Die Beschäftigten bekommen rückwirkend zum 1. Januar acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 350 Euro im Monat. "Dieser Abschluss ist einmalig", teilte BVG-Personalvorstand Dirk Schulte nach der Einigung in der Nacht zu Freitag mit. Offen ist, inwieweit die Mehrausgaben über Zuschüsse des Landes gedeckt werden - oder ob die Fahrkartenpreise deutlich steigen.
"Letztlich ist es eine politische Frage, inwieweit die Ticketpreise steigen", sagte Jens Wieseke, der Vizevorsitzende des Fahrgastverbands Igeb. Im Berliner und Brandenburger Nahverkehr sind die Fahrpreise seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gestiegen - im Gegenteil: Das Schüler- und das Azubiticket sowie das Firmenticket werden billiger.
Die rot-rot-grüne Berliner Koalition hatte vor zwei Jahren vereinbart, die Fahrpreise einzufrieren, bis eine Arbeitsgruppe eine neue Tarifstruktur geschaffen hat. Der Tarif wird aber gemeinsam mit Brandenburg gemacht.
Fahrgeld ist der wichtigste Einnahmeposten der BVG. Sie erhalten jährlich zudem gut 600 Millionen Euro vom Land. Der Verkehrsvertrag für die Zeit ab 2020 wird nun ausgehandelt. Die BVG-Aufsichtsratschefin, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne), setzt sich dafür ein, die jährliche Summe für Betrieb und Investitionen auf 1,5 Milliarden Euro zu erhöhen.
Mit dem Tarifkompromiss endet ein kompliziertes Ringen um Mantel- und Entgelttarifvertrag für die 14 500 Mitarbeiter der BVG und ihrer Tochter Berlin Transport mit Verdi und dem Beamtenbund. Vereinbart wurde auch: 1600 Euro Weihnachtsgeld statt wie bisher 1400 Euro, Verbesserungen bei Zulagen und bei der tariflichen Eingruppierung zahlreicher Tätigkeiten.
Nach Gewerkschaftsangaben können die Veränderungen in unteren Lohngruppen in Summe ein Gehaltsplus von mehr als 20 Prozent bewirken. Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt sagte: "Der Abschluss kann sich sehen lassen, da der neue Tarifvertrag einen deutlichen Schritt im bundesweiten Vergleich nach vorne macht."
Mit täglich rund 2,9 Millionen Fahrgästen ist die landeseigene BVG Deutschlands größtes kommunales Nahverkehrsunternehmen. Der neue Manteltarif gilt bis 30. Juni 2020, der Entgelttarifvertrag bis 31. Dezember 2020. Die Einordnung der Tätigkeiten in Entgeltgruppen wurde bis Ende 2023 festgeschrieben. "Damit senden wir zudem eine positive Botschaft an zukünftige Bewerberinnen und Bewerber", sagte Personalvorstand Schulte.
Die ursprüngliche Hauptforderung nach kürzeren Arbeitszeiten für knapp die Hälfte der Mitarbeiter ließ Verdi nach der dritten Runde fallen. Die Arbeitgeber hatten sie stets als unerfüllbar bezeichnet, weil dann 500 zusätzliche Fahrer gebraucht würden. Die seien aber nur schwer zu finden. Verdi will das Thema in der nächsten Tarifrunde aber wieder auf die Tagesordnung setzen.
Mit dem Abschluss steigen die Personalkosten des Landesunternehmens deutlich. Bisher waren es rund 600 Millionen Euro im Jahr, nun kommen einschließlich der Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung 102 Millionen Euro hinzu. Die Arbeitgeber hatten zunächst 60 Millionen Euro angeboten, dann 90 Millionen Euro. Die Gewerkschaft rief zu drei Warnstreiks auf, zuletzt am Montag.
Inwieweit die BVG Vorsorge für höhere Tarife getroffen hat, ist unklar. Der aktuelle Geschäftsbericht liegt noch nicht vor. Für 2018 nannte das Unternehmen kürzlich einen Überschuss von 13,2 Millionen Euro. Ende 2017 hatte die BVG aber auch 679 Millionen Euro Schulden bei Banken.