Das geht aus dem IQB-Bildungstrend hervor, für den deutschlandweit fast 45.000 Schüler geprüft wurden und dessen Ergebnisse am Freitag in Berlin vorgestellt wurden. Während es bundesweit demnach trotz neuer Herausforderungen wie Inklusion oder die wachsende Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund keine signifikanten Veränderungen bei den Leistungen der Neuntklässler gab, rutschten Brandenburger Schüler ab.
Brandenburg landet damit in den Fächern Mathe, Biologie, Physik und Chemie zwar immer noch im Mittelfeld der Bundesländer, das hat aber nur einen Grund: "Die haben sehr hoch gestartet", sagt Studienautorin Petra Stanat.
Seitdem ging es abwärts. Der Anteil der Schüler, der den Regelstandard – also das Niveau der Mittleren Reife – erreichte, ist zwischen 2012 und 2018 gesunken. Der Anteil der der Schüler, die nicht einmal den Mindeststandard erreichten, ist zugleich gewachsen.
Schwierige Ursachenforschung
Woran das liegt, ist aus den IQB-Daten schwer herauszulesen. Die typischen Faktoren scheiden aus: Zwar ist in Brandenburg die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund um 3,9 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent gestiegen. Im Bundesvergleich ist das allerdings nicht viel. Deutschlandweit wuchs der Anteil um 6,8 Punkte auf 33,6 Prozent. In Berlin, Hessen, Bremen und Baden-Württemberg haben jeweils sogar mehr als 40 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund.
Auch mit Blick auf die Inklusion sticht Brandenburg nicht hervor. Während bundesweit knapp ein Drittel der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet wird, liegt in Brandenburg die Zahl zwar mit gut 40 Prozent etwas darüber. Dafür ist der Anstieg zwischen 2012 und 2018 geringer gewesen.
Die Tatsache, dass auch die Schüler in anderen ostdeutschen Bundesländern bis auf Sachsen schlechter abschnitten, legt den Verdacht nahe, dass der Generationswechsel unter den Lehrern und auch der Lehrermangel eine Rolle gespielt haben.
Bildungsforscherin Stanat betont jedoch: "Das sehen wir noch nicht in den Daten." Sie vermutet etwas anderes dahinter: "Dass Bayern und Sachsen so robust da stehen, liegt vielleicht auch daran, dass sich da so wenig verändert hat." Es sei "ungut", wenn auf jeden kleinen Ausschlag sofort politisch reagiert würde.
Große Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen
In einem Punkt sieht Petra Stanat allerdings Handlungsbedarf: bei den unterschiedlichen Ergebnissen der Jungen und Mädchen. Einerseits sind von den negativen Entwicklungen zwischen 2012 und 2018 die Jungen deutlich stärker betroffen. Wieder ist der Trend in Brandenburg am stärksten ausgeprägt: Während die Jungen vor sechs Jahren etwa in Mathematik noch einen deutlichen Vorsprung hatten, ist dieser komplett abgeschmolzen. Neuntklässlerinnen und Neuntklässler haben jetzt gleich gut abgeschnitten und liegen knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt.
Auffällig ist andererseits, dass die Jungen ihre Fähigkeiten und ihre Interessen im Vergleich zu den Mädchen oft überschätzen. Vor allem im Fach Physik, wo Schülerinnen und Schüler gleich gute Ergebnisse geliefert haben, zeigt die Studie, dass die Jungen ihr Können deutlich besser einschätzen als die Mädchen. "Das ist wichtig, weil es einen Einfluss darauf hat, welchen Beruf und welches Studium ich nachher wähle", erklärt Stanat und spricht sich für eine differenziertere Förderung von Jungen und Mädchen aus.
Flüchtlingskinder fallen nicht ins Gewicht
Auf ein weiteres Ergebnis weist der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) hin. "Dies ist die erste Studie, wo alle Flüchtlingskinder drin sind", sagt er. Deutschlandweit macht das etwa zwei Prozent der gesamten Schülerschaft aus. Auf den Leistungsstand habe sich das jedoch nicht ausgewirkt, sagte Rabe und findet: "Das ist bemerkenswert." Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Sprachkenntnisse in Mathe und den Naturwissenschaften oft eine nicht ganz so große Rolle spielen wie im Deutschunterricht.