Am Dienstagnachmittag um 16.29 Uhr hat der 1. FC Union Berlin endgültig die große Bühne des europäischen Fußballs betreten. Genau genommen war es das Podium der Pressekonferenz im Bernabeu-Stadion, auf dem Trainer Urs Fischer über die Champions-League-Partie am Mittwochabend (18.45 Uhr) bei Real Madrid sprach.
„Dieses Spiel ist auch eine Belohnung für unsere tolle letzte Saison. Wir haben viel aufgewandt und uns dieses Spiel verdient. Der Respekt vor Real Madrid ist natürlich da, aber er sollte nicht so groß sein“, betonte Fischer.
In diesem Moment war er zum ersten Mal zu sehen, zu greifen, zu spüren – der Mythos Real Madrid. Nebenan im königlichen Klub-Museum ist der protzige Glanz dieses Klubs in zahlreichen Vitrinen ausgestellt, allen voran natürlich die 14 Champions-League-Trophäen.
Das vereinseigene „Estadio Santiago Bernabeu“ reckt sich ohnehin geradezu majestätisch mitten im Zentrum von Madrid in den Himmel. Das Stadion mit seiner Fassade aus 14.000 zusammengefügten Lamellen wird seit 2019 aufwändig umgebaut. Kosten: rund 900 Millionen Euro – Tendenz steigend. Derzeit laufen an vielen Stellen noch die finalen Bauarbeiten. Die feierliche Einweihung ist für Dezember geplant. 82.000 Besucher finden hier Platz.
Mit dem 2100 Tonnen schweren Dach kann das Stadion innerhalb von 15 Minuten in eine geschlossene Arena verwandelt werden. Der Rasen ist unterirdisch versenkbar und kann je nach Ereignis durch andere Böden ersetzt werden. Das Stadion ist Sinnbild für den Gigantismus dieses Vereins. Neben den Fußballspielen der Königlichen sollen künftig auch Konzerte, Kongresse sowie ausgewählte Spiele der amerikanischen Profi-Ligen NFL und NBA im „Nuevo Santiago Bernabeu“ stattfinden. 2024 beginnt der Bau einer komplett neuen Metro-Station direkt am Stadion für rund 70 Millionen Euro. „Das neue Bernabeu wird das beste Stadion der Welt“, schwärmt Real-Präsident Florentino Perez.
Und natürlich wollen sie bei Real Madrid auch wieder die beste Mannschaft der Welt werden. Das Saisonziel lautet – klipp und klar – Gewinn der Champions League. Wie hoch die Hürde Union Berlin für die Königlichen aus Madrid auf diesem Weg ist, wird sich am Mittwochabend zeigen. „Ja, das ist eine neue Mannschaft in der Champions League. Das bedeutet, dass sie es in der vergangenen Saison sehr gut gemacht haben“, lobte Real-Trainer Carlo Ancelotti am Dienstagmittag höflich.
Kennt Carlo Ancelotti „Eisern Union“?
Die Pressekonferenz der Gastgeber fand auf dem weitläufigen Trainingsgelände des Vereins in der sogenannten Real-Madrid-Stadt im Stadtteil Valdebebas statt. Auf der Pressekonferenz wurde der Italiener auch gefragt, ob er den Schlachtruf „Eisern Union“ kenne. Die ausweichende Antwort ließ den Schluss zu, dass Ancelotti den neuen Gegner wohl hauptsächlich unter sportlichen Gesichtspunkten analysiert hat. „Das ist eine solide Mannschaft mit einer guten Organisation. Wir werden eine große Intensität benötigen“, sagte Ancelotti. Die „Eisern Union“-Rufe wird er vermutlich am Mittwochabend zum ersten Mal so richtig wahrnehmen.
