- Nachdem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, sind die Spritpreise in Deutschland auf mehr als zwei Euro pro Liter gestiegen
- Am Dienstag, 15.03. kostete laut ADAC Superbenzin der Sorte E10 im Durchschnitt 2,192 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,292 Euro
- Wird Tanken in Deutschland bald noch teurer? Sind drei Euro pro Liter möglich?
Nach einem erneuten kräftigen Preisanstieg in der vergangenen Woche haben sich die Spritpreise laut ADAC "auf sehr hohem Niveau" stabilisiert. Wie der ADAC am Mittwoch mitteilte, stieg der Dieselpreis im Vorwochenvergleich um 14,2 Cent auf durchschnittlich 2,292 Euro je Liter. Der Benzinpreis kletterte um 8,9 Cent auf durchschnittlich 2,192 Euro. Der dramatische Anstieg scheine jedoch "fürs erste gestoppt" zu sein.
Zuletzt hatten sich auch die Ölpreise auf dem Weltmarkt stabilisiert, erklärte der ADAC. Ein Barrel der Sorte Brent werde derzeit für rund 100 Dollar (90,89 Euro) gehandelt, dies entsprach einem Preisrückgang um 25 Dollar im Vergleich zur Vorwoche. Der Grund, weshalb die Preise an den Tankstellen trotz des gesunkenen Rohölpreises zunächst nicht zurückgingen, liege in den Marktverwerfungen durch den Ukraine-Krieg. Zudem verdienten die Mineralölkonzerne in ihrem Raffineriegeschäft "derzeit kräftig mit", kritisierte der ADAC.
Bundeskartellamt soll die hohen Spritpreise prüfen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat das Bundeskartellamt um eine Prüfung der derzeit sehr hohen Spritpreise gebeten. Die Behörde solle "bei jeglichem Hinweis auf missbräuchliches Verhalten tätig" werden, erklärte Habeck am Mittwoch. Die Stärke der Konzerne am deutschen Kraftstoffmarkt sei "seit langem ein strukturelles Problem". Es sei nicht akzeptabel, dass Unternehmen aus der aktuellen Situation "unangemessene Gewinne schlagen", kritisierte Habeck.
Sollten sich aus der Beobachtung der Diesel- und Benzinpreise Hinweise auf ein missbräuchliches Verhalten ergeben, werde die Bundesregierung entsprechende gesetzliche Maßnahmen vorbereiten. Ziel sei es dann, eine bessere kartellrechtliche Marktüberwachung zu ermöglichen. Das Bundeskartellamt soll demnach auch die Lage auf dem deutschen Markt mit der Preisentwicklung in anderen EU-Ländern vergleichen.
Warum ist Diesel teurer als Benzin?
Der momentan starke Dollar verstärkt den Effekt der steigenden Ölpreise noch einmal, da Öl in Dollar gehandelt wird und deutsche Käufer in Euro bezahlen. Dass Diesel momentan teurer als Benzin ist, liegt auch an der gestiegenen Nachfrage nach dem ähnlichen Heizöl. Außerdem reduzieren Importeure die Einfuhr von Diesel aus Russland.
Kosten Benzin und Diesel bald drei Euro pro Liter?
Einige Kraftstoffexperten halten es für möglich, dass die Spritpreise bald auf drei Euro pro Liter steigen. Unter anderem geht die Rostoffexpertin der Dekabank Gabriele Widmann davon aus. Der Ölpreis werde sich zwar nach einiger Zeit wieder beruhigen, aber trotzdem hoch bleiben, sagte sie zu RTL/NTV. „Wir werden dauerhaft höhere Energiepreise haben, weil die günstige Energie aus Russland jetzt Vergangenheit ist. Wir werden nicht mehr so eng mit Russland zusammenarbeiten – egal, wie sich der Konflikt auflöst.“ Autofahrer müssten sich an Diesel- und Benzinpreise von mehr als zwei Euro pro Liter gewöhnen.
Sogar Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schloss gegenüber NTV nicht aus, dass Benzin und Diesel drei Euro pro Liter kosten können.
Bundesregierung will Bürger wegen hoher Spritpreise entlasten
Die Bundesregierung ringt angesichts der explodierenden Preise weiter um eine Entlastung der Bürger beim Tanken und Heizen. Eine neunköpfige Kommission mit Vertretern der Ampel-Fraktionen soll die Vorstellungen von SPD, Grünen und FDP nun vereinen. SPD-Vizechefin Anke Rehlinger drängte am Dienstag auf eine schnelle Entscheidung. „Der Bund sollte noch in dieser Woche ein konkretes Signal an die Bürger senden, dass sie bei den steigenden Preisen für Heizen und Tanken entlastet werden“, sagte die saarländische Wirtschaftsministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Finanzminister Christian Lindner hatte den befristeten staatlichen Zuschuss ins Spiel gebracht. Er will den Spritpreis damit auf unter zwei Euro pro Liter Diesel oder Benzin drücken. Die konkrete Ausgestaltung ist offen. In der „Rheinischen Post“ rechnete der FDP-Politiker vor, 40 Cent Entlastung pro Liter für drei Monate würden den Staat 6,6 Milliarden Euro kosten.
CDU/CSU fordert Steuersenkungen auf Benzin und Diesel
Angesichts stark steigender Energiepreise wegen des Kriegs in der Ukraine dringen führende Unionspolitiker auf eine Senkung der Mehrwertsteuer für Kraftstoffe wie Benzin. Der Satz müsse "so schnell wie möglich" von 19 auf sieben Prozent reduziert werden, sagte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder am Montag in München. Insgesamt sei wegen der Situation in Deutschland eine "sofortige Energiepreisbremse" nötig, insbesondere im Bereich von Kraftstoffen.
Auch der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) forderte eine "Spritpreisbremse" in Form von Steuersenkungen. "Die Energiesteuern und die Mehrwertsteuer auf Spritpreise müssen kurzfristig gesenkt werden", schrieb Hans am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Söder brachte zugleich eine mögliche Senkung der Mehrwertsteuer auf null über entsprechende Beschlüsse auf EU-Ebene ins Gespräch. Auch dies sei zeitlich befristet möglich, sagte er. Parallel sprach sich der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, für eine befristete Absenkung der Mehrwertsteuer auf Benzin aus. Es gehe um ein "klares Signal gegen die enormen Preissprünge", sagte er in München an der Seite Söders.