Als die Fans des 1. FC Union Berlin am Samstagabend nach dem klaren 3:0-Sieg ihrer Mannschaft gegen den VfB Stuttgart schon auf dem Heimweg waren, diskutierten im Stadion an der Alten Försterei noch die beiden Übungsleiter die zurückliegenden 90 Spielminuten: Union-Coach Urs Fischer und sein Stuttgarter Kollege Bruno Labbadia hatten sich nach der Pressekonferenz in eine stille Ecke zurückgezogen und tauschten sich intensiv aus.
Labbadia hatte gerade Fragen zu seinem möglichen Jobverlust beantworten müssen, die „Bild“ bereits die erste Meldung über seinen feststehenden Rauswurf und seinen potenziellen Nachfolger Markus Gisdol abgesetzt. Am Sonntag leitete Labbadia dann aber noch das Training der Ersatzspieler, während der Vorstand tagte. Krisenstimmung in Stuttgart.

Harte Kritik von Trainer Urs Fischer

Und bei Union Berlin? Trainer Fischer hatte seine Mannschaft trotz des letztlich ungefährdeten Erfolgs relativ deutlich für die „sehr enttäuschende, schwache Leistung in der ersten Hälfte“ kritisiert – und danach erfolgreich jegliche Fragen zur immer greifbareren Champions-League-Qualifikation weggeatmet.
Dabei war dieses 3:0 ein großer Schritt in Richtung Königsklasse: Sheraldo Becker hatte seine fast fünfmonatige Torflaute mit dem wichtigen Führungstreffer zum 1:0 (51.) beendet. Kevin Behrens traf danach selbst (67.) und erzwang auch noch das Eigentor von Ex-Unioner Genki Haraguchi (68.). Die Berliner mussten dabei auf ihren etatmäßigen Keeper Frederik Rönnow verzichten – Ersatzmann Lennart Grill hatte in der ersten Halbzeit etwas Glück, hielt dann sein Tor aber mit guten Paraden sauber.
Der Berliner Erfolgstrainer wirkte trotz der wirklich sehenswerten 20 Minuten nach der Pause aber nicht sonderlich überschwänglich – die schwache erste Halbzeit und die bedrückende Labbadia-Rauswurf-­­­­­­Atmosphäre überlagerten die aus Köpenicker Sicht sensationelle Nachricht von diesem Bundesliga-Wochenende: Sechs Punkte Vorsprung vor RB Leipzig auf Rang fünf – der 1. FC Union steht acht Spieltage vor Saisonschluss vor der Tür zur größten europäischen Fußballbühne.

So spricht Union Berlin über die Champions League

Die Champions League ist so nah wie nie – bei Union versucht man aber naturgemäß, dieses Thema noch kleinzuhalten. „Ich als Spieler will in die Champions League, aber als Verein wollen wir nach Europa“, verwendete Sheraldo Becker die offenkundige Sprachregelung. Ein eisernes Schweigegelübde gibt es aber offenbar nicht. Im Stadionheft zum Stuttgart-Spiel wurde Angreifer Jordan Siebatcheu mit Blick auf seine Frisurenvielfalt sogar gefragt: „Wenn wir uns für die Champions League qualifizieren, können wir dir dann rote Sterne machen?“
Also: Die Sterne der Königsklasse leuchten zumindest am Horizont. Wie viel Champions-League-Träumerei ist bei Union Berlin schon erlaubt? Wenn es nach Union-Kapitän Christopher Trimmel geht, bleibt dafür nicht viel Zeit. „Einfach weitermachen“, gab der 36-Jährige mit Blick auf das Wochenprogramm vor.

Auswärtsspiele in Frankfurt und Dortmund

Bereits am Dienstag tritt er mit seiner Mannschaft im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt (18 Uhr) an. Dort haben die Berliner die nächste Chance, dem internationalen Geschäft auch auf diesem Weg ein Stück näherzukommen. In der Bundesliga steht ebenfalls eine schwere Auswärtsaufgabe bevor: Am Samstag spielt der 1. FC Union bei Borussia Dortmund (15.30 Uhr).
Kapitän Trimmel verdeutlichte: „Wir fangen gar nicht an zu zählen, das ist viel zu früh.“ Und auch Jordan Siebatcheu ist beim Griff nach den Sternen noch etwas zurückhaltend. Seine Antwort auf die entsprechende Frisurenfrage im Stadionheft lautet: „Einen ja, … warum nicht?“

Pressekonferenz der Trainer von Union Berlin und VfB Stuttgart

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