Der 1. FC Union Berlin ist am Samstag im Saisonendspurt der Fußball-Bundesliga gegen Bayern Leverkusen nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Ein Remis, dessen Wert wohl erst am Saisonende richtig bemessen werden kann. „Ich kann auch nicht in die Zukunft gucken“, zuckte Abwehrchef Robin Knoche mit den Schultern, befand aber: „Ich denke, eine 0:0 gegen so eine offensivstarke Mannschaft geht in Ordnung. Immerhin bleiben wir zu Hause ungeschlagen, das gibt Selbstvertrauen für die nächsten Spiele.“ Der 1. FC Union ist neben dem FC Bayern München die einzige Mannschaft ohne Heimniederlage in der bisherigen Saison.
Die „Eisernen“ büßten am Samstag zwar gegenüber dem SC Freiburg und RB Leipzig im Fernduell um die Champions-League-Qualifikation Punkte ein. Allerdings hielten sich gleichzeitig mit Leverkusen die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga im Kampf um den Europapokal-Einzug auf Abstand. Die Köpenicker bleiben vorerst auf Rang drei und haben vier Spiele vor Saisonschluss den erstmaligen Einzug in der Königsklasse weiterhin selbst in der Hand.
Union-Trainer Fischer schwärmt vom 0:0
Union-Coach Urs Fischer erklärte: „Wir sind zufrieden, denn es war ein sehr intensives Spiel. Wir wollten zwar versuchen, das Spiel zugewinnen, aber am Ende musst du dann auch vernünftig und clever sein.“ Der Schweizer Übungsleiter schwärmte regelrecht: „Es gab Möglichkeiten auf beiden Seiten und deswegen war es für mich ein tolles 0:0.”
Am Samstag hatten die Berliner zwar insgesamt mehr vom Spiel, blieben aber ohne hundertprozentige Torchance. Trainer Urs Fischer hatte wie erwartet Jordan Siebatcheu für den gelb-gesperrten Kevin Behrens neben Sheraldo Becker im Angriff aufgeboten. Unter den 22012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei befand sich auch die deutsche Handball-Nationalmannschaft.
Die deutsche Auswahl um Torwart-Riese Andreas Wolff und Shootingstar Juri Knorr, die am Sonntag im EHF Euro Cup in der Berliner Max-Schmeling-Halle auf Spanien trifft, hatte sich auf den Stehplätzen unter die Union-Fans gemischt und erlebte einen lebhaften Beginn der Berliner. Sheraldo Becker (6. Minute) sowie Jordan Siebatcheu (11./12.) kamen zu schnellen Abschlüssen.
Respekt vor Bayer und Trainer Xabi Alonso
Auf der Gegenseite ließen die Unioner den von ihrem Trainer Urs Fischer warnend vorhergesagten Geschwindigkeitsfußball der Bayer-Elf nur selten zu. Allein nach einem Ballverlust von Janik Haber (19.) kam Leverkusens Moussa Diaby zu einer Möglichkeit.
Nach der Pause hatte Union weiter mehr vom Spiel – der Respekt vor dem Halbfinalisten der Europa League mit dem früheren Weltstar Xabi Alonso als Trainer war aber in vielen Situationen zu spüren. Als der 1. FC Union nach einer knappen Stunde den Druck erhöhte, gab es die beste Möglichkeit. Eine flache Eingabe von Jerome Roussillon kam perfekt, aber Siebatcheu kam im Fünf-Meter-Raum nicht an den Ball (60.).
Kapitän Khedira zufrieden mit dem Remis
Danach war es ein Spiel der Abwägungen – beide Mannschaften gingen nicht mehr volles Risiko. Weil es Union immer seltener gelang, den schnellen Sheraldo Becker ins Rennen zu schicken, kam Bayer noch einmal besser auf. Die Kopfballchance von Mitchell Bakker (85.) hätte den Nachmittag für die Köpenicker noch vermiesen können – letztlich war das Remis leistungsgerecht.
Für Union-Angreifer Becker war es ein „schmerzhaftes Unentschieden“. Er konstatierte: „Wir hatten unsere Möglichkeiten, waren aber nicht genau genug.“ Für Kapitän Rani Khedira war es ein gerechtes Ergebnis: „Wir haben heute ein taktisch hohes Niveau von beiden Mannschaften gesehen. Beide Teams haben in beiden Richtungen extrem gut umgeschaltet, deswegen kamen so wenig Torchancen zustande.”
So blieb das Stadion an der Alten Försterei am Samstag zwar ohne Torjubel, einmal wurde es dennoch richtig laut. Nach langer Verletzungspause gab Andras Schäfer sein Comeback und wurde von den Union-Fans fulminant begrüßt.
„Wir freuen uns sehr, dass er zurück ist“, erklärte Robin Knoche und Schäfer zeigte auch gleich, was er im Liga-Endspurt bei Union noch beitragen kann. Seine erste Aktion war ein aggressiver Ballgewinn – solche Szenen werden bereits am kommenden Spieltag wieder gefragt sein. Union tritt am Samstag beim FC Augsburg an. Dann könnten die Berliner im Kampf um die Champions-League-Ränge davon profitieren, dass sich Freiburg und Leipzig im direkten Duell gegenseitig Punkte wegnehmen werden.