Das Original allerdings beansprucht die Frankreich-Rundfahrt für sich, das härteste Radrennen der Welt. Auch bei der 106. Auflage der "Großen Schleife" dreht sich alles um die Frage: Wer darf sich am Ende der drei strapaziösen Wochen in Paris im Schmucke des Gelben Trikots präsentieren?
In diesem Jahr fällt eine Antwort darauf besonders schwer,  denn es gibt keinen deutlichen Favoriten. Der britische Vierfachsieger Chris Froome vom Team Ineos fällt nach seinem Horrorcrash mit mehreren Knochenbrüchen beim Criterium de Dauphiné aus und musste seine Hoffnungen auf den fünften Erfolg und damit den Einzug in die Liste der Rekordsieger Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain vorzeitig begraben. Der Vorjahreszweite Tom Dumoulin aus den Niederlanden fehlt ebenfalls verletzt, und Titelverteidiger Geraint Thomas präsentiert sich in dieser Saison überaus angreifbar.
So könnte ab Sonnabend mit dem Start in Brüssel die Stunde der Außenseiter schlagen. Beispielsweise die von Ergan Bernal. Der erst 22 Jahre alte Kolumbianer ist so etwas wie der Shootingstar am Radsporthimmel. Mit seinen Triumphen bei Paris–Nizza und der Tour de Suisse hat der Kletterkünstler der etablierten Konkurrenz nachdrücklich zu verstehen gegeben: Der Tour-Sieg führt nur über mich. Es sei denn, beim Team Ineos konzentriert sich doch alles auf eine Leaderrolle von Geraint Thomas.
Ein Dutzend Sieg-Anwärter
Und sonst? Fast ein Dutzend Namen werden an der Kandidatenbörse für den Tour-Triumph 2019 gehandelt. Der Brita Adam Yates, der Däne Jakob Fuglsang, der Italiener Vicenco Nibali (Sieger 2014), die Franzosen Thibaut Pinot und Roman Bardet, der Ire Dan Martin und der Australier Richie Porte. Sie alle haben das Zeug dazu.
Oder doch vielleicht sogar Emanuel Buchmann? Spätestens seit seinem starken Auftritt mit Rang 3 beim Criterium du Dauphiné ist der Ravensburger in die Rolle eines Geheimfavoriten geschlüpft. Und, was wichtig ist: Sein Team Bora-hansgrohe hat in dieser Saison mehrfach gezeigt, dass es für den Kapitän entscheidende Helferdienste leisten kann. Also: Buchmann Tour-Gewinner 2019? Warum nicht? Er wäre nach Jan Ullrich 1997 erst der zweite Deutsche, der das begehrte Gelbe bis nach Paris tragen würde.