Bei Hertha BSC herrscht weiter das Chaos. Und das ist in einem Club, dessen Bundesliga-Mannschaft auf einem Abstiegsplatz steht kein gutes Zeichen. Gleichwohl war die Trennung von Trainer Tayfun Korkut alternativlos. Ob zu spät, dass muss nun Veteran Felix Magath beweisen, Er ist erneut ein Trainer, als Retter für die letzten acht Spiele geholt, der wie schon Korkut seit Längerem aus dem aktiven Trainergeschäft raus ist. Das wirft zumindest eine Frage auf. Kann Magath auch jetzt noch Abstiegskampf? Andere Größen haben sich im Olympiastadion daran versucht und sind gescheitert.
Die älteren unter den Hertha-Fans erinnern sich noch an Peter Neururer, der Anfang der 1990er-Jahre einen exzellenten Ruf als „Feuerwehrmann“ besaß. Er holte 1991 in zwölf Spielen zwei Punkte, gilt seitdem als schlechtester Hertha-Trainer. Abgestiegen ist auch Otto Rehhagel 2012. Der als Europameister mit Griechenland 2004 legendäre Coach rettete die Alte Dame mit elf Punkten in den letzten zwölf Saisonspielen zwar in die Relegation, um dann aber in zwei sagenumwobenen Partien als erster Bundesligist an Zweitligist Fortuna Düsseldorf zu scheiterten.
Hertha-Geschäftsführer Sport Fredi Bobic verweist hingegen auf die Vita von Magath. Der chinesische Klub Shandong Taishan (Juni 2016 bis Dezember 2017) war die letzte Trainer-Station des früheren Bundesliga-Coaches. Der mittlerweile 68-Jährige, der auch den VfB Stuttgart, den 1. FC Nürnberg, Schalke 04, den Hamburger SV, Werder Bremen und Eintracht Frankfurt trainierte, führte den FC Bayern zum doppelten Double 2005 und 2006 und den VfL Wolfsburg zur Sensations-Meisterschaft 2009.
Magath gilt als harter Hund
Angeblich sollen auch der ewige „Feuerwehrmann“ Friedhelm Funkel und der feinsinnige Lucian Favre Kandidaten auf das aktuelle Himmelfahrtskommando in der Bundes-Hauptstadt gewesen sein Gut, dass beide es nicht geworden sind, denn der als „Quälix“ bekannte Magath hat ihnen eines voraus: Er gilt als harter Hund. Wie er arbeitet, hat unlängst der ehemalige Stuttgarter Torwart erklärt: „Magath hat uns mit dem VfB 2001 wirklich da unten rausgepeitscht, mit großer Disziplin“, sagte der 42-Jährige, und dass Magath „auf jeden Fall Angst und Schrecken verbreitet und mit Druck gearbeitet“. Diese harte Hand sei wichtig gewesen auf dem Weg zum Klassenverbleib.
Also kann Felix Magath Abstiegskampf! Und salopp gesagt, einen Tritt in den Allerwertesten ist das, was die Hertha-Mannschaft, die bisher keine solche ist, jetzt mehr braucht als alles andere. Insofern ist die Entscheidung vielleicht im letzten Moment die richtige, um den Sturz in den Abgrund noch abzufangen.