Einen Vorgeschmack, wie sich die Champions-League-Premiere anfühlen wird, bekamen Trainer Urs Fischer und das Team beim Abschlusstraining im noch leeren Bernabeu-Stadion. Eine Viertelstunde durften die Journalisten zuschauen, der Rest fand wie üblich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Allerdings muss der 1. FC Union einen personellen Schock verkraften. Denn mit Robin Knoche fehlt der Abwehrchef ausgerechnet in diesem Spiel. „Das ist schade, aber es gehört zum Fußball dazu. Es sieht so aus, dass er auch am Wochenende ausfällt“, teilte Fischer mit. Knoche ist erst gar nicht mit nach Madrid gefahren. Für ihn könnte Neuzugang Leonardo Bonucci sein Debüt feiern.
Rund 4000 Union-Anhänger haben sich ein Ticket für das größte Spiel in der Vereinsgeschichte der Eisernen gesichert. Aber auch ohne Eintrittskarte sind viele Fans der Köpenicker in die spanische Hauptstadt gereist, um den Mythos Real Madrid aufzusaugen. Vor allem aber hoffen sie auf eine erfolgreiche Premiere der Eisernen auf der ganz großen Fußballbühne.
1. FC Union Berlin – die Fußball-Bundesliga
- 16. September 2023: VfL Wolfsburg – Union Berlin 2:1 (2:1)
- 3. September 2023: Union Berlin – RB Leipzig 0:3 (0:0)
- 26. August 2023: SV Darmstadt – Union Berlin 1:4 (1:3)
- 20. August 2023: Union Berlin – FSV Mainz 4:1 (2:0)
1. FC Union Berlin – der DFB-Pokal
- 1. Runde, 13. August 2023: FC-Astoria Walldorf – Union Berlin 0:4 (0:3)
- 2. Runde: Die Auslosung findet am 1. Oktober 2023 im Fußballmuseum in Dortmund statt.
1. FC Union Berlin – die Champions League
- Real Madrid – 1. FC Union Berlin; Mittwoch, 20. September 2023, 18:45 Uhr
- 1. FC Union Berlin – SC Braga; Dienstag, 3. Oktober 2023, 18:45 Uhr
- 1. FC Union Berlin – SSC Neapel; Dienstag, 24. Oktober 2023, 21:00 Uhr
- SSC Neapel – 1. FC Union Berlin; Mittwoch, 08.11.2023, 18:45 Uhr
- SC Braga – 1. FC Union Berlin; Mittwoch, 29. November 2023, 21:00 Uhr
- 1. FC Union Berlin – Real Madrid; Dienstag, 12. Dezember 2023, 21:00 Uhr
Neuzugänge beim 1. FC Union Berlin
- Robin Gosens (29, Inter Mailand)
- Kevin Volland (31, AS Monaco)
- Lucas Tousart (26, Hertha BSC)
- Mikkel Kaufmann (22, FC Kopenhagen)
- Benedict Hollerbach (22, SV Wehen Wiesbaden)
- Alexander Schwolow (31, Hertha BSC)
- Brenden Aaronson (22, Leeds United, Leihe)
- David Fofana (20, FC Chelsea, Leihe)
- Alex Kral (25, Spartak Moskau, Leihe)
Abgänge beim 1. FC Union Berlin
- Sven Michel (32, FC Augsburg)
- Paul Seguin (28, FC Schalke 04)
- Jamie Leweling (22, VfB Stuttgart, Leihe)
- Rick van Drongelen (24, Samsunspor, Türkei)
- Levin Öztunali (27, Hamburger SV)
- Kevin Möhwald (29, KAS Eupen, Belgien)
- Tim Maciejewski (22, SV Sandhausen)
- Morten Thorsby (27, Genua CFC, Italien, Leihe)
- Tymoteusz Puchacz (24, 1. FC Kaiserslautern, Leihe)
- Lennart Grill (24, VfL Osnabrück, Leihe)
- Niko Gießelmann (31, vereinslos)
- Timo Baumgartl (27, FC Schalke 04)
- Milos Pantovic (27, KAS Eupen, Belgien)
- Dominique Heintz (30, 1. FC Köln)
- Tim Skarke (26, SV Darmstadt, Leihe)
- Jordan Siebatcheu (27, Borussia Mönchengladbach, Leihe)
- Malick Sanogo (19, 1. FC Nürnberg)