Was für ein Transfer-Krimi beim 1. FC Union Berlin. Und was für ein spektakuläres Ende des Traumes von vielen Fans der Eisernen: Isco als Spieler im Stadion An der Alten Försterei – das wird es nicht geben. Der Deal zwischen dem Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga und dem fünfmaligen Gewinner der Champions League aus Spanien ist in allerletzter Sekunde geplatzt.
Die Köpenicker verzichten auf eine Verpflichtung des Ex-Profis von Real Madrid. Über die genauen Gründe für das Platzen dieses viel beachten Deals am letzten Tag der Winter-Transferperiode gibt es unterschiedliche Auffassungen zwischen Union Berlin und den Beratern von Isco. Hier sind die wichtigsten Fakten und die Chronologie des Transfer-Krimis um Isco.

Union Berlin und Isco – warum alles klar schien

Zunächst lief alles nach Plan. Isco traf am Montagabend gegen 23 Uhr mit einem Privatjet in Berlin ein. Die Cessna mit Isco kam zwar zwei Stunden später als geplant an, dennoch wurde der vermeintliche neue Star natürlich von den Mitarbeitern des 1. FC Union am Flughafen BER abgeholt. Am Dienstag – also am sogenannten Deadline Day – absolvierte Isco dann am Vormittag den Medizincheck in der Sportmedizin der Charite in Berlin.
Zu diesem Zeitpunkt schien es nur noch darum zu gehen, den Deal zu finalisieren und den Vertrag zu unterschreiben. Isco sollte bei Union Berlin einen Vertrag bis 2024 mit einer Option für ein weiteres Jahr erhalten. Alles klar? Eben nicht.

Union Berlin und Isco – warum der Deal scheiterte

Entscheidender Grund für das Platzen des Deals waren finanzielle Differenzen. Es ging am Ende – wie so oft – ums Geld. Letztlich machten sich beide Seiten gegenseitig Vorwürfe. Die „Bild“-Zeitung zitierte die Berater-Agentur des 30 Jahren alten Mittelfeldspielers mit den Worten, dass man im Verlaufe der Gespräche feststellen musste, „dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen“.
Union Berlin hingegen wies die Schuld am Platzen des Transfers zurück. „Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbarung überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande“, ließ Manager Oliver Ruhnert mitteilen.

Union Berlin und Isco – die Erklärung von Mattuschka

Enttäuscht vom Platzen des Deals zeigte sich auch Union-Legende Torsten Mattuschka. Im Interview mit „Sky“ lieferte Mattuschka auch eine mögliche Erklärung. „Ich kann mir vorstellen, dass es an Brutto und Netto gescheitert ist. Möglicherweise hat man da verschiedene Sprachen gesprochen“, mutmaßte Mattuschka. Heißt im Klartext: Eine Seite meinte bei der Höhe des Gehaltes Netto, die andere Seite aber Brutto.
Vor dem Anpfiff des DFB-Pokal-Achtelfinales gegen den VfL Wolfsburg nahm Oliver Ruhnert dann erneut Stellung. „Bevor der Medizincheck durchgeführt wurde, waren alle Dinge besprochen“, sagte er bei „Sky“. Dann seien aber von der Isco-Seite noch mal Änderungen am Vertrag gewünscht worden. Das ursprüngliche Paket, so Ruhnert, wäre für Union machbar gewesen – „aber wir lassen uns nicht auf Dinge ein, die nicht zu uns passen.“
Union-Legende Torsten Mattuschka arbeitet als Experte für den TV-Sender "Sky". Auch Mattuschka zeigte sich enttäuscht.
Union-Legende Torsten Mattuschka arbeitet als Experte für den TV-Sender „Sky“. Auch Mattuschka zeigte sich enttäuscht.
© Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Julien Christ

Union Berlin und Isco – Chancen und Risiken

Union Berlin hätte im vierten Jahr der Erstklassigkeit mit diesem Coup zweifellos für den überraschendsten Winter-Transfer in der Bundesliga gesorgt. Ähnlich spektakulär ist nur der Wechsel von Joao Cancelo (Manchester City) zu Bayern München. Aber auch sportlich hätte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer wahrscheinlich ein deutliches Upgrade bekommen. Zumindest, wenn Isco auch nur ansatzweise an seine früheren Leistungen hätte anknüpfen können. Bei Real Madrid glänzte er viele Jahre als Dribbler auf engstem Raum und Passgeber für die Topstars um Cristiano Ronaldo, Karim Benzema & Co.
Natürlich hat Isco zuletzt beim FC Sevilla nicht mehr auf dem Zenit seiner Karriere gespielt. Der Vertrag wurde nach nur wenigen Monaten, drei Tage vor Heiligabend, wieder aufgelöst. Bei Union Berlin hätte Isco nachweisen müssen, dass auch die Rolle des Kämpfers auf dem Rasen zu ihm passt.

Union Berlin und Isco – was davon übrigbleibt

Union Berlin hat mit dem Versuch, Isco ins Stadion An der Alten Försterei zu lotsen, in der Fußballbranche gleich doppelt für Aufsehen gesorgt. Erstens, weil Ruhnert & Co. das Selbstvertrauen besaßen, diesen Transfer überhaupt anzupacken. Isco auf dem Weg nach Köpenick – das war für viele eine Riesenüberraschung. Und zweitens, weil der Verein in letzter Sekunde doch noch die Notbremse zog, weil man nach Darstellung von Ruhnert die in den Verhandlungen selbstgesetzten Grenzen überschritten hätte. Es ist in jedem Fall ein konsequentes Ende des Isco-Traumes.
Dass sich ein Spieler wie Isco überhaupt für Union Berlin interessiert hat und sogar schon angereist war, dürfen die Eisernen als Kompliment für ihre Arbeit in den vergangenen Jahren werten. Nun geht es allerdings darum, den Traum von Isco schnell zu begraben und sich wieder zu einhundert Prozent den sportlichen Herausforderungen zu widmen.