„I don‘t believe in Beatles, I just believe in me… The dream is over“ - vor fast genau 50 Jahren sang John Lennon diese Liedzeilen im Song „God“ und beendete damit nicht nur sein erstes Soloprojekt, sondern auch einen Lebensabschnitt. Die Fab Four waren für den damals größten Rockstar der Welt Vergangenheit.

Abschied von den Beatles

Die Zukunft hieß „Plastic Ono Band“, Lennons erstes Album, das er ohne die ebenso berühmten Mitstreiter aufgenommen hatte. Na, fast zumindest. Denn die Felle bearbeitete wiederum Ringo Starr. Dieser, Lennon und Bassist  Klaus Voorman sowie Phil Spector als Produzent, mehr standen nicht bereit. Die schmale Besetzung zugleich Zeichen der neuen Einfachheit, mit der sich der Ex-Frontmann nun einer neuen musikalischen Wirklichkeit widmete. Zu der gehörte ganz klar auch Yoko Ono, die ohnehin schon immer eine andere Sicht auf die Dinge hatte. Und so wurde natürlich auch „Plastic One Band“ von ihr maßgeblich inspiriert. Zuweilen hört man Ableitungen der Urschreitherapie, die das Paar zusammen mit Dr. Arthur Janov praktizierte.

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Zum halben Jahrhundert des Solo-Albums gibt es eine Vielzahl verschiedener Veröffentlichungsformate, die, wenn gewollt, auch den letzten Schnipsel der Aufnahmesessions enthalten. Der Purist greift natürlich zur Vinyl-Ausgabe. Die bietet mehr als das originäre Hörgefühl. Zwei schwarze, 180 Gramm schwere Scheiben im Gatefold-Cover erhält der geneigte Fan. Dazu gibt es die Replicas der Original-Innenhüllen, ein achtseitige Booklet sowie das berühmte War-is-over-Poster. Und natürlich das Original-Album. Das hat Tonmagier und Grammy-Gewinner Paul Hicks in den Abbey-Road-Studios anhand der originalen Mehrspuraufnahmen und modernster Techniken für die Audiotransfers neu abgemischt. Unter den wachsamen Ohren und unter Aufsicht von Yoko Ono Lennon.

Zurück in den Abbey-Road-Studios

Die Aufnahmen klingen frisch, mit breiter Bühne, ohne das die, wenngleich kleine Besetzung in ihre Einzelteile zerfällt oder der Klang zu analytisch wird. Der Sound kommt mit ordentlich Druck aus den Boxen, was wohl der größte Unterschied zum Original sein dürfte. Andererseits hat man nie das Gefühl, dass die Musik aufgepeppt worden wäre. Sicherlich vermochte es Hicks hier gekonnt, zu verbessern, ohne den Charakter des Originals zu verfälschen. Und so klingt die Mother-Glocke zum Auftakt immer noch ein wenig schräg wie einst.

Musikalische Dreingabe

Musikalische Dreingabe ist je ein Outtake zu jedem Song, der sich von der Vorlage unterscheidet. Etwa fehlen nun die Glocken bei „Mother“, es wurde Effekte weggelassen, Überlagerungen, Hall etc. Das lässt die Songs tatsächlich ursprünglicher wirken, fast wie bei einer unplugged Session. Das Ohr ist aufnahmefähiger für Feinheiten. Und so hat die Frischzellenkur für Scheibe Zwei hörseitig deutlich größere Auswirkungen. Mitunter glaubt man fast, einen anderen Song zu vernehmen. Sehr gelungen. Gleiches gilt schließlich für die Pressung, die ohne Makel daherkommt. Musikalisch wie technisch ein rundes Paket.

John Lennon: Plastic Ono Band

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