So ist die Lage bei Union Berlin

Es ist vollbracht! Am Ende einer tollen Saison in der Fußball-Bundesliga sorgt der 1. FC Union Berlin für ein furioses Finale am 34. Spieltag und zieht mit einem späten Tor von Max Kruse doch noch in den internationalen Wettbewerb ein. Die Eisernen setzen sich am Samstag im ersten Spiel vor Zuschauern seit sieben Monaten gegen RB Leipzig mit 2:1 (0:0) durch.
Der Last-Minute-Sieg sichert den Gastgebern Tabellenplatz 7 und damit die Qualifikation für die Europa Conference League. Den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte bejubelte 2000 Fans im Stadion an der Alten Försterei sowie zahlreiche Anhänger vor der Arena in Köpenick.

So fielen die Tore

0:1 Justin Kuivert (55.)
Der Leipziger nimmt den Steilpass auf, umkurvt an der Strafraumgrenze Union-Torhüter Andreas Luthe und trifft für die Gäste.

1:1 Marvin Friedrich (67.)
Nach einer Ecke von Christopher Trimmel auf den kurzen Pfosten wuchtet Friedrich den Ball mit aller Entschlossenheit ins Netz.

2:1 Max Kruse (90.+1)
In der Nachspielzeit köpft Kruse dann die Eisernen nach Europa. Ausgerechnet Kruse, der vor einigen Wochen geäußert hatte, keine richtige Lust auf die Conference League zu haben.

So ging Union Berlin ins Spiel

Mit Robert Andrich fehlte der Abräumer im zentralen Mittelfeld wegen der 5. Gelben Karte. Für Andrich rückte Julian Ryerson in die Startelf. Joel Pohjanpalo musste aufgrund einer Verletzung pausieren. Das Sturmduo bildeten Max Kruse und Petar Musa.
Vor dem Anpfiff wurden die 2019er-Aufstiegshelden Christopher Lenz (wechselt zu Eintracht Frankfurt), Florian Hübner (1. FC Nürnberg) und Akaki Gogia unter dem Beifall der Fans verabschiedet. Auch Christian Gentner wird Union Berlin nach zwei Jahren verlassen. Verabschiedet wurden außerdem die Leihspieler Loris Karius, Nico Schlotterbeck, Taiwo Awoniyi und Petar Musa.

So lief das Spiel gegen RB Leipzig

Die eigentliche Attraktion dieses Spiels war zunächst die Rückkehr der Fans in das Stadion an der Alten Försterei. Sie sahen gleich in der Startphase einen Schlitzohr-Torschuss von Max Kruse (5. Minute). Aus 40 Metern probierte es Kruse mit einem Heber über den Leipziger Keeper Josep Martinez, der weit vor seinem Tor stand. Die beste Chance der Gastgeber in der 1. Halbzeit hatte dann aber Petar Musa. In der 34. Minute klatschte sein Schuss gegen den Außenpfosten.
RB Leipzig – das Rang zwei hinter Bayern München bereits vor dem 34. Spieltag sicher hatte – tat sich zunächst ungewohnt schwer und ließ Esprit vermissen. Kurz vor der Pause gab es dann jedoch gleich drei Chancen für die Gäste am Stück. In der 43. Minute scheiterte erst Emil Forsberg, dann wurde Hee Chan Hwang abgeblockt und schließlich ging der Schuss von Justin Kluivert knapp am linken Pfosten vorbei.
Wirklich zufrieden war RB-Trainer Julian Nagelsmann in seinem letzten Spiel vor dem Wechsel zu Bayern München nicht. Nagelsmann brachte kurz nach dem Wechsel mit Yussuf Poulsen und Christopher Nkunku zwei neue Offensivkräft. Was für ein gutes Händchen. Denn nur wenige Sekunden nach der Einwechslung gab Nkunku mit einem feinen Steilpass die Vorlage zum Führungstreffer für Leipzig durch Justin Kluivert (55.).
Union Berlin war kurz konsterniert, zumal Borussia Mönchengladbach als Konkurrent um den Einzug in die Conference League bei Werder Bremen deutlich in Führung lag. Spätestens mit dem Ausgleich durch Marvin Friedrich in der 67. Minute waren die Mannschaft und auch die Fans aber wieder da.
In der spannenden Schlussphase verhinderte Torhüter Andreas Luthe in der 80. Minute gleich drei Mal reaktionsschnell die erneute Leipziger Führung. Kurz danach war Luthe auch gegen den eingewechselten Alexander Sörloth zur Stelle (86.) und hielt die Union-Hoffnungen am Leben. Mit dem Last-Minute-Tor von Max Kruse in der Nachspielzeit brachen dann alle Dämme im Stadion an der Alten Försterei. An der Eckfahne direkt vor den Fans feierten die Spieler den Einzug in den europäischen Wettbewerb.

