Ist es Glück oder Tragik eines Lebens, wenn es ein Film ist, der immer wieder genannt wird und immer in Erinnerung bleibt, wenn es um die Krößner und ihre Filmkarriere geht. Diese Ingrid Sommer in Konrad Wolfs letztem Film, "Solo Sunny", die verzweifelte, unbeugsame, hartnäckige Sunny, die nicht lassen kann von ihrem Traum von einer Karriere als Rocksängerin, auch nicht lassen kann von den Männern, die ihr nicht gut tun – und sie auch ihnen nicht, und die in ihrer tristen Hinterhofwohnung in Prenzlauer Berg mit Blick auf die S-Bahn-Gleise vom Sonnenaufgang dahinter träumt. "Solo Sunny" war Renate Krößners Lebensfilm, er brachte ihr auf der Berlinale 1980 den Silbernen Bären ein und so viel Aufmerksamkeit, dass die DEFA danach keine richtige Verwendung mehr für sie hatte. 1985 verließ sie mit ihrem Mann die DDR.
Schon früh hat die Lehrerstochter aus Osterode im Harz als Schauspielerin am Theater in der Provinz begonnen, in Parchim, Stendal, Dessau, Senftenberg und Brandenburg, war durchs Land getingelt wie Sunny. Doch in den Siebzigern kommen große Rollen für die DEFA, in Filmen von Lothar Warnecke ("Die unverbesserliche Barbara", an der Seite von Cox Habbema), Rainer Simon ("Zünd an, es kommt die Feuerwehr"), Heiner Carow ("Bis dass der Tod euch scheidet", als Freundin von Katrin Sass) und Herrmann Zschoche. Dessen Film "Feuer unter Deck", in dem sie die Restaurantschiff-Besitzerin Carola spielt, kam erst drei Jahre nach Dreh, 1979, ins DDR-Fernsehen – der Hauptdarsteller Manfred Krug hatte 1977 die DDR verlassen.
Mit Manfred Krug gab es auch für Renate Krößner ein Wiedersehen im Westen, als sie eine Rolle in der beliebten Serie "Liebling Kreuzberg" übernimmt. Es folgen diverse "Tatort"- und "Polizeiruf"-Folgen, das, was das westdeutsche Fernsehen für Schauspieler so bereithält, und fünf Jahre an der Seite von Wolfgang Stumph in "Stubbe – Von Fall zu Fall".
Renate Krößner hat sich gut geschlagen und gut gehalten, hat auch wieder Theater gespielt, an der Schaubühne, in Basel und München, sie dreht mit Werner Herzog ("Invincible") und Dani Levy ("Alles auf Zucker!"). Für ihre Rolle in dem Fußballfilm "Nordkurve" erhält sie 1991 den Bundesfilmpreis, für die Rolle einer Mutter, die sich in einen Pater verliebt, in der zwölfteiligen RTL-Fernsehserie "Bruder Esel" den Grimme-Preis und den Goldenen Löwen. Und doch wirken die Filme, wirkt das, was die Filmindustrie ihr anzubieten hat, begrenzt, verglichen mit dem unendlichen Freiheitswillen, der glamourösen Traurigkeit, die "Solo Sunny" ausstrahlt. So werden wir sie erinnern.