Der Berliner Aushilfscoach Markus Hoffmann bot neben den erwarteten Einsatz von Florian Hübner in der Innenverteidigung für den Gelb-Rot gesperrten einige Überraschungen auf. Nicht in der Startelf stand Christian Gentner, dafür lief Grischa Prömel auf und im Angriff begann Anthony Ujah statt Sebastian Andersson. "Wir haben viele Spieler mit Gelben Karten, da wollten wir nichts riskieren", sagte Hoffmann und fügte in Bezug auf den nach einem Trauerfall in der Familie zwar aus der Schweiz zurückgekehrten, aber noch fehlenden Cheftrainer Urs Fischer an. "Wir haben einen Gruß von Urs weitergegeben. Er fiebert zu Hause mit, die Mannschaft weiß, dass er in Gedanken zu Hundert Prozent dabei ist."
Dieses Wissen schien die Eisernen zu beflügeln. In der Anfangsphase gewannen sie nicht nur 89 Prozent der Luftzweikämpfe, sie hatten auch die besseren Möglichkeiten. Marius Bülter zielte dabei aber genau auf Manuel Neuer (5.), zu dessen Vertragsgesprächen sich Bayerns Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge sich vor der Partie erneut optimistisch äußerte, und Ujah verzog knapp neben das Tor (7.). Doch wie das gegen Spitzenteams so ist, wenn man seine Chancen nicht nutzt ... Plötzlich lag der Ball im Union-Tor. Doch die Wuhlheider hatten Glück, Schütze Thomas Müller stand haarscharf im Abseits, was Schiedsrichter Bastian Dankert nach Videobeweis erkannte (17.).
Gleichwohl übernahmen die Bayern die Initiative. Nach einer Eingabe von Serge Gnabry verpasste Torjäger Robert Lewandowski knapp (22.). Doch kurz vor der Pause kam der Pole zu seinem 26. Saisontreffer. Nach einem Foul von Neven Subotic, der Leon Goretzka beim Abwehrversuch in seinem Rücken übersah und traf, entschied Dankert auf Strafstoß. Diesen verwandelte Lewandowski gegen Landsmann Rafal Gikiewicz sicher zum 1:0 (40.).
Nach der Pause wurde der Druck der Münchner stärker. Goretzka, Benjamin Pavard und Gnabry vergaben gute Chancen. Auch die Hereinnahme von Andersson und Gentner half nicht mehr. Am Ende machte Pavard per Kopf mit dem 2:0 alles klar (80.).
Nach der Partie zeigten sich die Spieler aus dem Süden erleichtert. Wir kennen bei Union eine andere Atmosphäre, aber wir haben es gut angenommen, auch wenn wir es spielerisch noch ausbauen können", erklärte Neuer. "Nach dem 1:0 haben wir mehr Sicherheit bekommen", fand Thomas Müller und verglich die Stimmung bei der Partie ein bisschen "wie in Spiel mit den Alten Herren unter Flutlicht". Zudem gab er zu,dass die fehlenden Zuschauer ein Vorteil für sein Team gewesen sein. "Wenn Union zurückliegt und einen Eckball bekommt und die Alte Försterei wankt, dann war das jetzt schon ein Vorteil für uns, dass dem nicht so war." Zudem lobte er die professionelle Handhabung im und während des Spiels. "Wir wussten über alles Bescheid und alle haben sich daran zu halten."
Pechvogel Neven Subotic fehlen die Anhänger: "Es war schon anders, bereits vor dem Anpfiff, als wir mit dem Bus vorgefahren sind und niemand da war. Die Fans machen unseren Job besonders, aber auf dem Platz hat es sich gut ausgefüllt." Jetzt gelte es aus den Fehlern zu lernen"
Und Union-Kapitän Christopher Trimmel erklärte: "Bayern hatte doch mehr Chancen und die Fans fehlen, aber man kann es noch ausblenden. Insgesamt gehen wir aber trotz der Niederlage positiv in die nächsten Spiele."
Geisterstimmung in der Alten Försterei
Es war ein bisschen gespenstisch. Sonst singen die Fans des 1. FC Union vor der Begegnung inbrünstig ihre Hymne vor den Anpfiff und rekcen ihre Schals in den Himmel über des Alten Försterei. Beim ersten Geisterspiel am Sonntag gegen den FC Bayern lief zwar von der Stadionregie die Hymne von Nna Hagen und wurde erst Sekunden von dem Anpfiff ausgeblendet. Für den gehobenen Schal war Ersatzspieler Sebastian Polter zuständig.
Ansonsten wirkte die Atmosphäre sehr entschleunigt und eher wie ein Spiel in der Brandenburgliga Selbst Diskussionen unter den Spielern ließen sich ebenso vernehmen wie auch Vogelgezwitscher während der Halbzeit. uwe