"Tristan ist für uns Herzensangelegenheit", sagt Ausstellungskuratorin Linda Gallé, die das zwölf Meter lange und vier Meter hohe Skelett 2015 mit einem großen Team zusammensetzte. Mindestens die Hälfte der 450 Museum-Angestellten, von der Konservatorin bis zum Verwaltungsmitarbeiter, sei damals irgendwie in das Projekt Tristan involviert gewesen. "Das hat das ganze Haus nochmal besonders zusammengeschweißt", sagt Gallé.
Ihr Team ist nun auch für den Abbau der fleischfressenden Superechse verantwortlich. 170 der über 300 Knochen sind echt. Jedes Einzelteil bekommt einen speziellen Karton. In 30 Kisten wird Tristan Otto dann per Lkw nach Kopenhagen gebracht, wo ihn das Berliner Team dann nach der eigens entwickelten Bauanleitung für die neue Ausstellung "König der Dinosaurier" wieder zusammensetzt.
"Eine besondere Zitterpartie wird es, den 300 Kilo schweren Beckenknochen mit einem Kran vom Rest des Skelettes zu heben. Wenn der herunter fällt, ist er kaputt", sagt Gallé. Denn obwohl die Knochen des Dinos in den 66 Millionen Jahren zu Stein geworden sind, seien sie porös und damit recht fragil. Das durch Tonerde tiefschwarze Skelett des Raubsauriers aus der Oberkreidezeit wurde 2010 in Montana, USA, in der Hell Creek Formation gefunden. Es zählt zu den am besten erhaltenen Tyrannosaurus rex Exemplaren weltweit.
Die beiden Privatbesitzer, die das wertvolle Fossil danach erwarben, sind selbst Dänen. Sie hatten das seltene Exemplar aber zunächst Berlin unentgeltlich zur Verfügung gestellt. "Das zeigt auch, wie wichtig der hiesige Wissenschaftsstandort mit Humboldt Uni und Charité ist", betont Johannes Vogel. Denn gemeinsam mit Forschern beider Einrichtungen wurde Tristan während seiner Berlin-Präsentation ausführlich untersucht.
Die Wissenschaftler fanden unter anderem heraus, dass das Raubtier alle zwei bis drei Jahre neue Zähne bekam. Dazu brach er sich im Laufe seines Lebens mehrere Rippen, die aber verheilten. Aufnahmen einer Computertomographie zeigten zudem, dass das Tier an einer chronischen Entzündung im Unterkiefer litt, die wahrscheinlich von Parasiten ausgelöst wurde.
Auffällig sind beim T.rex die im Verhältnis zu den Hinterbeinen ungewöhnlich kurzen Vorderarme. Neueste Studien zeigen, dass die Tiere damit aber ihre Beute gut festhalten und mit ihren Krallen aufschlitzen konnten. Untersuchungen der Zahnabdrücke wiederum zeigen, dass es auch zu Attacken auf die eigene Art oder sogar Kannibalismus gekommen sein muss.
Auf jeden Fall begeistert Tristan nicht nur die Forscherwelt. In den vergangenen vier Jahren hat er für einen Besucherzuwachs von durchschnittlich 50 Prozent im Museum gesorgt, betonte Vogel. Und Tristan soll wiederkommen. Doch vorerst werde die Abwesenheit des Riesen-Objekts dafür genutzt, das Berliner Museum zum neuen Wissenschaftscampus für Natur und Gesellschaft auszubauen. Land und Bund haben dazu zusammen 660 Millionen Euro bewilligt.
Zum Abschied von "Tristan Otto" steht das Naturkundemuseum an der Invalidenstraße 43 in Mitte am Wochenende offen. Der Eintritt ist bis einschließlich Sonntag frei. Internet: www.naturkundemuseum-berlin.de
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