Der Direktor des Internationalen Literaturfestivals Berlin, Ulrich Schreiber, gibt seinen Posten ab. Er werde zum 31. März zurücktreten, hieß es in einer Mitteilung am Montag. Die Senatskulturverwaltung und Schreiber bestätigten die Angaben. Er hatte das Literaturfestival vor mehr als zwei Jahrzehnten gegründet. Das Festival bringt jährlich Autorinnen und Autoren etwa für Lesungen und Gesprächsrunden in die Hauptstadt.
„Ich habe das jetzt 22 Jahre gemacht“, sagte Schreiber der dpa. Auch die 23. Ausgabe habe er noch wesentlich vorbereitet. „Irgendwann ist es, glaube ich, auch gut.“ Er habe jetzt noch etwas mehr Zeit zu lesen und für andere Projekte.
Das Festival, das immer im September im Haus der Berliner Festspiele sowie an diversen Orten in Berlin stattfindet, gibt es seit 2001. Seitdem waren bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu Gast, etwa Margaret Atwood, Bernardine Evaristo, Salman Rushdie und Mario Vargas Llosa. Die nächste Ausgabe ist im September geplant.
Ulrich Schreiber, der das Festival seit Anbeginn leitet, hat sich mit politischen Lesungen und Aktionen weit über das eigentliche Festival hinaus engagiert. So rief das Literaturfestival regelmäßig zu „Weltweiten Lesungen“ auf, zuletzt im November 2022 zur Unterstützung der Proteste im Iran. 2015 gründete Schreiber den Ableger Internationales Literaturfestival Odessa. Auch Dichter wie Liao Yiwu, Ai Weiwei, Salman Rushdie und Herta Müller sind dem Festival freundschaftlich verbunden.
Diskussionen über Arbeitsklima und Führungsstil
Im vergangenen Jahr hatte es allerdings auch Diskussionen über Arbeitsklima und Führungsstil gegeben, darüber hatte die „taz“ berichtet. Schreiber wies damals etwa in der „Berliner Zeitung“ Vorwürfe zurück und räumte auch Fehler ein. „Ich habe mein Wort hin und wieder erhoben“, sagte er auch am Montag. Kündigungsdrohungen seien aber „mitnichten an der Tagesordnung“ gewesen. „Das Arbeitsklima ist entschieden besser geworden.“ Auch auf die Arbeitsbelastung hätten sie geachtet. Seine jetzige Entscheidung habe eher nichts mit der Diskussion zu tun, sondern er denke schon einige Jahre darüber nach.
In der Mitteilung bedankte er sich etwa bei Autoren und Mitarbeitern. Dem Festival bleibe er verbunden. Er freue sich, es mit dem Trägerverein in der Förderperiode bis 2025 weiter begleiten zu können, wurde Schreiber zitiert. Das Festival wird von der Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik getragen und öffentlich gefördert. Der Vorstand der Stiftung werde über seine Nachfolge bestimmen, sagte Schreiber, der dem Verein angehört.
Der 71-Jährige sagte auch, das Programmteam des Festivals sei gut aufgestellt. In der Mitteilung erinnerte er an seine Anfangszeit. „Seit meiner Frage auf dem Erlanger Poetenfest im August 1998 "Wieso gibt's eigentlich kein Literaturfestival in Berlin?" war es mir eine große Freude und Ehre, die Idee dieses Projektes mit Freundinnen und Freunden zu verfolgen, mit den Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und ehrenamtlichen Kräften umzusetzen und über die Jahre durch programmatische Pointierungen mit Leben zu erfüllen“, hieß es.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth betont Verbindung nach Odessa
Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte, Schreiber habe Berlin mit dem Festival „als Literaturmetropole international bekannt gemacht“. Er habe viele Talente gefördert, die renommiertesten Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach Berlin gebracht und durch seinen politischen Fokus Literatur und Gesellschaft immer zusammen gedacht. „Früher als viele andere hat er zudem durch das Literaturfestival Odessa unsere kulturellen Verbindungen zur Ukraine befördert und gestärkt.“
Festival der großen Namen
Zu den Gästen des internationalen Literaturfestivals Berlin (ilb) zählten: Leila Aboulela (Sudan/ Großbritannien), Chimamanda Ngozi Adichie (Nigeria/ USA), Swetlana Alexijewitsch (Ukraine/ Weißrussland), Isabel Allende (Chile), Assia Djebar (Algerien), Tahar Ben Jelloun (Marokko/ Frankreich), John M. Coetzee (Südafrika/ Australien), John Green (USA), David Grossman (Israel), Daniel Kehlmann (Deutschland), Judith Kerr (Deutschland/ UK), Judith Hermann (Deutschland), Robert Menasse (Österreich), Michael Ondaatje (Kanada), Yvonne Adhiambo Owuor (Kenia), Yasmina Reza (Iran/ Frankreich), Arundhati Roy (Indien), Salman Rushdie (Indien/ USA), Elif Shafak (Türkei/ Großbritannien), Charles Simic (Serbien/ USA), Wole Soyinka (Nigeria), Mario Vargas Llosa (Peru/ Spanien), Irvine Welsh (Großbritannien).