Die unbeliebtesten Orte auf Festivals? Richtig, sind meistens die Klos. Sie sind weit weg, man steht ewig an und jeder Besuch hinterlässt unweigerlich Ekelgefühle. An langen Wegen und Schlangen kann auch Ö-Klo nichts ändern, am Rest schon. Holzkabine statt Plastikabort, Sägespan-Aroma anstelle übler Gerüche. Das junge Unternehmen aus Eberswalde (Barnim) baut und vermietet Komposttoiletten.
"Wir trennen und kompostieren das Feste", erklärt Mitgründer Stefan Krajci (30) das Grundprinzip. Mit seinen nachhaltigen Örtchen für unterwegs war das 2017 gegründete Start-up zunächst auf Festivals in Süddeutschland, zuletzt aber auch in Brandenburg. "Das Ganze ist im Kommen", sagt Krajci.
Mit den derzeit 90 Klapp-Klos aus Stahlgerüsten und Holzwänden kann Ö-Klo mittlerweile Veranstaltungen mit bis zu 10 000 Gästen versorgen. Und nicht nur für private und öffentliche Events ergattert die Firma Aufträge, sondern auch für das längerfristig stationierte Gegenmodell zum Dixi-Klo wie etwa auf Baustellen.
Angefangen hat alles in der alten Papierfabrik in Spechthausen, einem Dorf, das zu Eberswalde gehört. Etwa 30 Leute leben dort, etliche mit Ateliers und Werkstätten. Wasseranschlüsse gab es in dem Wohnprojekt erst nach und nach, eine Trockentoilette für alle aber schon länger. Die hat Florian Augustin, neben Krajci und Cornelius Patzer einer der drei Start-up-Beginner, nicht nur gebaut, sondern auch mehrfach verwertet: Mit den kompostierten Hinterlassenschaften legte er Beete an. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Veredelung menschlicher Exkremente schloss er sein Studium an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung ab.
Gründer kennen sich von der Uni
Mittlerweile hat die Ö-Klo GbR fünf Angestellte. Vor allem auf den Kompost, haben es die Jung-Unternehmer, die sich an der Eberswalder Hochschule kennengelernt haben, es abgesehen: Ausscheidungen des Menschen enthalten wichtige Nährstoffe, die aber in den Kläranlagen verschwinden. Bei Ö-Klo sollen sie zurück in die Stoffkreisläufe. Einfach ist das nicht. Gesetzlich sei die Verwertung eine Grauzone, betont Stefan Krajci, Vorgaben gebe es nicht. In Süddeutschland unterhalten die Jungunternehmer eine Anlage, dürfen den Kompost aber bisher nicht verwerten. "Hier sind wir mit den Barnimer Kreiswerken im Gespräch." Für die Region betreiben sie mit einer Sondergenehmigung erst einmal Versuchsflächen bei Seelow.
Von ihrem Start-up zu leben, ist ebenfalls nicht leicht. Bislang hätten die fünf nur eigenes Geld in dir Firma gesteckt. In diesem Jahr seien sie erstmals an dem Punkt, sich selbst Gehälter auszuzahlen. Im Vermietungsgeschäft hat die Firma indes schon gut zugelegt. 2018 habe sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht, so Krajci. Und der Platz in der alten Papierfabrik, wo der größere Teil des Teams auch lebt, wird allmählich zu klein. Wenn die Suche nach einem größeren Quartier Erfolg hat, könnte auch der Firmensitz komplett nach Eberswalde verlagert werden. Zur Zeit ist das Unternehmen noch in Freiburg gemeldet.
Wo das mal hingehen soll? Die Vision der selbsternannten "Öklologen"? "Das klingt ein bisschen größenwahnsinnig", schickt Stefan Krajci der Antwort voran. "Aber es geht schon darum, dass man die Wassertoilette ablöst."

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