Von Hennes Weisweiler über Giovanni Trapattoni bis hin zu Otto Rehhagel und Christoph Daum: Wechselfehler haben im Fußball Tradition und sind auch den Großen der Trainer-Zunft schon unterlaufen. Bekannte Vorgänger also für Mark van Bommel vom VfL Wolfsburg, dem am Sonntag im DFB-Pokal mit einem sechsten Einwechselspieler in Münster ein womöglich folgenschwerer Fauxpax unterlief. Die Niedersachsen sind schon zum zweiten Mal im Pokal betroffen.
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Meppen
„Der Trainer ist immer der Schuldige. Bei mir war damals die Schlagzeile Christoph DUMM. Ich habe damals die Verantwortung für den Fehler übernommen und ich bin sicher, Mark van Bommel wird das auch tun“, sagte der ehemalige Bundesligatrainer Daum im „Express“ (Montag). Ihm war vor vielen Jahren ein ähnliches Missgeschick mit dem VfB Stuttgart passiert.

Weisweiler wechselt dritten Ausländer ein

Hennes Weisweiler war 1977 der erste Trainer, dem in der Bundesliga ein heftiger Wechselfehler unterlief. Der damalige Kölner Coach wechselte bei Eintracht Frankfurt in Roger van Gool den dritten ausländischen Spieler ein. Damals waren aber nur zwei erlaubt. Es blieb allerdings ohne Folgen: Die Kölner verloren ohnehin 0:4.
1992 wechselte Stuttgarts Christoph Daum in der Champions League bei Leeds United (3:0/1:4) den jugoslawischen Verteidiger Jovica Simanic ein. Nun standen vier Ausländer für den VfB auf dem Feld – erlaubt waren seinerzeit lediglich drei. Die UEFA wertete die Partie 3:0 für Leeds und ordnete ein Entscheidungsspiel an, das der VfB 1:2 verlor.
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München
Ein ähnliches Missgeschick passierte Eintracht Frankfurts Coach Horst Heese 1992/93. Auch da stand letztlich ein Ausländer zu viel auf dem Platz. Das 5:2 gegen Bayer Uerdingen wurde in ein 0:2 umgewandelt. Heeses Intermezzo in Frankfurt dauerte nur drei Monate.

Trapattoni bringt Dietmar Hamann - ein Amateur zuviel

Bayern Münchens Kulttrainer Giovanni Trapattoni schickte 1994/95 bei Eintracht Frankfurt den späteren Nationalspieler Dietmar Hamann als vierten Vertragsamateur auf den Rasen. Lediglich drei waren erlaubt. Der FC Bayern gewann das Match zwar glatt 5:2, die Punkte gingen aber an die Frankfurter.
Mit Fanschal jubelt der damalige Trainer des Karlsruher SC, Winfried Schäfer, nacheinem Sieg. 1996 wechselte indes in einer Partie einen Ausländer zuviel ein.
Mit Fanschal jubelt der damalige Trainer des Karlsruher SC, Winfried Schäfer, nacheinem Sieg. 1996 wechselte indes in einer Partie einen Ausländer zuviel ein.
© Foto: Franz-Peter Tschauner/dpa

Stadionsprecher: „Winni, zähl' deine Ausländer“.

Ein Jahr später verlor Karlsruhes Coach Winfried Schäfer den Überblick. Gegen Bayer 04 Leverkusen kam der Russe Sergej Kirjakow als Einwechselspieler und vierter Ausländer in die Partie. Sogar der Stadionsprecher scherzte damals: „Winni, zähl' deine Ausländer“. Aber da der KSC ohnehin 1:4 verlor, wurde das Resultat nicht annulliert.

Klaus Augenthaler verliert den Überblick

Im letzten Bundesliga-Spiel der Saison 1995/96 griff Klaus Augenthaler, der für Interimscoach Franz Beckenbauer auf der Bank des FC Bayern München saß, daneben. Gegen Fortuna Düsseldorf tätigte er einen vierten Wechsel - einen zu viel. Düsseldorf legte allerdings keinen Protest ein, das 2:2 wurde gewertet.
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Meistercoach Otto Rehhagel wechselte im Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den VfL Bochum 1998/99 nach einer Verletzung des Dänen Michael Schjönberg dann Pascal Ojigwe ein. Das Problem: Es standen schon drei Nicht-Europäer auf dem Rasen. Danach hielt sich der FCK zurück, so dass Bochum noch 3:2 gewann und auf einen Protest verzichtete.

Wolfsburgs Manager Peter Pander verliert den Job

2004 erlitt Wolfsburg schon einmal das Erstrunden-Aus. Damals hatte der VfL das Spiel beim 1. FC Köln II (3:0) schon mit dem Anpfiff verloren, denn Coach Erik Gerets stellte den Rot-gesperrten Zugang Marian Hristov auf. „Ich muss dafür die Verantwortung übernehmen“, sagte damals Manager Peter Pander. Zwei Tage später musste er nach 13 Jahren im Amt gehen, sein Abschied wurde als Rücktritt dargestellt.

Preußen Münster legt offiziell Protest ein

● Nach dem Wechselfehler des VfL Wolfsburg hat Fußball-Regionalligist SC Preußen Münster wie erwartet Einspruch gegen die Wertung des DFB-Pokalspiels vom Sonntag eingelegt. Das teilte der Club am Montag nach ausführlichen Beratungen mit.
● Dem Champions-League-Teilnehmer aus Wolfsburg droht nun trotz des 3:1-Siegs nach Verlängerung das nachträgliche Aus am Grünen Tisch. VfL-Coach Mark van Bommel hatte insgesamt sechs Spieler eingewechselt. Das ist anders als bei der Europameisterschaft oder den Olympischen Spielen aber auch bei DFB-Pokalspielen mit Verlängerung nicht erlaubt.
● Am Montag räumte VfL-Sportchef Jörg Schmadtke den Fehler ein und nahm die Schuld damit auf seinen Club. „Dem VfL Wolfsburg ist während des Pokalspiels bei Preußen Münster ein Wechselfehler unterlaufen. Dies ist ausgesprochen ärgerlich, aber leider nicht mehr rückgängig zu machen. Wir werden das Thema intern analysieren und dafür Sorge tragen, dass so etwas künftig nicht mehr passiert“, sagte er.
● Die endgültige Entscheidung liegt nun beim Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes. Sollte der Wolfsburger Sieg aberkannt werden und Münster nachträglich in die zweite Pokalrunde einziehen, winkt dem Viertligisten eine erneute satte sechsstellige Einnahme.