Den Vater verloren, Queen aufgelöst und Freddy Mercury gestorben, sich von der Frau getrennt, eine neue Beziehung eingegangen - die Zeit zwischen 1988 und 1992 bezeichnet Brian May rückblickend als Stress pur. Seine Therapie dagegen war „Back to the Light“, das erste Solo-Werk des Queen-Gitarristen. Rund 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung wurde das Album wieder aufgelegt.
Ein Stück der Zeit, ein Stück von Queen
Für May war auch dies nach eigener Aussage eine durchaus aufregende Angelegenheit. Denn die zwölf Tracks wiederspiegelten natürlich seine damalige Seelenlage. Andererseits, der Longplayer enterte seinerzeit die Top Ten der britischen Charts und „Too Much Love Will Kill You“ war bereits vor dem Release vom Freddie Mercury Tribute Concert im April 1992 weltweit bekannt. May, auch Songschreiber der Königlichen, galt als ein ganz wichtiger Part von Queen. Da konnte doch nichts schief gehen.
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Alte Fans und neue Connoisseurs wählen natürlich die aktuelle Ausgabe auf 180-Gramm Vinyl. Auch wenn das Original in einer Zeit des Übergangs von der rein analogen hin zur digitalen Aufbewahrung von Musik erschienen ist, so wird nur die Schallplatte dem Spirit von einst wirklich gerecht. Auch, weil der gewisse Schmelz, der dem zumeist schwarzen thermoplastisches Polymer eigen ist, dem Sound Wärme mitgibt. Die war untrennbarer Bestandteil der Musik von Queen, die stets zwischen den Stilen, mitunter auch Genres wandelte. Und May als erste Gitarre der Band zeichnete für den unverwechselbaren Sound verantwortlich.
Unverwechselbarer Sound
Dem entkommt man im besten positiven Sinne natürlich auch nicht beim Solowerk des Saitenkünstlers. Gerade die A-Seite ist Beleg dafür. Viele der Tracks hätten auch gut zur Stimme von Freddy Mercury gepasst. Daher spielt beim Empfinden des Sounds vielleicht auch ein wenig Wehmut nach der guten alten Queen-Zeit mit. Tatsächlich war mit Bassist John Deacon noch ein weiterer Mitstreiter der alten Combo teilweise involviert. Ansonsten hat May die meisten Instrumente selbst eingespielt.
A-Seite grandios
Das alles hört sich auch nach drei Dekaden noch grandios an. Kein Wunder, mit Bob Ludwig hat der Pabst der Mastering Ingenieure selbst Hand an die Originalbänder gelegt, die in Allerton Hill Studios aufgenommen wurden. Detailliert und auf breiter Bühne kommen die Songs daher - alles weit weg von einer Ein-Mann-Show. Der Sound ist voller Druck, mit jeder Menge treibendem Rhythmus. Hier sei vor allem wieder die erste Seite genannt, so als wollte May damals den Schwung von Queen mit in eine neue Solo-Zeit nehmen. Auf der Rückseite dann wird’s mitunter ruhiger, mit „Last Horizon“ ist gar ein Instrumental an Bord. Die zweite Hälfte zeigt May als stilistisch vielseitigen Musiker. Fast allen Tracks aber ist gemein, dass sie ohne Frage als sehr zeitlos daherkommen. Guter Rock’n’Roll kennt eben kein Alter.
Brian May: Back to the Light
Universal Music