Der Milower Sven Riedel ist schon so etwas wie ein Routinier mit drei Teilnahmen, hat den Triathleten der Wasserfreunde Brandenburg Udo Kampf, Norbert Becker, Klaus-Dieter ("Karl") Mey und Jörg Kaluzny von dieser Aufgabe vorgeschwärmt, so dass sie es auch einmal probieren wollten. "Und zwar jetzt, jünger werden nicht mehr", so Kampf.
Paris-Brest-Paris (PBP) Randonneur   wird alle vier Jahre ausgetragen. Um dabei zu sein, reicht keine einfache Anmeldung, die Starter müssen zunächst vier Brevets (Langstreckenfahrt die innerhalb eines bestimmten Zeitraums absolviert werden muss) über 200-, 300-, 400- und 600-Kilometer bestreiten. Fehlt eines der vier Rennen, ist man draußen.  Ist ein Fahrer zum Beispiel beim 300er-Brevet verhindert, kann er dass durch zwei 400er-Brevets ausgleichen.
Die fünf Radsportler werden am Donnerstagabend, den 15. August losfahren, um  am Freitagmorgen in Rambouillet den Wagen abzustellen. Rambouillet ist ein westlicher Vorort von Paris und schon seit langem der Start- und Zielort des Langstreckenrennens. Vor Ort gibt es das Rahmenschild fürs Rad und die Starterkarte, die bei den Kontrollstellen vorgezeigt wird. Bis 15 Uhr am Sonnabend müssen alle Starter ihr Fahrrad abgegeben haben – sie sehen es erst beim Start wieder.
Beim letzten PBP 2015 fuhren mehr als 6000 Randonneure mit, dieses Jahr ist auf 7600 aufgestockt worden. Um einen besseren Ablauf beim Start zu gewähren, gibt es drei Gruppen, mit unterschiedlichen Zeitlimits. Den Anfang macht am Sonntag um 16 Uhr die Gruppe mit 80 Stunden Zeitvorgabe, dann folgt  zwei Stunden später das Feld mit 90 Stunden und um 5 Uhr am Montagmorgen die Gruppe mit 84 Stunden. In der ersten wird Sven Riedel, allein schon aufgrund seiner Erfahrung,  antreten. Kampf, Becker, Mey und Kaluzny wählen als Novizen verständlicherweise die Gruppe mit 90 Stunden.
Und  da gehören die Gemeinsamkeiten für diese Unternehmen auch schon auf.  Haben die vier Wasserfreunde ihre Brevets meist als Quartett aber zumindest als Duo absolviert, soll es nun keinen "Gruppenzwang" geben. Jeder hat seinen persönlichen Rhythmus. Sollte einer zum Beispiel nach einem Anstieg immer warten müssen - beinah 12000 Höhenmeter sind zu absolvieren -, kann es leicht zu Unstimmigkeiten kommen. So hat das Quartett beschlossen, so lang zusammen zu bleiben, wie es geht, ehe jeder "sein eigenes Glück schmiedet".
Für die Wasserfreunde gibt es nur ein Ziel: ankommen - und zwar egal wie. Das Zeitlimit wird natürlich anvisiert, sollte es überboten werden, möchte dennoch jeder radelnd Rambouillet wieder erreichen. Über die Schwere der Aufgabe  ist sich jeder der Vier im Klaren. Das Schwierigste wird nicht die Muskulatur sein, sondern die Müdigkeit, weiß Udo Kampf zu berichten: "Man hat uns erzählt, dass  es Fahrer gab, die knapp 100 Kilometer vor dem Ziel waren, aber dann Erscheinungen hatten, die ein Weiterfahren unmöglich machten. Vor lauter Schlafbedürfnis sieht man dann Dinge, die gar nicht existieren."
Dagegen wollen sie die Methode anwenden, die sich beim letzten Brevet über 600 Kilometer schon bezahlt machte, als das Limit bei 40 Stunden lag. Niemand schaffte es mehrere Stunden am Stück zu schlafen. Also gingen die Wasserfreunde zum Ende über nach etwa 50 gefahrenen Kilometern für eine Viertelstunde zu schlafen, scherzhaft auch "Speedsleeping" genannt. Dies reichte, um für den nächsten Abschnitt wieder "frisch" zu sein.
Ansonsten müssen sich die Brandenburger auf viel Wartezeit bei den Kontrollpunkten einstellen. Daher der wichtige Tipp für die Novizen: als erstes die Karte abstempeln lassen. Erst dann sollte man sich um einen Schlafplatz und Versorgung kümmern. Die Radsportler können sich zwar unterwegs in jedem Laden versorgen, doch es geht meist nur durch kleine Ortschaften und da kann es gut sein, dass der Laden schon "geplündert" wurde. In diesem Zusammenhang machte Sven Riedel aber auf eine Besonderheit der Franzosen aufmerksam.  Denn die sind Radsportversessen, und das nicht nur bei der Tour de France.  An der Strecke bieten die Anwohner immer wieder an selbst aufgebauten Tischen, Kaffee, Tee und Essen an, ohne Bezahlung.
Notreserven hat jeder Fahrer dabei, wie auch Reifen, Schlauch, Flickzeug oder Kettennieter, denn begleitende Teamfahrzeuge sind nicht erlaubt. Reparaturen muss ein echter Randonneur selbst bewerkstelligen, selbst in tiefster Dunkelheit, was Riedel bei seinem letzten Brevet erlebte. Fehlen sollte ebenfalls  nicht eine Hose zum Wechseln sowie eine Jacke, denn Nachts kann es auf der Fahrt in die Bretagne recht kühl werden.
Seit Anfang des Jahres haben die Fünf sehr fleißig trainiert.  Udo Kampf fährt schon seit langer Zeit zu seinem Arbeitsplatz nach Ketzin mit dem Rad und die 38 Kilometer auch wieder zurück. Auf der Hintour wird er noch meistens von Jörg Kaluzny begleitet, der noch sieben Kilometer weiter nach Brieselang radelt und wieder retour. Mit dem Fahrrad zur Arbeit ist seit Jahren für Sven Riedel die erste Trainingseinheit am Tag., wenn er von Milow nach Brandenburg an der Havel eilt.
Da kamen schon etliche Kilometer zusammen, zusätzlich stand am Wochenende noch eine Ausfahrt an, nie unter 100 Kilometer. So summierten sich zwischen 5000 und 8000 Kilometer für die Sportler. Von der Zeit gar nicht zu reden. Daher auch ein großes Dankeschön an ihre Partner für die Geduld, die sie bereit waren aufbringen.
Die Frauen von Kampf und Kaluzny werden ihre Pedalritter auch in Empfang nehmen, bei Norbert Becker wartet seine Tochter auf ihn. Da einige noch nie in Paris waren, wird gleich ein Kurzurlaub in der französischen Metropole dran gehangen.
Auf die Frage, was Udo Kampf als erstes machen möchte, wenn er Paris im Lauf des Donnerstags (22. August) erreicht, gab er  zwei Dinge an: "Als erstes Duschen und saubere Sachen anziehen und dann ein kühles Bier." Na dann, Wohl bekomms.