Problematisch an der ganzen Sache ist jedoch, dass der Song von der kroatischen Band "Thompson" stammt. Ihr Frontsänger Marko Perkovic benannte die Gruppe nach der Maschinenpistole, die er im Kroatienkrieg bei sich trug. Der Band wird seit Jahren vorgeworfen, den kroatischen Faschismus zu verherrlichen und Perkovic ist für seine rechte Gesinnung bekannt. So hat er bereits auf der Bühne Lieder gesungen, die Opfer von Konzentrationslagern verhöhnen und deren Täter glorifizieren. In den Niederlanden, der Schweiz und Italien wurden Auftritte der Band wegen ihres rechtsextremen Gedankenguts bereits verboten.

Inoffizielle Nationalhymne

Das von Manuel Neuer mitgesungene Lied gilt in Kroatien als so etwas wie inoffizielle Nationalhymne, läuft sogar in der Kabine der Fußball-Nationalmannschaft. Trotz einiger Proteste feierte Perkovic, der einer der bekanntesten Sänger des Balkanlandes ist, mit dem Team vor tausenden von Menschen auf der Bühne den Vize-WM-Titel 2018. Doch das Lied hat auch problematische Passagen – dort geht es um Regionen, die in der heutigen Herzegowina liegen und während des Bosnienkrieges umkämpft waren. Der Journalist Krsto Lazarevic veranschaulichte in einem Interview: "Stell dir vor, jemand besingt die Schönheit Deutschlands und nennt dabei auch Südtirol und Ostpreußen."
Auch als Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einem Jahr zum EU-Wahlkampf für Manfred Weber in Kroatien auftrat, wurde zum Abschluss das Lied gespielt, Merkel klatschte höflich mit, ohne zu wissen, worum es in dem Text geht.
Weder Manuel Neuer, noch Bayern München und auch nicht der DFB äußerten sich bisher zu den Vorfällen. Neuers Management verwies darauf, dass der 34-Jährige, der ziemlich textsicher wirkte, kein kroatisch spreche. Sein ehemaliger Mitspieler Zlatan Bajramovic versuchte Neuer ein Schutz zu nehmen. "Ich mache Manu keinen Vorwurf, wenngleich man auch wissen sollte, was man da laut mitsingt", sagte der ehemalige bosnische Nationalspieler, der mit Neuer von 2005 bis 2008 auf Schalke spielte. Bereits zu der Zeit soll Neuer, dessen Trauzeuge Tapalovic auch war, ein Freund der Balkan-Kultur gewesen sein. "Er konnte aber nicht nur mit den Kroaten gut, sondern auch mit den Serben und Bosniern. Er hat sich generell mit den Balkan-Jungs gut verstanden."
Doch der 40-Jährige setzt auch auf einen Lerneffekt beim Schlussmann: "Ich glaube nicht, dass Manu nochmal so mitsingen wird."

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