Während Kluge sich nach seiner Saisonpause als Straßenprofi derzeit im Neuaufbau befindet und erst beim Bahn-Weltcup am zweiten November-Wochenende in Glasgow in die Wettkämpfe zurückkehren wird, hat Beyer dessen Platz in der Nationalmannschaft und an der Seite Reinhardts beim Sechstagerennen eingenommen. Und das mit Erfolg. Bei der EM in Apeldoorn vor einer Woche erkämpften Reinhardt/Beyer hinter Dänemark und den Niederlanden die Bronzemedaille. Und auch am Sonntag zum Beginn der Sixdays-Serie beim stark besetzten Rennen in London überzeugte die Berliner Kombination beim Sieg der Italiener Elia Viviani/Simone Consonni als Vierte.
Nach einer schwierigen Saison 2018 ("Das war gar nicht mein Jahr") und einer Operation des rechten Knies aufgrund zweier Tumore unterhalb der Kniescheibe und am Kreuzband hat Beyer 2019 deutlich an Fahrt aufgenommen. "Seit der Operation läuft es wieder sehr gut für mich", sagt der Bundeswehr-Soldat, der für das Heizomat rad-net.de-Team fährt. Schon bei den deutschen Meisterschaften Anfang August in Berlin präsentierte sich der 25-Jährige mit zwei Titeln erstarkt. Und bei einem von Bundestrainer Sven Meyer vor der EM angesetzten Ausscheid in Wien gegen den Zepernicker Moritz Malcharek vom LKT Team Brandenburg sicherte sich Beyer den Startplatz in der Nationalmannschaft.
"Ich denke, wir haben in Apeldoorn bei der EM das absolute Optimum herausgeholt, zumal Max etwas ins kalte Wasser geworfen wurde. Aber wir haben es super gemacht", freute sich Reinhardt, der zum vierten Mal in Folge bei WM und EM auf dem Podium stand – diesmal eben mit Beyer. Für den war die Bronzemedaille und die gezeigte Leistung fast ein bisschen eine Erlösung. Meistens lief es bei den Saisonhöhepunkten wie der WM 2017 für den jungen Vater gar nicht gut. Auch der Start in die EM in Apeldoorn war im olympischen Omnium mit Platz 14 und zwei überschaubaren Leistungen im Scratch (9.) und Ausscheidungsfahren (10.) alles andere als optimal. "Ich bin froh, dass es so gut gelaufen ist", sagte Beyer, der nach London an diesem Wochenende auch beim Weltcup-Auftakt in Minsk zusammen mit Reinhardt fahren wird.
Während der ziemlich sicher für die Heim-WM Ende Februar in Berlin und die Olympischen Spiele planen kann ("Roger und ich gehen voll fokussiert an die WM heran und sind heiß darauf. Der Aufbau der Form geht aber in Richtung Tokio 2020"), lautet das Nahziel für Beyer die Qualifikation im olympischen Mehrkampf Omnium abzusichern und im besten Fall selbst den Startplatz in Berlin einzunehmen. Vorher wartet noch das Sechstagerennen in Berlin (23. bis 28. Januar ) – wahrscheinlich wieder zusammen mit Reinhardt, weil Kluge in Australien zu Beginn der Straßen-Saison gefordert ist.
"Die WM in Berlin ist ein krasser Höhepunkt. Natürlich möchte ich dabei sein", sagt Beyer. Und mit einem starken Auftritt könnte er sich dort für Tokio 2020 in Stellung bringen. Das Reglement lässt wohl eine Hintertür für eine Nominierung zu. "Abgeschrieben habe ich Tokio auf keinen Fall. Ich denke, dass es schon noch eine Möglichkeit für mich geben wird", hofft Maximilian Beyer dann vom Platzhalter zur Stammkraft aufrücken zu können.
Levy gewinnt Sprint-Wettbewerb an der Themse
Maximilian Levy hat den Sprint-Wettbewerb beim Sechstagerennen von London gewonnen. Der vierfache Weltmeister verteidigte damit seinen Erfolg aus dem Vorjahr.
Der Cottbuser siegte mit 293 Punkten überlegen vor dem Japaner Yuta Obara (259) und dem Berliner Robert Förstemann (220).
Nach Platz 4 vor gut einer Woche bei denEuropameisterschaften in Apeldoorn im Teamsprint befindet sich Levy weiter auf dem Weg zur Bestform. Im 200-Meter-Zeitfahren stellte er in 9,817 Sekunden einen Sixdays-Rekord auf und fuhr die fünftschnellste Zeit seiner Karriere. Kleiner Wehrmutstropfen war ein Sturz im Keirin am vorletzten Tag, der aber glimpflich ablief. tus