Mit Superlativen sollte man in dieser aufgeregten Zeit verantwortungsvoll umgehen. Noch dazu, wenn es um die sowieso schon mit reichlich Glamour überfrachtete Königsklasse im europäischen Fußball geht. Dennoch lässt es sich vermutlich nicht ohne Superlativ sagen: Das Endspiel um die Teilnahme an der Champions League zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg ist das wahrscheinlich gerechteste Endspiel aller Zeiten, das man sich für diese Konstellation als Fußballfan nur wünschen kann.
Wenn beide Teams am Samstag um 15.30 Uhr im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei aufeinandertreffen, blicken sie auf einen nahezu identischen Saisonverlauf zurück. In der Tabelle der Fußball-Bundesliga liegen sie drei Spieltage vor Schluss sowieso fast gleichauf. Union Berlin hat als Vierter mit 56 Zählern genauso viele Punkte gesammelt wie der SC Freiburg. Lediglich die um vier Treffer bessere Tordifferenz spricht aktuell für die Eisernen aus Köpenick.
Und auch sonst gibt es viele Parallelen. Die wichtigste Gemeinsamkeit: Union Berlin und der SC Freiburg spielen eine Saison, die ziemlich weit über den Erwartungen liegt. Sonst würden sich beide Clubs jetzt nicht um die Champions League duellieren. Außerdem schafften es beide bis ins Achtelfinale der Europa League. Okay, im DFB-Pokal war für die Breisgauer erst im Halbfinale Endstation. Union schied schon eine Runde früher aus.
Mammutprogramm für Union und Freiburg
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass beide Mannschaften eine kräftezehrende, mit vielen Höhepunkten gespickte Saison absolvieren. Dieses Mammutprogramm an englischen Wochen hat viel Kraft gekostet – körperlich und mental. Zumal beide Kader – bei aller personellen Weiterentwicklung – eigentlich nicht für eine solche Dreifach-Belastung bis in das Frühjahr hinein ausgelegt sind. Der Tabellendritte RB Leipzig beispielsweise ist in diesem Punkt deutlich besser aufgestellt.
Deshalb gilt es jetzt also, sich noch einmal zu straffen. „Wenn ich mir die letzten Spiele anschaue, dann bin ich überzeugt, dass beide Mannschaften noch genug Benzin im Tank haben, um einmal mehr ans Limit zu gehen“, erklärt Union-Trainer Urs Fischer.
Dass sich nun ausgerechnet Union Berlin und der SC Freiburg um das mutmaßlich letzte, noch zu vergebende Champions-League-Ticket hinter Bayern München, Borussia Dortmund und Leipzig duellieren – das macht dieses Endspiel zu einem ziemlich gerechten Endspiel am 32. Spieltag. Laut Fischer wird es im direkten Duell vor allem auf die mentale Komponente ankommen. „Es geht um sehr viel, deshalb wird natürlich eine Spannung da sein. Nicht nur gegen Freiburg, sondern auch in den nächsten beiden Spielen. Wir müssen die richtige Mischung hinbekommen: Entweder du schaffst eine gewisse Leichtigkeit oder du verkrampfst.“
Duell der dienstältesten Trainer
Außerdem stehen sich mit Urs Fischer und Christian Streich die beiden ältesten und gleichzeitig auch die dienstältesten Bundesliga-Trainer gegenüber. Streich wird am Samstag seit elf Jahren, vier Monaten und elf Tagen auf der Freiburger Bank sitzen – das ist eine Ewigkeit im modernen Profifußball. Die Zahlen von Fischer in Köpenick (4/10/12) sind inzwischen ebenfalls außergewöhnlich. Für beide Trainer wäre die Champions-League-Qualifikation die absolute Krönung ihres Schaffens.
„Christian ist mit Freiburg schon abgestiegen – trotzdem hat der Verein an ihm festgehalten. Solche Negativ-Erlebnisse stärken dich auch als Mensch“, sagt Fischer über Streich: „Ich freue mich für ihn. Er macht seit Jahren eine herausragende Arbeit auf höchstem Niveau.“ Auf die nicht ganz ernstgemeinte Reporter-Frage, ob er selbst vor gut vier Jahren in Köpenick mit dem Ziel Champions League angetreten sei, antwortete Fischer übrigens am Donnerstag mit einem herzlichen Lachen.
Angesichts der vielen Gemeinsamkeiten wäre ein Remis zwischen Union Berlin und dem SC Freiburg am Samstag eigentlich das logische Endergebnis. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied vor dem Endspiel um die Königsklasse: Union hat ein Heimspiel und seit über einem Jahr im Stadion an der Alten Försterei nicht mehr verloren. „Zu Hause sind wir stark. Das wird ein geiles Spiel, darauf sollte man sich als Fußballer freuen und mit Spaß und Mut rangehen“, findet Union-Stürmer Kevin Behrens. Zumal man sich auf Gerechtigkeit im Fußball ohnehin nicht allzu sehr verlassen sollte.
Im Video: Pressekonferenz mit Urs Fischer
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