Die New York Times bezeichnete Kraftwerk einst als die Beatles der elektronischen Musik. Und in der Bedeutung für andere Künstler des Genres ist dies sicher nicht zu hoch gegriffen. Von David Bowie über New Order bis Depeche Mode fühlten und fühlen sich Musiker von der Düsseldorfer Band beeinflusst. Doch deren Bedeutung geht längst über das Musikalische hinaus.

Einfluss auf Depeche Mode, David Bowie und New Order

Denn dass man sich an das Quartett heute noch erinnert, obwohl vor einer gefühlten Ewigkeit das letzte Album erschienen und davor zum Vorgänger ebenfalls eine gefühlte Ewigkeit vergangen ist, liegt auch am geschickten Auftreten von Rolf Hütter und seinen Mitstreitern. Statt neuen Materials tauchten die Elektronik-Pioniere immer wieder live und mit besonderen Installationen auf. Vor drei Jahren schließlich erschien das Gesamt- ohne das Frühwerk auf CD. Und nun scheint die Zeit reif, den Kreis zu schließen.
Denn berühmt geworden sind Kraftwerk mit ihrem digitalen Sound, als dieser nur analog wiedergegeben werden konnte. Aktuell veröffentlicht die Mensch-Maschine ihre wegweisenden Alben komplett neu auf Vinyl. Nach digital-digital folgt nun also digital-analog.

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Doch Kraftwerk wären nicht, wer sie sind, wenn das einfach nur so geschehen würde. Nein, neben der zeitgemäßen Pressung auf Heavyweight-Vinyl kommen die 180-Gramm schweren Scheiben zum Hörer auch in verschiedenen Farbvarianten. Diese orientieren sich dabei am originalen Artwork. Autobahn entsprechend der offiziellen Beschilderung in Blau, Tour de France zweifarbig weil Doppel-LP in Rot und Blau, Radio-Aktivität in grellem Gelb und The Mix in schlichtem Weiß beispielsweise. An letzterer Version verdeutlicht sich zudem, dass eine Schallplatte auflegen heute mehr als Musik hören ist. Denn auf der weißen, im Gegensatz zu den anderen Farben nicht transparenten Version, ist die Rille so gut wie unsichtbar, wird der richtige Startpunkt für die Nadel fast zum Abenteuer. Und auch danach zieht die weiße Scheibe die Blicke magisch auf sich. Das ist geradezu Musik zum anschauen.

Perfekte analoge Welle

Die natürlich auch einen Klang hat. Auf Basis des Remasters von 2009 sind die Pressungen qualitativ sehr hochwertig, erreicht der digitale Klang als perfekte analoge Welle das Ohr. Dem soliden Bassfundament folgen Mitten wie auch Höhen in der fürs Vinyl typischen etwas weicheren Wiedergabe. Es fehlt die scharfe Abgrenzung zwischen den einzelnen Bestandteilen, wie sie der direkte Vergleich zur CD liefert. Und obwohl ja keine klassische Band im Studio stand, sind die einzelnen „Instrumente“ klar zu verorten, baut sich vor dem Hörer eine richtige Bühne auf. Der Sound wirkt homogen, man spielt mit- und nicht nebeneinander.
Das Gesamtpaket passt und gehört einfach in jede gut sortierte Plattensammlung.

Kraftwerk Der Katalog 12345678

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