Die ungarische Rock-Legende János Kóbor , Gründer und Frontmann der Kult-Band Omega, ist am Montag im Alter von 78 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf das Management der Band. Medienberichten zufolge war der Musiker Anfang November mit einer Corona-Infektion in ein Budapester Krankenhaus aufgenommen worden. Sein Zustand wurde seitdem als kritisch beschrieben.
Omega war wohl die erfolgreichste Band der ungarischen Pop-Geschichte. Das 1962 gegründete Ensemble gab 17 Alben heraus, die weltweit 50 Millionen Mal verkauft wurden. Im damaligen Ostblock maß man den Rockern aus Budapest den gleichen Status zu wie den Rolling Stones.
Regen in Berlin, gutes Wetter in Frankfurt
Legendär sind die beide Konzerte von 1982 im Berliner Plänterwald, wo Omega im strömenden Regen ohne Bühnenüberdachung vor 35.000 Fans spielte. Wenige Tage zuvor trat die ungarische Rockband auf der Freilichtbühne in Frankfurt (Oder) auf – bei gutem Wetter.
Laut der Fanseite omegafreunde.de spielte die Gruppe auf einer gemieteten Anlage; sie sei dennoch gut drauf gewesen, heißt es. Sie hatte damals gerade ihre Space-Phase, und die Musiker traten in Raumanzügen auf. Etwa 2300 Besucher sahen das von der FDJ-Bezirksleitung organisierte Konzert in der Frankfurter Freilichtbühne. Einige Jahre später, 1986, tourten Omega erneut durch die DDR. Eines der vier Konzerte spielte die Gruppe auf der Freilichtbühne in Ketzin bei Brandenburg an der Havel.
Wegen Konflikten mit der DDR-Bürokratie trat die Band danach kaum noch in der DDR auf. Der Omega-Song „Das Mädchen mit dem Perlenhaar“ wurde unter anderem von Frank Schöbel („Schreib es mir in den Sand“) und den Scorpions („White Dove“) gecovert.
Blonde Mähne als Markenzeichen
Kóbor diplomierte an der TU Budapest als Bauingenieur, übte aber den Beruf wegen der Musik nie aus. Als charismatischer Lead-Sänger von Omega begeisterte er mit seiner blonden Mähne die Massen. Das lange blonde Haar als Markenzeichen legte er selbst im gesetzteren Alter nicht ab. Auch der für ihn kennzeichnende Elan und sein Tatendrang verließen ihn bis zuletzt nicht.
Dabei sollte Omegas jüngstes Album mit dem bezeichnenden Titel „Testamentum“ (Testament) definitiv das letzte bleiben. Als es Ende 2020 herauskam, waren unmittelbar zuvor der Keyboarder Laszlo Benkö und der – schon länger nicht mehr auftretende – Bassist Tamás Mihály gestorben. Kóbor sprach dennoch davon, in irgendeiner Form weitermachen zu wollen.
Er wollte sich nicht impfen lassen
In einem Interview meinte Kóbor, dass er sich nicht gegen Corona impfen lassen werde, weil sein eigenes Immunsystem stark genug sei. Als bald 80-Jähriger sei er nie ernsthaft erkrankt. Am Ende beteten tausende Fans für die Gesundheit ihres im Krankenhaus liegenden Idols. Es sollte nichts mehr helfen. Kóbor hinterlässt seine Ehefrau, die gemeinsame 14-jährige Tochter sowie einen erwachsenen Sohn aus erster Ehe.