Es ist der nächste Höhepunkt in einer für den 1. FC Union Berlin bislang magischen Saison. Die Aufgabe im Europa-League-Duell mit dem Weltclub Ajax Amsterdam ist so reizvoll wie herausfordernd. „Wir freuen uns total auf das Spiel. Trotzdem ist uns auch klar, dass wir bei einem der Topclubs in Europa spielen, nicht nur vom Namen her“, sagte der Geschäftsführer Profifußball der Berliner, Oliver Ruhnert. Es gehe darum, „sich eine gute Ausgangslage zu schaffen, dass du im Rückspiel die Möglichkeit hast, eine Sensation zu schaffen“, sagte Trainer Urs Fischer.
Der Tatsache, dass der niederländische Rekordmeister und mehrmalige Europapokalsieger in der Eredivisie aktuell nur auf Platz 3 steht, während die Köpenicker als Tabellenzweiter der Bundesliga zum Hinspiel der Zwischenrunde am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) reisen, will man nicht überbewerten. Trotzdem könnten die Eisernen kaum selbstbewusster in das nächste Kapitel ihres Europa-Abenteuers in der Johan Cruyff Arena gehen. Alle sechs Pflichtspiele hat Union in diesem Jahr bislang gewonnen, am Samstag das Liga-Topspiel in Leipzig 2:1. „Der Wahnsinn geht weiter“, sagte Urs Fischer nach dem Spiel. Denn der Club bleibt erster Verfolger der Bayern und hat sein eigentliches Saisonziel - 40 Punkte und den Klassenverbleib - schon am 20. Spieltag erreicht.
Die Messlatte liegt sehr hoch
Nun sollen größere Ziele ausgegeben werden. Und auch in Europa wollen die Eisernen keineswegs nur eine nette Reise mitnehmen, sondern ins Achtelfinale einziehen. Im Hinspiel fehlen allerdings Kapitän Christopher Trimmel und Janik Haberer wegen einer Gelb-Sperre. Ähnlich wie auch die Berliner immer wieder, musste Ajax in diesem Sommer zahlreiche Abgänge verkraften. Antony, Lisandro Martínez (beide Manchester United), Sébastien Haller (Borussia Dortmund), Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui (beide FC Bayern München) zog es unter anderem zu noch größeren Clubs.
Dazu wechselte auch Trainer Erik ten Hag nach Manchester. Unter seinem Nachfolger Alfred Schreuder lief es schlecht. International rutschte das Team in der Gruppenphase der Champions League als Dritter in die Europa League. Nach sieben Ligaspielen ohne Sieg in Serie musste Schreuder Ende Januar gehen. „Für mich ist das eine Champions-League-Mannschaft. Hochtalentiert, mit dem ein oder anderen Unterschiedsspieler“, sagte Fischer.
John Heitinga hat direkte Verbindung zum Berliner Fußball
Zudem ist der Trend unter dem neuen Trainer John Heitinga eindeutig positiv. Alle vier Pflichtspiele gewann die Mannschaft um Kapitän Dusan Tadic. „Sie haben mit dem Wechsel an Stabilität gewonnen“, betonte Fischer. Sie müssten sehr viel richtig machen, „damit wir noch eine Chance auf das Rückspiel haben“. Der 39 Jahre alte Heitinga, als Profi ein klassisches Ajax-Eigengewächs und Vize-Weltmeister von 2010, hat auch eine direkte Verbindung zum Berliner Fußball. In der Saison 2014/2015 lief er für Hertha BSC auf. Den Gegner aus Köpenick will er nicht unterschätzen. „Es ist beeindruckend, wenn man sieht, wo sie stehen, direkt hinter den Bayern. Sie kämpfen bis zur letzten Minute“, sagte er. „Wichtig ist, dass wir Disziplin haben. Wir müssen unser eigenes Spiel spielen.“
Die berühmte Ajax-Schule kennen auch zwei heutige Unioner gut. Sheraldo Becker und Danilho Doekhi kickten in der Jugend für den Club, schafften den Durchbruch als Profis aber bei anderen Teams. Am Donnerstag haben beide die Gelegenheit zu zeigen, wie sehr sie seit ihrer Zeit bei Ajax spielerisch gewachsen sind. Für Becker ist das aber nach eigenen Worten keine besondere Motivation: „Ich bin für jedes Spiel motiviert. Es geht darum, ein gutes Ergebnis hinzulegen. Wenn ich dabei mit einem Tor oder einem Assist helfen kann, wäre das fantastisch. Aber das Wichtigste ist das Ergebnis.“
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