So sieht die Statistik aus

Union Berlin – RB Leipzig 2:1 (0:0)
Union Berlin: Luthe - Friedrich, Knoche, Schlotterbeck - Trimmel, Gentner (58. Endo), Ryerson (81. Becker), Ingvartsen (64. Teuchert), Lenz (81. Bülter) - Musa (58. Awoniyi), Kruse.
RB Leipzig: Martinez - Klostermann (85. Mukiele), Upamecano, Orban - Haidara, Sabitzer, Kampl (85. Sörloth), Halstenberg - Hwang (54. Nkunku), Kluivert - Forsberg (54. Poulsen).
Tore: 0:1 Nkunku (55.), 1:1 Friedrich (67.), 2:1 Kruse (90.+1); Schiedsrichter: Winkmann (Kerken); Zuschauer: 2000; Gelbe Karten: Trimmel, Schlotterbeck/Sabitzer.

Das sind die Stimmen zum Spiel

Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig): „Glückwunsch an Union Berlin zu einer tollen Saison. Über die gesamte Saison betrachtet, ist der Einzug in die Champions League verdient. Wir haben in der 1. Halbzeit nicht gut gespielt. In der 2. Halbzeit hatten wir mehrere gute Chancen, haben aber zu viel liegengelassen. Beim entscheiden Tor haben wir nicht gut verteidigt. Wir hätten gern die punktbeste Saison gespielt. Leider war das heute nicht möglich.“
Urs Fischer (Trainer Union Berlin): „Wir spielen in Europa – es ist Wahnsinn. Der Spielverlauf war fast wie ein Drehbuch. Wenn man es sich ausmalen könnte, dann würde man es so schreiben. Es ist ein tolles Gefühl, aber so richtig einordnen kann man es noch nicht. Die Jungs haben bis zum Schluss daran geglaubt. Schön, dass die Fans dabei waren. Sie haben uns toll unterstützt.“
Christopher Trimmel (Union Berlin): „Das große Ziel war der Klassenerhalt. Dieses Ziel haben wir früh erreicht. Heute haben wir dieses Spiel mit sehr viel Herz und Willen gewonnen. Wir waren eigentlich stehend k.o. – trotzdem war der Wille riesengroß. Max will Tore schießen, das wird ihn begeistern.“
Max Kruse (Union Berlin): „Weltklasse, dass wir uns für so eine tolle Saison belohnen. Im letzten Spiel, in der letzten Minute – besser kann man die Geschichte nicht schreiben. Das war eine sensationelle Saison mit einem sensationellen Abschluss. Wer das vor der Saison gesagt hätte, der wäre für verrückt erklärt worden. Aber wir haben es uns verdient.“
Andreas Luthe (Union Berlin): „Dieses Spiel hat noch einmal gezeigt, was uns in dieser Saison ausgezeichnet hat. Niemals aufhören und immer weiterkämpfen. Jetzt in Europa zu spielen, ist eigentlich verrückt. Die Mannschaft hat in dieser Saison Außerordentliches geleistet.“

So geht es bei Union Berlin weiter

Die Saison 2021/22 in der Fußball-Bundesliga startet am 13. August. Die meisten Profis von Union Berlin gehen jetzt erst einmal in den Urlaub. Kapitän Christopher Trimmel steht im vorläufigen Europameisterschaftskader für Österreich. Bereits fix nominiert ist Joel Pohjanpalo für Finnland. Die Conference League beginnt am 8. Und 15. Juli mit der Qualifikationsrunde. Der Bundesligist steigt erst zu den Playoffs 19. und 26. August ein. Die Gruppenphase folgt dann ab 16. September.

Und sonst noch bei Union Berlin?

Endlich! Es waren wieder Zuschauer im Stadion An der Alten Försterei. Im Rahmen eines Pilotprojekts durften gegen RB Leipzig insgesamt 2000 Fans dabei sein. Die ersten Anhänger hatten sich schon lange vor Stadionöffnung eingefunden. Das für lange Zeit letzte Spiel mit Zuschauern gab es für Union Berlin am 24. Oktober 2020 gegen den SC Freiburg (1:1). Damals befanden sich 4500 Fans in der normalerweise rund 22.000 Personen fassenden Arena.
Nun ist der Anfang in Richtung Normalität gemacht. Union-Trainer Urs Fischer hatten schon vor dem Spiel betont: Er hofft, dass die neue Saison dann wieder unter regulären Bedingungen gespielt werden kann.
Regulär ist bei Union Berlin nach diesem Spiel erst einmal gar nichts. Auf dem Gelände vor der Haupttribüne versammelten sich nach dem Schlusspfiff zahlreiche Anhänger der Eisernen und jubelten den Profis zu, die sich auf einem Balkon über dem VIP-Eingang des Stadions an der Alten Försterei zeigten. Außerdem flogen Feuerwerkskörper in die Luft.