Ein braun angelaufener Sellerie? Eine angeschnittene und angetrocknete Möhre? Mehlig gewordene Äpfel? Diese Zutaten müssen nicht im Müll landen. Stattdessen kann daraus mit etwas Geschick und dem richtigen Rezept noch ein kleines Menü werden. Obendrauf kann das lecker sein - und sogar gesund. Das zeigt sich bei einer „Küchenpartie“ in Lübben.
Ernährungsberaterin Anja Heinrich aus Lutherstadt Wittenberg leitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Auf dem Speiseplan stehen neben den Sellerieschnitzeln Shakshuka – ein Eiergericht mit Tomatensauce und anderem Gemüse -, ein Salat mit Linsen und zum Nachtisch ein Apfelcrumble mit Vanillequark.

In Lübben gibt es einen Crumble aus alten Äpfeln

„Die Shakshuka ist super, um Gemüsereste zu verwenden“, erklärt Heinrich. Da könne auch mal eine angetrocknete Möhre oder eine ältere Paprika hineinkommen. Die Linsen im Salat seien eine sehr gute pflanzliche Proteinquelle. „Außerdem konnten wir altes Brot zu Croutons verarbeiten“, sagt Heinrich. Für den Nachtisch habe sie ältere Äpfel mitgebracht. „Die waren schon mehlig, das mögen viele nicht.“ Sie habe aber zeigen wollen, dass auch dieses Obst noch einen guten Nachtisch ergeben könne.

Kochen klimafreundlich und ohne Reste – weitere Tipps

● Lebensmittel übrig, aber keine Idee, was man daraus kochen kann? Die Initiative „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gibt Rezepte-Tipps. Man kann die Rezepte nach Zutaten sortieren.
● Die Verbraucherzentrale Brandenburg bietet einen Saisonkalender für Obst und Gemüse zum Download oder als App. So soll der Einkauf von regional angebauten Lebensmitteln leichter werden.
● Die Initiative „Küchenpartie im Land Brandenburg“ fördert gemeinsame Kochaktionen von Seniorinnen und Senioren mit Kindern. Lokale Initiativen können sich dafür bei der Vernetzungsstelle Brandenburg melden.
Die Initiative „Küchenpartie in Brandenburg“ ist ein Projekt, um Kinder und Seniorinnen beziehungsweise Senioren zum Kochen zusammenzubringen. Thema der Veranstaltung in Lübben ist „Umweltparty – klimafreundlich & restlos“. Also gibt es zu Beginn einige Informationen, zum Beispiel darüber, wie hoch der Ausstoß von Treibhausgasen bei der Produktion von bestimmten Lebensmitteln ist. Anschließend geht es an den Herd.
Klimafreundliches Essen – darüber haben sich die meisten Anwesenden noch nicht viele Gedanken gemacht. Aber zum Thema Resteverwertung haben insbesondere die Älteren einiges zu erzählen. Die 83-jährige Ilse zum Beispiel, die regelmäßig für sich zu Hause kocht. „Ich schmeiße nichts weg“, sagt sie bestimmt, während sie Knoblauch in kleine Stücke schneidet. Bei ihr kommen die Gerichte auf den Tisch, die sie von ihrer Mutter gelernt hat, zum Beispiel Kartoffelsuppe oder Kohlrouladen. „Ich koche für drei Tage, zwei esse ich und eine Portion friere ich ein.“
Stolz erzählt sie von ihrem Garten, in dem Mohrrüben, Bohnen und Tomaten wachsen, genauso wie verschiedene Beeren. Viele Reste schmeißt sie auf den Kompost. „Wenn mal Brot trocken wird, mache ich daraus eine Brotsuppe“, sagt Ilse und nickt energisch.
Welchen Einfluss hat unser Essen, hat die Wahl der Lebensmittel auf den Klimaschutz? Saphira, Merle und Noah haben bei der "Küchenpartie" in Lübben einiges darüber gelernt - und manches neue Rezept ausprobiert.
Welchen Einfluss hat unser Essen, hat die Wahl der Lebensmittel auf den Klimaschutz? Saphira, Merle und Noah haben bei der "Küchenpartie" in Lübben einiges darüber gelernt - und manches neue Rezept ausprobiert.
© Foto: Sandra Ketterer
Der elfjährige Noah hilft manchmal auch zu Hause in der Küche mit, erzählt er. Der Schüler der Jenaplan-Grundschule in Lübbenau kennt das Thema Resteverwertung von zu Hause. „Wir schmeißen nichts weg“, sagt er. Schließlich hätten sie Hühner, die bekämen einiges von dem, was übrigbleibe. Sein Mitschüler Ben ist besonders von den Informationen zur Butter beeindruckt. Die große Menge an Methangas, die Rinder ausscheiden, und der negative Effekt des Gases auf die Atmosphäre – das war ihm so noch nicht bewusst.

Mit anderem Rezept kochen kann ältere Lebensmittel aufpeppen

Saphira (10), ebenfalls von der Jenaplan-Grundschule, findet den Tipp gut, wie nicht mehr ganz frische Lebensmittel verwendet können. Sie steht am Herd und brät die Sellerie. „Man kann aus dem Gemüse noch Schnitzel machen, auch wenn es nicht mehr ganz so gut aussieht.“ Schließlich werde es ja geschält und paniert. Auch sie hilft hin und wieder in der Küche, kocht mit ihrem Vater Sternchensuppe und mit der Mutter beispielsweise Kartoffeln.
Großes Interesse am nachhaltigen Essen beim Treff "Seelenzeit" des Deutschen Roten Kreuzes in Lübben: Zur  "Küchenpartie" kamen auch Antje Töpfer, Staatssekretärin für Verbraucherschutz (5.v.l. hinten) und Lübbens Bürgermeister Jens Richter (4. v. l. hinten).
Großes Interesse am nachhaltigen Essen beim Treff "Seelenzeit" des Deutschen Roten Kreuzes in Lübben: Zur "Küchenpartie" kamen auch Antje Töpfer, Staatssekretärin für Verbraucherschutz (5.v.l. hinten) und Lübbens Bürgermeister Jens Richter (4. v. l. hinten).
© Foto: Sandra Ketterer
„Viele Menschen wissen gar nicht, wie viele Ressourcen für die Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden“, erzählt Heinrich. Die „Küchenpartie“ sei eine Möglichkeit, sie darauf aufmerksam zu machen. „Sie können zum Klimaschutz beitragen, indem sie weniger Fleisch und mehr Gemüse essen.“ Das Gute: Die Tipps zur Nachhaltigkeit deckten sich mit den offiziellen Empfehlungen für ausgewogene Ernährung.