Für Armin Laschet läuft der Kanzler-Wahlkampf gerade suboptimal. Sein unbedachtes Grinsen während der Flutkatastrophe hat nicht nur ihm selbst, sondern auch seiner Partei geschadet. Da kam so ein staatsmännischer Kurzbesuch in Warschau gerade recht. Selbst wenn inhaltlich nicht so viel zu erwarten war.
Die national-konservative PiS-Regierung in Polen ahnt bereits, dass man von einem Kanzler Laschet die Fortsetzung der Politik von Angela Merkel zu erwarten hätte: Ein grundsätzlich positives Verhältnis zur wirtschaftlichen Kooperation mit dem Nachbarland, aber ein äußerst kritischer Blick auf Verletzungen der Rechtsstaatlichkeit und der Unabhängigkeit der Medien.
Laschet kann es dennoch als kleinen Punktsieg gegenüber seinen Mitbewerbern werten, dass er von Regierungschef Morawiecki und im Rahmen der Gedenkfeiern an den Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer im August 1944 auch kurz von Staatspräsident Duda empfangen wurde. Er machte dabei genauso wie die bisherige Bundesregierung deutlich, dass sich Deutschland einerseits der Verbrechen der Nazis bewusst ist, dass man andererseits für die utopisch hohen Reparationsforderungen, die von der PiS immer wieder gestellt werden, kein Grundlage sieht.
Der Kanzlerkandidat traf sich auch mit führenden Vertretern der liberal-konservativen Opposition, mit der die CDU in der Europäischen Volkspartei verbunden ist. Weitere Schlussfolgerungen lassen sich aus der zweitägigen Visite allerdings nicht ziehen. Da die große Mehrheit der Deutschen dem Warschau-Trip ohnehin kaum Bedeutung beimisst, wird es für Laschet erst heute wieder richtig ernst. Er muss vor allem zu Hause zeigen, dass ihm die Kanzlerschuhe nicht zu groß sein.