Auf den ersten Blick war es ein ganz normales Fußballspiel. Union Fürstenwalde gewinnt in der Oberliga Nord gegen den SC Staaken mit 2:1. Was von dieser Partie jedoch hängenbleibt, ist nicht das Ergebnis, sondern ein bizarrer Trikot-Streit schon vor dem Anpfiff. Er führte dazu, dass die Partie sogar auszufallen drohte. Dieser Trikot-Streit sorgt seitdem für Diskussionen im Brandenburger Amateurfußball.
Warum wurde das Spiel mit großer Verspätung angepfiffen?
Die für 13 Uhr angesetzte Partie zwischen Union Fürstenwalde und dem SC Staaken am 25. Spieltag der Oberliga Nord begann mit einer Verspätung von 50 Minuten. Die Fans in der Bonava-Arena mussten also ungewöhnlich lange auf den Anpfiff warten.
Grund ist ein bizarrer Trikot-Streit: Schiedsrichter Romano Wehner kontrollierte vor dem Spiel wie üblich die Trikots der beiden Mannschaften. Fürstenwalde wollte traditionell in Grün spielen, der Staaken in Blau. Aber: Fürstenwaldes Torhüter Marcin Staniszewski wollte ebenfalls in Blau auflaufen – aus Aberglaube, wie es hieß. Dagegen legte der Schiedsrichter sein Veto ein, weil aus seiner Sicht die Unterscheidbarkeit nicht hinreichend gewährleistet war.
Wie ging es im Trikot-Streit um Blau und Rot weiter?
Einen kurzfristigen Wechsel des Torwart-Trikots lehnten Staniszewski und Fürstenwalde zunächst ab. Da Staaken keinen andersfarbigen Trikotsatz dabei hatte, war lange unklar, ob die Partie überhaupt angepfiffen werden kann. Nach vielen Diskussionen traf Fürstenwalde dann die Entscheidung, dass Staniszewski in einem roten Trikot aufläuft. „Eine solche Situation habe ich als Referee noch nicht erlebt“, sagt Schiedsrichter Romano Wehner. „Der Trikotwechsel hat sich lange hingezogen, da sich beide Vereine zunächst nicht einigen konnten.“
Wie sieht das Regelwerk in der NOFV-Oberliga aus?
Der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) hat für solche Streitfälle eine klare Regelung. In der Spielordnung heißt es in Paragraf 16, Absatz drei: „Die Gastmannschaft hat die Spielkleidung (beziehungsweise Teile der Spielkleidung) zu wechseln, wenn diese sich nach Auffassung des Schiedsrichters nicht hinreichend von der Heimmannschaft unterscheidet.“ Das bedeutet im konkreten Fall: Der SC Staaken als Gast hätte einen zweiten Trikotsatz dabei haben müssen.
Welche Konsequenzen sieht das Regelwerk vor?
Auch die Konsequenzen sind in der Spielordnung in Paragraf 16 festgehalten. „Fällt ein Spiel aus, weil eine Mannschaft die Spielkleidung oder Teile der Spielkleidung pflichtwidrig nicht wechselt, ist das Spiel für diese Mannschaft mit 0:2 Toren als verloren und dem Gegner mit 2:0 Toren und 3 Punkten als gewonnen zu werten“, heißt es in Absatz fünf. Die Partie wäre also für Fürstenwalde gewertet worden.
Warum kam es überhaupt zu diesen Unklarheiten?
In erster Linie, weil es sich um einen sehr seltenen Vorfall handelt. Heinz Rothe ist seit 30 Jahren im Schiedsrichter-Wesen tätig. Der Experte betont: „Eine solche Situation ist sehr ungewöhnlich. Ich habe sie in der Form noch nicht erlebt.“
Dazu kommt, dass es auf Landesebene beim Brandenburger Fußball-Landesverband (FLB) eine anderslautende Regelung gibt. Hier ist das Heimteam in der Pflicht, ein Wechseltrikot parat zu haben. „Bei uns ist es die Heimmannschaft, denn die braucht in der Regel nur in einen anderen Schrank zu greifen“, sagt Marko Schmidt, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses beim FLB.
Die unterschiedlichen Regelungen hängen mit dem Sponsoring zusammen. Von der Bundesliga bis zur Oberliga wird die Heimmannschaft bevorzugt, weil man gewährleisten möchte, dass die Sponsoren sich auf dem gewohnten Trikot präsentieren können. Weil diese Sponsorengelder in den unteren Ligen deutlich kleiner ausfallen, zählt hier eher die praktische Erwägung, dass die Heimmannschaft schneller die Trikots wechseln kann.
Hätte die Partie eher angepfiffen werden müssen?
Am Ende rollte zwar der Ball – aber mit 50 Minuten Verspätung. Hätte die Partie eher angepfiffen werden müssen? Nicht unbedingt, meint Marko Schmidt vom FLB: „Der Schiedsrichter ist in einer solchen Situation immer der Ärmste an der ganzen Geschichte, da auch die Vereine in der Pflicht sind. Die Notlösung wäre immer noch ein Leibchen gewesen, was drübergezogen wird.“
Heinz Rothe nimmt den Schiedsrichter ebenfalls in Schutz. Er habe sich an der vom Reglement eingeräumten Wartezeit von 45 Minuten orientiert. Diese Wartezeit ist eigentlich in erster Linie für den Fall vorgesehen, wenn die Gastmannschaft oder die Schiedsrichter zu spät anreisen.
Wer trägt die Schuld an diesem Trikot-Streit?
Offenbar gab es im Vorfeld Kommunikationsprobleme zwischen beiden Vereinen. „Die Empfehlung von Verbandsseite lautet, dass sich die Mannschaftsleiter schon im Vorfeld über die Farbe der Spielkleidung abstimmen. Auch, weil die Schiedsrichter ihre Kleidung natürlich ebenfalls danach ausrichten“, erklärt Schiri-Experte Wilfried Riemer. Er ist Spielleiter für die Regionalliga Nordost. Blau oder Rot? Auf diesem Weg hätte der Streit wahrscheinlich vermieden werden können.