80 000 Beschäftigte leiden
"Das für unsere Branche deprimierend. Wir fühlen uns im Regen stehen gelassen", klagt Olaf Schöpe, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Brandenburg. "Wir sind die wohl am härtesten von der Krise Betroffenen. Dass man uns gar nichts in Aussicht stellt, ist ein harter Schlag auch für die Seelen der vielen Beschäftigten und Unternehmer."
Schöpe selbst betreibt eine Radlerpension in Peitz und ein Bio-Hotel in Burg im Spreewald. "Da ist alles auf null gedreht. Uns sind bereits Buchungen im sechsstelligen Euro-Bereich weggebrochen", erzählt er. "Was sollen wir Gästen nun erzählen, die uns nach ihren Reservierungen für den Mai und den Juni fragen?"
Auf die gesamte Branche betrachtet will dem Dehoga-Präsidenten nicht einleuchten, dass in der Gastronomie nicht genauso wie bei den Geschäften stufenweise mit der Wiedereröffnung begonnen wird. "Natürlich sollten große Erlebniskneipen und Tanzbars so behandelt werden wie etwa Fußballstadien, also zunächst geschlossen bleiben." Aber kleine Pensionen und kleine Restaurants, die sich zu Hygiene- und Abstandsregeln verpflichten, sollten in Kürze wieder an den Start gehen können, findet Schöpe. "Wir brauchen zumindest einen seichten Wiedereinstieg."
Wichtig seien auch etwas Vorbereitungszeit sowie grundsätzlich zumindest eine gewisse Planungssicherheit. "Wenn es bis Ende Mai nicht wieder losgehen kann, sollte die Landesregierung uns das auch so sagen. Und gleich einen Rettungsschirm vorbereiten ähnlich wie für die Bauern nach der Dürre im vergangenen Jahr."
Der Dehoga-Präsident zeigt sich enttäuscht vom bisherigen Agieren des Ministerpräsidenten. "Wir haben Dietmar Woidke zahlreiche Vorschläge gemacht, wie wir uns den Exit von den Corona-Verboten vorstellen können. Aber er scheint unsere Probleme nicht im Fokus zu haben. Es sind mehr als 80 000 Beschäftigte, die auf ein Signal des Landesvaters warten."
Schöpe hofft nun auf Nachbesserungen. Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium über die Situation im Tourismus seien vereinbart. "Bundesweit einheitliche Handlungsgrundsätze sind gut. Aber in einem zweiten Schritt sollte mit dem Gastgewerbe etwa in der Amtsgemeinde Burg, wo es bislang keinen einzigen Ansteckungsfall gibt, anders verfahren werden als in Corona-Hotspots", findet Schöpe.
Er sei nicht naiv und erwarte keine schnelle Rückkehr zu 100 Prozent, sagt Schöpe mit Blick darauf, das Gäste von außerhalb das Virus natürlich in den Spreewald bringen könnten. Möglich und nötig sei aber ein Signal, wann und wie es in kleinen Schritten wieder losgehen könnte.
Straßencafés und Biergärten seien zum Beispiel Orte, an denen Hygiene- und Abstandsregeln besser beachtet werden könnten als in engen Räumen. "Es wäre wunderbar, wenn hier auch angesichts des schönen Wetters etwas möglich wäre", appelliert Schöpe an die Entscheider auf Landesebene. Man habe auch Konzepte für besondere Desinfektions-Regeln in den Sanitärbereichen, betont er.

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