Wie schmeckt die Zukunft? Wie wollen wir uns ernähren? Am besten gesund und mit gutem Gewissen, lautet die Antwort vieler Verbraucher. Dabei soll es schmecken wie damals bei Oma.  Auf der Grünen Woche präsentieren Manufakturen aus ganz Deutschland ihre Produkte.
Oma Hildes Knoblauch-Knacker gibt es jetzt auch online. „Schlemmer-Faktory“ heißt das digitale „Genusskaufhaus“ der 1882 gegründeten  Reichenbacher Wurstfabrik  aus dem Vogtland. Die Hochglanz-Flyer, auf denen die Fleischer des Familienbetriebes Frank Schaller in coolen Klamotten wie Popstars vor Jagdwurst-Dosen posieren, sind umsonst.
Wer auf der Grünen Woche kosten will, muss meist schon mehrere Euro berappen. Manche Dinge sind auch nur zum Anschauen wie die „Pasta Saxonia“. Die sächsischen Nudeln sind in hübsche Tütchen gepackt, die das Antlitz von Kuscheltieren haben. Angefangen zu experimentieren hat Firmengründerin Helga Queck im eigenen Gasthaus in Pirna bei Dresden. 2011 gründete sie eine Manufaktur. Inzwischen bieten sie und ihr Partner 45 verschiedene Geschmacksrichtung an, unter anderem BBQ-Nudeln mit Rauch- und Tomatengeschmack. Dass sie von jeher auf Ei verzichten, weil sie auf italienische Art mit Hartweizengrieß produzieren, kommt ihnen immer mehr zugute. „So sprechen wir ganz nebenbei auch zunehmend Veganer an“, berichtet Queck. Für die 250-Gramm-Packung zahlt man stolze 4,90 Euro. Noch gelten Nudeln allgemein als Billiggericht. „Wir versuchen, einen Trend zu setzen, den die Industrie nicht nachmachen kann, weil er sehr aufwendig ist.“ So würden ihre Teigprodukte per Hand hergestellt und vier bis fünf Tage an der Luft getrocknet, versichert die Gastronomin.
Gutes nach Hausmannsart, nur im neuen Gewand, lautet der Trend, der in fast jeder Länder-Halle zu entdecken ist. So sehen die Natur-Seifen aus dem Spreewald von Anne Lischka wie leckere Tortenstücke aus, und die „Bade-Pralinen“ sind in kleine Konfekt-Schachteln verpackt. Die Deo-Creme gibt es in Blech-Dosen und kommt ohne Aluminiumsalze und Konservierungsstoffe aus.  Das Straußenöl in der Körperbutter sei seit Alters her nicht nur für seine feuchtigkeitsspendende, sondern auch für seine entzündungshemmende Wirkung bekannt, berichtet die Lausitzerin, die inzwischen auch Workshops in Sachen Naturkosmetik anbietet.
Schon von Natur aus gluten- und laktosefrei sind die Schaumzucker-Mäuse des Berliner Familienunternehmens Aseli, das seit über 90 Jahren Naschereien herstellt und erst vor kurzem eine „Boutique“ in den Hackeschen Höfen eröffnet hat. Auch in der Fabrik in Berlin-Reinickendorf will man mit der Zeit gehen. „Wir haben schon mal versucht, für die muslimischen Mitbürger Halal-Produkte herzustellen“, berichtet ein Firmenmitarbeiter. Doch die Algenpaste, die das Schwein ersetzen sollte, hat den Geschmack extrem verfälscht, und wir hätten eine eigene Produktionsstraße aufbauen müssen, dazu war dann der Betrieb doch zu klein, erzählt der 57-Jährige.
In die Berliner Bouletten von  der Kreuzberger Firma „Beef Ball“ kommt statt Schwein nur Rindfleisch. Die Sorte „Bangkok“ wird mit Zitronengras, Ingwer, Koriander und Chili angerichtet. Das kleine Berliner Unternehmen will nicht mehr nur in der Markthalle 9 verkaufen, sondern demnächst Schulen, Kantinen und Caterer mit hochwertigen Tiefkühlbouletten beliefern. Vier frisch gebratene Fleischbällchen gibt es auf der Messe für 6,50 Euro. „Wir beziehen nur Qualitätsfleisch“, berichtet Firmengründer Carsten Albrecht und überreicht Interessierten gleich einen Flyer der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. „Gutes Fleisch kostet einfach, weil man für artgerechte Haltung Zeit, Fläche, gutes Futter und Man-Power braucht“, erklärt Albrecht.
Wie man Letztere mit Hilfe von Technik einsparen kann, sollen Drohnen und Melkroboter in der Ministeriums-Halle zeigen. „Die Kühe haben alle sechs Stunden ein Melkanrecht“, erklärt Anne Pahling von der Firma Lely, die Güllesauger und automatische Futterschieber vertreibt. Über ein elektronisches Halsband wird nicht nur überwacht, ob ein Tier nicht zu oft an den Melkroboter geht, sondern es wird anhand seines Wiederkäuens und seiner Schritte die Gesundheit überwacht. Über große 360-Grad-Video-Bildschirme werden Messe-Besucher direkt in einen „Liegeboxlaufstall“ gebeamt, in dem sich die Tiere ganz ohne Menschen relativ frei bewegen können. Das beruhigt das schlechte Gewissen.
„Wir essen gerne Fleisch, wollen es aber aufgrund der Massentierhaltung sowie der eigenen Gesundheit reduzieren“, sagt Nicole Boars. Sie und ihr Mann André haben es schon mit Tofu versucht, waren aber vom Geschmack enttäuscht. Nun wollen die beiden Messebesucher bei einer Kochshow am Gemeinschaftsstand des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie lernen, wie man die Jackfruit zubereitet.
Entdeckt hat sie Julia Huthmann in Sri Lanka. „Ich habe sie im Restaurant mit Hühnchen verwechselt“, berichtet die junge Frau, die daraufhin das soziale Food-Startup „Jacky“ gründete und die Frucht in Dosen nach Deutschland brachte. „Um sie als Ersatz für Fleisch in herzhaften vegetarischen oder veganen Gerichten zu nutzen, muss sie unreif geerntet werden“, berichtet Hutmannn, die mit dem Fleischersatz auch gerne klassische deutsche Gerichte wie Gulasch zaubert.  Der Messekoch in Halle 22 bereitet die thunfisch-ähnlichen Stücke in der Pfanne zu und richtet sie auf kleinen Schiffchen mit frischem Blattspinat, Zwiebeln und dem ebenfalls gerade sehr trendigen Getreide-Ersatz Quinochoa an. Die Jackfruit hat tatsächlich die Konsistenz von Hähnchen, schmeckt nur eine Spur süßer. „Eine gute Alternative“, findet Nicole Boars.