Regisseur Robert Bohrer beginnt mit einem Blick zurück: Alpenidylle mit Kuhglocken, zu sehen ist ein Schild des FV Oberaudorf mit Eintrittspreisen von 3 Euro (Herren) und 2 Euro (Damen). Hier hatte die trophäenreiche Laufbahn des späteren Weltmeisters begonnen.
Ein "kleiner Pummel" sei der junge Basti gewesen, aber "rotzig frech und so selbstbewusst", erinnert sich Jan Pienta, einst Bayern-Scout. Er ist einer der weniger bekannten Weggefährten, die bei den Preisungen in dem 112-Minuten-Film zu Wort kommen. Ansonsten ist viel Fußball-Prominenz vertreten, die über den "Fußballgott" einer Fan-Generation spricht. "Das war nicht so zu erkennen, dass der solch eine Karriere macht. Wenn das einer erzählt, der lügt", sagt Förderer Hermann Gerland.
Mit seinem Chef Uli Hoeneß eckte der junge Schweini, der gerne mit der Frisur experimentierte, früh an. Nach dem ersten Tor-Glück für die Bayern-Profis küsste der schussgewaltige Mittelfeldspieler 2003 ein Haarband – was der damalige Manager überhaupt nicht lustig fand. "Der soll Fußball spielen und keinen Schauspieler machen", hat Hoeneß damals im TV geschimpft. Jetzt sprechen beide in einem Film, in dessen Titel die Zahlen von Schweinsteigers Trikotnummern enthalten sind. Mit der 31 lief er für FC Bayern auf, im Nationalteam war es die 7.
Der WM-Triumph 2014 war der sportliche Höhepunkt, über den Bundestrainer Joachim Löw im Film so gerne wie über den Protagonisten spricht. "Eigentlich war ich immer schon ein Fan von Basti und das werde ich immer bleiben", sagt er. Das Halbfinal-Aus 2006 gegen Italien war für Produzent Til Schweiger tränenreich, wie er in seinem ersten Dokumentarfilm verriet. Eine WM später ernannte Löw Schweini zum "emotionalen Leader", mit einem Handtuch um die Hüfte begrüßte er Kanzlerin Angela Merkel in der Kabine. Vier weitere Jahre danach jubelte die Regierungschefin auf der Tribüne mit, als Schweinsteiger im Finale gegen Argentinien verletzt einen heroischen Kampf lieferte. "Das nennt man Held. Ein Held opfert sich auf", so Schweiger.
Schweiger und Schweinsteiger kennen sich seit vielen Jahren. Amüsant ist im Film eine Führung durch die Tiefgarage am Vereinsgelände des FC Bayern. Der Verweis auf einen rosafarbenen Audi, der Franck Ribéry gehöre, sorgt bei Schweiger & Co. für Erheiterung. Bei Pasta tauschen sich Produzent und Protagonist über verschossene Elfmeter aus.
Schweinsteiger weinte 2012 nach seinem Pfostenschuss im verlorenen Champions-League-Finale, Jugendfreund Felix Neureuther litt mit. Tränen sah der frühere Skistar bei Schweinsteiger auch auf dessen Hochzeit mit Tennis-Größe Ana Ivanovic.
Sie verrät ihren ersten Satz auf Deutsch, den ihr der Ehemann beibrachte: "Nein Danke, ich bin glücklich verliebt." Übermäßig viel Privates erfährt man in dem Film von dem Sportlerpaar nicht. Aber es sind schöne Bilder der Hochzeit in Venedig zu sehen. Papa Fred und Bruder Tobias geben ein paar persönliche Momente und private Filmchen der Familienzeit preis.
Der sportliche Weg Schweinsteigers wird mit vielen emotionalen Bildern nachgezeichnet; bewegend ist die Abschiedsrede von Schweinsteiger, der immer wieder von Fußballgrößen gerühmt wird. "Bastian hat es geschafft, mit dieser gewissen Unbeschwertheit alles im Fußball zu erreichen, was es gibt – und ist sich dabei immer treu geblieben", bilanziert Oliver Kahn.
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