das finale Wochenende um den 1. Mai erwartet Scheibe wieder so viele Besucherinnen und Besucher. „Ich bin mir aber sicher, dass es sich ein bisschen rumgesprochen hat, dass es nicht mehr so ist wie 2019.“
Die Stadt will erst nach dem Ende des Festes ein Fazit ziehen, sprach in einer Pressemitteilung aber davon, dass es am ersten Wochenende spürbar entspannter zugegangen sei als bei früheren Festen.
Die Polizei sprach nach dem ersten Wochenende von einem „insgesamt ruhigen Polizeieinsatz“. Der Auftakt sei ruhiger gewesen als in vorherigen Jahren, als das Fest wegen Alkoholexzessen und Gewalttaten in die Schlagzeilen geraten war.

Das müssen Besucher über das Baumblütenfest wissen

● Vom 28. bis 30. April 2023 finden auf dem Gelände der Bismarckhöhe mehrstündige Open-Air-Konzerte statt. Karten kosten zwischen 9,95 Euro und 24,95 Euro.
● In der Stadt gibt es kaum Parkplätze, viele Straßen sind auch am zweiten Festwochenende gesperrt. Die ODEG hat einen Sonderfahrplan nach Werder (Havel) eingerichtet.
● Der Busshuttle „Blütenrundfahrt“ fährt 27 Obsthöfe an und hält unter anderem am Bahnhof und am Werderaner Tannenhof. Fahrten sind von 10 bis 18 Uhr alle 20 Minuten eingeplant. Tickets kosten 10 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder.
● Auf eine große Kirmes verzichtet die Stadt in diesem Jahr. Für Familien insbesondere mit kleineren Kindern gibt es einige Angebote, zum Beispiel auf dem Hohen Weg.
● Das Fest endet am 1. Mai mit einem „Tanz in den Mai“ auf dem Gelände der Bismarckhöhe und einem großen Feuerwerk auf der Regattastrecke der Insel.