"Dieser weitläufige Ort ist immer zugig und wird es wohl immer bleiben", gesteht Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen (Linke), am Montag bei der Eröffnung des neuen Stadtplatzes. Für neun Millionen Euro wurde die große steinerne Freifläche zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie, nur wenige Schritte vom Potsdamer Platz gelegen, umgebaut. Autos sind dort nun tabu. Dafür gibt es ein paar langgezogene Bänke und Haltestellen für die 200er- und 300er-Busse, die die Besucher nun noch ein bisschen näher an die Gemäldegalerie, das Kupferstichkabinett und das Kunstgewerbemuseum bringen.
Zu Zeiten der Teilung war die Museumslandschaft an der alten St.-Matthäus-Kirche der kulturelle Mittelpunkt West-Berlins. Nun soll der Ort, über dessen städtebaulichen Qualitäten schon seit Jahrzehnten diskutiert wird und an dessen südlichem Ende auch gerade das Museum des 20. Jahrhunderts gebaut wird, laut Lompscher im besten Falle zu einer "modernen Museumsinsel" werden. Dazu wurden die ehemalige vierspurige Zufahrt mit Parkplätzen sowie die Herbert-von-Karajan-Straße verkehrsberuhigt und barrierefrei gemacht. Das Konzert- und Kunstpublikum kann das Kulturforum nun wieder direkt mit der Buslinie 200 erreichen. Die Haltestelle befindet sich vor dem Kammermusiksaal der Philharmonie. Die verschmälerte Herbert-von-Karajan-Straße kann von Bussen, Taxen und von mobilitätseingeschränkten Besuchern sowie Radlern genutzt werden. Privater Auto-Verkehr ist auf der Herbert-von-Karajan-Straße nicht mehr zugelassen.
Der Umbau zur großen Fußgängerzone fand unter laufendem Betrieb statt. "Eine große Herausforderung, wenn man an die über 100 000 Besucher der Mantegna-und-Bellini-Ausstellung denke, die während der Bauarbeiten nebenan ins Museum strömten", berichtet Christoph Schmidt, Chef der Grün Berlin Stiftung. Im Erdreich sei man zudem auf Überraschungen wie einen alten Tunnel gestoßen, der die Museen miteinander verbindet.
Von dem neuen Platz, der nach dem Architekten Hans Scharoun (1893-1972) benannt wurde, kommt man direkt zu der Piazzetta. Das schräge Museums-Entree wurde Anfang der 1980er-Jahre vom Architekten Rolf Gutbrod als Teil seines Gebäudeensembles für die Staatlichen Museen Berlin geplant. Im Zuge der jetzigen Baumaßnahmen wurde sie im Sommer mit einer neuen Treppenanlage, Stadtbalkonen und Sitzstufen ausgestattet. Die angrenzenden Museen bekamen neue Zugänge.
Schon seit September 2014 erinnert im nördlichen Bereich des Kulturforums ein Gedenk- und Informationsort T4 an die Euthanasie-Opfer. Denn an der Tiergartenstraße 4 befand sich einst die geheime zentrale Dienststelle, in der die Nationalsozialisten die Morde an behinderten Menschen planten und organisierten.
Die Philharmonie zur Rechten erhielt im Jahre 2015 ein neues großzügiges Außenfoyer, das seitdem als Treff für Konzertbesucher dient. Ziel der schon seit 1998 geplanten Umbaumaßnahmen ist es auch, den Kulturstandort zum Potsdamer Platz sowie zur gegenüberliegenden Staatsbibliothek zu öffnen, die ebenfalls von Scharoun errichtet wurde. Der nun eröffnete, rund 40 Meter breite und 150 Meter lange Stadtplatz soll künftig auch von den umliegenden Häusern kulturell bespielt werden.
Streetfood-Markt geplant
Zudem soll es gastronomische Angebote wie zum Beispiel Streetfood-Märkte geben. Veranstaltungen wie zur Langen Nacht der Museen und die Freiluftkino-Abende haben in der Vergangenheit gezeigt, dass das Kulturforum in warmen Sommernächten durchaus mediteranes Flair verströmen kann. Dann wissen die Flaneure auch die Zugluft zu schätzen.
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