Doch nun führte der Brexit dazu, dass Emmanuel Macron dem Land an der Weichsel gleich zwei Tage die Aufwartung machte. Die entscheidende Botschaft dabei war: Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU müssten Polen und Frankreich ihr Verhältnis wieder verbessern und enger zusammenarbeiten.
Dafür wurden einige Vereinbarungen getroffen, die konkreteste ist militärischer Natur: So erklärte Polens Staatspräsident Andrzej Duda, dass sich sein Land an der französischen Initiative zum Bau eines europäischen Kampfpanzers beteiligen werde.
Ein zweites Vorhaben dürfte aus deutscher Perspektive eher für Skepsis sorgen: Frankreich, das mehr als 65 Prozent seines Stroms in Atomkraftwerken erzeugt, will Polen unterstützen, das erste eigene Atomkraftwerk zu bauen. Zudem äußerte der Franzose Verständnis für die Probleme Warschaus, so wie von der EU geplant bis zum Jahr 2040 aus der Kohle-Verstromung auszusteigen. Gemeinsame Interessen wurden auch bei der künftigen Subventionierung von Landwirtschaftsbetrieben durch die Europäische Union ausgemacht.
Spitzentreffen mit Merkel
Macron schlug vor, das "Weimarer Dreieck" – also die Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Polen und Deutschland – neu zu beleben. Dafür soll es schon bald ein Spitzentreffen in Paris geben.
Bei einer Pressekonferenz am Montagabend wurde Macron von polnischen Journalisten auch nach seiner angeblich russlandfreundlichen Haltung befragt. Der Hintergrund dafür ist, dass Macron in jüngster Zeit mehrfach für eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit Moskau plädiert hatte, während Russland von Warschau als Bedrohung empfunden wird. Macron entgegnete auf diese Fragen, seine Haltung sei nicht "pro-russisch oder anti-russisch, sondern europäisch". Er hob auch hervor, dass er Polen bezüglich "historischer Lügen über den Zweiten Weltkrieg verteidigt" habe und spielte damit auf jüngste Erklärungen Wladmir Putins über eine angebliche Mitschuld Polens am Kriegsausbruch an.
Macron zeigte sich freilich auch besorgt über die umstrittene Justizreform der PiS-Regierung, betonte zugleich aber seinen Glauben, dass "die Werte der Freiheit und Gerechtigkeit in Polen tief verwurzelt" seien. Diese Überlegungen verband er am Dienstag bei einer Vorlesung an der Universität Krakau mit dem Aufruf an die Studierenden, sich für das vereinte Europa einzusetzen.