„Trickreich, wendig und kaum zu halten“ – der Kicker war voll des Lobes über Marco Gebhardt und seinen Auftritt mit Energie Cottbus bei Arminia Bielefeld am 27. April 2003. Keine 30 Sekunden waren gespielt, als Andrzej Juskowiak eine Flanke von rechts verlängerte und Gebhardt den Ball in der Mitte mit dem schwächeren rechten Fuß einnetzte. „Eigentlich war ich ja mehr der Vorbereiter“, sagt der mittlerweile 49-Jährige.
„Ich wusste gar nicht, dass das das schnellste Tor von Energie war“, gesteht Gebhardt, der an jenem Tag einen Gala-Auftritt hinlegte. In der 40. Minute legte der Mittelfeldspieler mit einem satten Linksschuss das 2:0 nach. Eigentlich habe er sogar einen Hattrick machen können, erinnert sich der Linksfuß. Eine weitere Großchance vereitelte aber der Bielefelder Schlussmann Matthias Hain.

Eine Verletzung beendet nach dem zweiten Tor Gebhardts Saison

Belohnung für den starken Auftritt: Kicker-Note 1. Doch so gut der Cottbuser Flügelspieler an jenem Sonntag aufspielte, so viel Pech hatte er auch. Bei seinem zweiten Tor hatte ihn ein Gegenspieler am Fuß erwischt, Gebhardt saß zur Halbzeit mit dickem Knöchel in der Kabine.
Eine Viertelstunde biss er noch auf die Zähne, doch musste dann den Platz verlassen. Zu drei Punkten würde sein Doppelpack nicht reichen, Energie kassierte per Doppelschlag in der 56. und 58. Minute den Ausgleich. Für Gebhardt war die Saison mit der Verletzung gelaufen, Energie stieg als Tabellenletzter ab. Zehn sieglose Spiele zwischen dem 22. und 32. Spieltag waren einfach zu viel.
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Für Gebhardt ein unnötiger Abstieg: „Wir haben zum Start eine gute Rückrunde gespielt.“ Tatsächlich kam Cottbus mit vier Siegen sowie einem Remis aus der Winterpause und schien eine Aufholjagd zu starten. „Mit ein bisschen mehr von uns allen wäre mehr drin gewesen“, bilanziert der Mittelfeldspieler.

In der Oberliga steht Marco Gebhardt mit Blau-Weiß Berlin auf Platz 1

Nach zwei Jahren bei Energie Cottbus wechselte Gebhardt zunächst zu 1860 München und schließlich 2007 zu Union Berlin. Mit den Köpenickern stieg der Mittelfeldspieler zunächst in die dritte und dann in die zweite Liga auf. In der Bundeshauptstadt ist Gebhardt, der 2010 seine Profikarriere beendete, immer noch tätig.
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Als Trainer führte Gebhardt Blau-Weiß Berlin aus der Landesliga in die Oberliga, vielleicht geht die Reise sogar noch weiter. Aktuell steht der Verein mit 50 Punkten und nur einem Zähler Rückstand (bei einem Spiel weniger) auf Platz 2 der Nord-Staffel. Ein Wiedersehen mit Energie Cottbus in der Regionalliga-Saison 2022/23 ist möglich. Das Aufstiegsrennen ist allerdings extrem eng, der Tabellenvierte Rostocker FC hat nur einen Zähler weniger.

Am 7. Mai steigt in der Oberliga das Duell um den Aufstieg

Der NOFV hat bereits beschlossen, dass die Saison in der Nord-Staffel der Oberliga nach 33 statt 38 Spieltagen endet. Da unter Umständen dann immer noch nicht alle Teams die gleiche Anzahl von Spielen absolviert haben, geht Gebhardt davon aus, dass am Ende wieder die Quotientenregel entscheiden muss.
Auf Kurs: Fussball, Trainer Marco Gebhardt (Mitte) könnte mit Blau-Weiß Berlin in die Regionalliga Nordost aufsteigen und dort kommende Saison auf seinen Ex-Verein Energie Cottbus treffen.
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© Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch
Doch selbst in dem Fall hat Blau-Weiß Berlin alles in der eigenen Hand. Am 7. Mai steigt das Spitzenspiel gegen den Rostocker FC. Druck macht Gebhardt seinen Spielern vor dem vielleicht entscheidenden Duell nicht: „Wir haben nie gesagt, wir müssen aufsteigen. Die Jungs wollen aber, das ist ein gutes Zeichen.“ Man sei als Team gut zusammengewachsen, es mache viel Spaß und „jetzt Mal schauen, was rauskommt.“

Gebhardt sieht einen strukturellen Nachteil für Energie Cottbus

Auf eine mögliche Saison in der Regionalliga freut sich Gebhardt, der die Liga verfolgt, natürlich. Er drückt dem BFC Dynamo die Daumen, dass sich die Mannschaft in den Aufstiegsspielen durchsetzt. „Es wäre für den Standort wichtig, wenn der Nordost-Vertreter aufsteigt.“
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Auch Energie Cottbus hat Gebhardt weiter im Blick, wenngleich nur noch am Fernseher und nicht mehr im Stadion. „Die Stimmung ist gut, das ist eigentlich ein Zweitligastadion, aber die Standorte im Osten haben es schwer.“ Dort sei einfach nicht die Wirtschaftlichkeit gegeben wie andernorts.
Und auch bei den Spielern sieht Gebhardt einen Nachteil gegenüber einer Metropole wie Berlin mit seinen zahllosen Vereinen: „Wir haben hier mit Viktoria einen Drittligisten. Wer es da nicht schafft, geht einfach eine Liga runter. Das zieht sich hier teilweise bis in die Bezirksliga durch.“