Er arbeitete mit Heiner Müller und Thomas Langhoff ebenso wie mit Frank Castorf oder Robert Wilson, kannte die Launen und Macken der Stars, denen er mit seiner Kunst seinen ganz individuellen Stempel aufdrückte. 43 Jahre wirkte der studierte Maskenbildner am DT, davon 23 Jahre als Chef der 14 Werkstätten, in denen die Theaterfiguren ihr passgenaues Aussehen erhielten.
Utzt war ein Perfektionist. Als Literaturliebhaber beschäftigte er sich tiefgehend mit den Charakteren der Figuren, schuf Gesichtermasken von bestürzender Eindringlichkeit und Ausstrahlung. Und das vor allem in Zeiten, als Material nur begrenzt zur Verfügung stand, viel Kreativität und Improvisation nötig waren. Es entstanden nicht "nur" Masken, sondern bleibende Kunstwerke. Mehr als 100 Theaterstücke hat Wolfgang Utzt vom Konzept bis zur Inszenierung betreut. Er unterrichtete an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" und an der Kunsthochschule Weißensee, ließ die nachfolgende Generation teilhaben an einer Kunstrichtung, die meist im Schatten großer Aufführungen agiert.
Und die heute immer rarer wird, bedauerte Bernd Kaufmann, einst Generalbevollbemächtigter der Stiftung Schloss Neuhardenberg, 2018 anlässlich der Verleihung des MOZ-Kunstspreises für das Lebenswerk von Wolfgang Utzt. 2010 waren 120 der bedeutendsten Arbeiten des in Senftenberg geborenen Oderbrüchers – er hatte 1980  den kleinen Letschiner Ortsteil Sydowswiese als seinen Rückzugsort gewählt – noch einmal vereint. Die Stiftung kuratierte die Ausstellung  "In Masken geht die Zeit". Von Neuhardenberg zog sie nach Hamburg und München. Zuvor hatte Utzt bereits in den USA, Finnland, der Schweiz und seinem persönlichen Lieblingsland Japan ausgestellt.
"Er hat die japanische Kunst geliebt", weiß Sylvia Hagen. Die Altlangsower  Bildhauerin schätzte den Feingeist nicht nur als Künstlerkollegen, sondern auch als Freund und wissbegierigen Gesprächspartner. "Er war bis zum Schluss offen und neugierig auf die Menschen, deren Meinung, auf die Welt", sagt sie. Utzt war wie sie langjähriges Mitglied im Förderverein Schul- und Bethaus Altlangsow, warb mit den ihm möglichen Mitteln für Kunst und Kultur auch auf dem Lande.
Und das auch, als die Ära der Maskenbildnerei hinter ihm lag. Wolfgang Utzt hatte schon vor Jahren dafür gesorgt, dass ein großer Teil seines Schaffens gut verwahrt bleibt – in der Stiftung des Stadtmuseums Berlin, im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und im Theatermuseum München.
2015 wechselte Utzt noch einmal das Metier, wurde selbst Autor. Er wollte für seine Enkeltochter ein besonderes Buch kreieren. "Das Gürteltier kam nachts um vier", so der Titel, lädt zu einem besonderen Streifzug durch die Tierwelt ein. Jedes Tier – vom Raben über den Fuchs, Schlange und Löwe bis hin zum Gürteltier – vermittelt auch eine augenzwinkernde Botschaft hinsichtlich der Marotten des Menschen. Sein ehrgeiziges Ziel, für die zweite Enkelin ein ähnliches Buch zu schaffen, erreichte er nicht. Bleiben werden jedoch unzählige Erinnerungen vieler Weggefährten, die nicht nur seine Werke bewunderten, sondern vor allem sein bis zum Schluss vorhandenes Interesse an Austausch und Disput schätzten. "Er hinterlässt eine große Lücke. Wir werden ihn vermissen", so Sylvia Hagen.

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