Eine Frau in Sachsen-Anhalt erkrankte schwer, nachdem sie sich mit dem Borna Virus infiziert hatte. Die Frau aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist offenbar bereits seit Monaten erkrankt. Sie befindet sich aktuell nach Angaben des MDR in einem Pflegeheim und ist nicht ansprechbar. Auch das Robert-Koch-Institut bestätigte: Die Erkrankung entstand durch eine Infektion mit dem Borna Disease Virus 1, ein Virus, das sonst eigentlich nur Nutztiere befällt.
- Was ist das Bornavirus und wie wird es auf den Menschen übertragen?
- Was sind die Symptome einer Erkrankung?
- Wie gefährlich ist das Virus?
- Wo gab es bisher weitere Fälle beim Menschen?
Bornavirus beim Menschen: Wie wird es übertragen?
Das Borna Disease Virus 1 ist eine sogenannte Zoonose, also eine Krankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird. Laut RKI wird das Virus durch die Feldspitzmaus übertragen. Die Spitzmaus trägt dabei das Virus lebenslang mit sich, ohne dass sie krank wird. Pferde, Schafe und andere Nutztiere kommen beim Fressen mit infizierten Mäusen oder deren Kot und Urin in Kontakt, wodurch sie das Virus in sich aufnehmen. Wie die Übertragung auf den Menschen funktioniert, ist noch Gegenstand aktueller Forschung, es gibt aber mehrere Vermutungen. „Am wahrscheinlichsten ist, dass sich der Mensch ebenfalls über den Kontakt mit Ausscheidungen von Spitzmäusen ansteckt“, schreibt das RKI. Direkter Kontakt mit der Feldmaus scheint dabei nicht notwendig zu sein – was darauf hindeutet, dass die Viren längere Zeit in der Umwelt infektiös bleiben. Infektionswege können sein:
- Verunreinigte Lebensmittel/Wasser
- Einatmen des Virus durch kontaminierten Staub
- Kontakt oder Biss einer Spitzmaus
Möglicherweise spielen auch andere Tiere eine Rolle, z.B. Katzen, die Spitzmäuse jagen. Auch Katzen können sich mit dem Bornavirus infizieren, es sind aber nur wenige Fälle bekannt.
„Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr unwahrscheinlich. Andere Tiere als Spitzmäuse gelten ebenfalls als nicht-infektiös für Tier und Mensch,“ so das RKI.
Symptome des Bornavirus: Kopfschmerzen, Fieber – tödlicher Verlauf
Die Patienten, die nachweislich mit dem Bornavirus erkrankt waren litten an folgenden Symptomen:
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Neurologische Auffälligkeiten: Sprachstörungen, Probleme beim Gehen, Desorientierung
- Gehirnentzündung
- Im Weiteren Verlauf: Koma
In den meisten bekannten Fällen war beim Menschen der Verlauf tödlich. Die Inkubationszeit reicht von Wochen bis Monaten – im aktuellen Fall in Sachsen-Anhalt zeigte die Betroffene bereits seit Januar 2020 Symptome.
2017 war eine Person in Brandenburg an dem Virus gestorben. Es gibt aktuell keine bekannte Therapiemöglichkeit.
Der aktuelle Fall in Sachsen-Anhalt ist nach einem Fall in Thüringen der dritte bestätigte Fall nördlich von Bayern, wo bisher die meisten Fälle registriert wurden. Zwischen 2017 und 2019 waren es jährlich zwei Fälle. Insgesamt hat es in Deutschland bisher eine zweistellige Zahl an Infektionen gegeben. Dabei waren alle Altersgruppen und beide Geschlechter betroffen. Betroffene leben meistens im ländlichen Raum.
Infektion mit dem Bornavirus: Wie kann man die Krankheit verhindern?
Nach Angaben des RKI ist nicht ganz klar, wie die Infektionsketten der aktuellen Fälle sind. Man geht davon aus, dass der Kontakt mit der Spitzmaus selten passiert und daher die Krankheit auch selten unter Menschen verbreitet wird. Potenzielle Risiken sind Arbeiten und Aktivitäten im Freien, z.B: in der Land- und Forstwirtschaft. Zudem empfiehlt das RKI:
- Spitzmäuse nicht als Haustiere halten
- Tote und lebende Spitzmäsue nicht mit den bloßen Händen anfassen
- Bei vorhandener Population von Spitzmäusen: Nahrungsquelle entziehen, damit kein Kontakt entstehen kann
Verbreitungs- und Lebensraum der Feldspitzmaus
Das Verbreitungsgebiet der Feldspitzmaus umfasst Mittel- und Südosteuropa sowie das südwestliche Asien. Die Tiere bewohnen waldfreie Lebensräume wie Brachen, Grünland, Wegränder, Felder und Gärten vom Flachland bis in etwa 700 Meter Höhe. Sie wechseln zu bestimmten Jahreszeiten in deckungsreicheres und feuchteres Gelände. Vor allem im Bereich der nördlichen Verbreitungsgrenze ist die Art eng an menschliche Siedlungen gebunden; so ist sie in Polen in größeren Städten viel häufiger als in Kleinstädten und Dörfern. Ansonsten werden Häuser vor allem zur Überwinterung aufgesucht.