Die Champions-League-Hymne ist in der Smaragd-Arena von Bramberg am Wildkogel während des Trainingslagers des 1. FC Union Berlin zwar noch nicht erklungen. Aber der Glanz der Königsklasse ist mit den Eisernen aus Köpenick auch hier im Salzburger Land angekommen.
Dafür sorgen vor allem die Union-Fans, die erneut in Scharen die Mannschaft von Trainer Urs Fischer begleiten. In diesem Jahr sind es so viel wie noch nie. Bereits beim ersten Training am Dienstag waren rund 200 Unioner in Bramberg dabei. Für ihr Wohlbefinden während der Trainingseinheiten sorgt nicht zuletzt der umtriebige Wirt der Stadiongaststätte mit seinem umfangreichen Getränkeangebot. Und in der zweiten Wochenhälfte mit den beiden Testspielen am Donnerstag in Lienz gegen den Pafos FC aus Israel (16 Uhr in Saalfelden) und am Samstag gegen Udines Calcio (15.30 Uhr in Lienz) werden es erfahrungsgemäß noch viel mehr Fans werden.
Auch so mancher Neuzugang der Eisernen staunt über die große Fan-Unterstützung. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich in meiner Karriere immer bei Clubs mit einer großen Fanbasis gespielt habe. Slavia Prag, Spartak Moskau, West Ham United, Schalke und jetzt Union Berlin“, sagte Alex Kral schon wenige Tage nach seiner Ankunft in Berlin. Mikkel Kaufmann hatte bereits nach dem ersten Trainingslager in Bad Saarow erklärt: „Ja, ich war schon überrascht, dass so viele Fans da waren. Beim Hamburger SV und Karlsruher SC waren zwar auch viele Fans da, aber nicht im Trainingslager. Es ist ein wirklich cooles Gefühl.“
Marko Briesemeister, Spitzname „Anno“, ist einer dieser reisefreudigen Union-Fans und schon seit Jahren in den Trainingslagern der Eisernen dabei. Er selbst ist Vorsitzender Fanclubs „Die Eisernen“ sowie Moderator der gleichnamigen Facebook-Gruppe. Sein allererstes Trainingslager mit Union? „Sotogrande in Spanien“, erinnert sich Briesemeister. Das war 2015 und Union spielte damals noch in der 2. Liga.
Seitdem hat Marko Briesemeister zumindest im Sommer kein Trainingslager mehr ausgelassen. „Man ist im Vergleich zum normalen Spielbetrieb während der Saison hier im Trainingslager viel näher an der Mannschaft dran. Außerdem sind wir mittlerweile eine richtige Trainingslager-Familie geworden. Viele fahren genau wie ich schon seit Jahren immer mit in Trainingslager“, erklärt Briesemeister.
Aber in diesem Jahr ist einiges anders. Weil Union in dieser Saison erstmals in der Champions League spielt, ist der Fokus noch größer geworden. Bereits in Bad Saarow waren deutlich mehr Fans dabei als in den Jahren zuvor. Deshalb hat der Verein erstmals überhaupt drei Ordner mit ins Trainingslager nach Österreich genommen. Sie sorgen nicht nur während der Übungseinheiten für einen geregelten Ablauf und sind auch am Eingang zum Mannschaftshotel postiert. Beim Auftaktlauf der Mannschaft vom Hotel zum Trainingsplatz am Montag waren die Ordner ebenfalls dabei – sie begleiteten das Team auf dem Fahrrad.
Das sorgt einerseits natürlich für Sicherheit, wirkt andererseits aber auch ein stückweit skurril in einer 4000-Seelen-Gemeinde wie Bramberg am Wildkogel. „Es bedarf immer auch einer Entwicklung der Organisation“, sagte Präsident Dirk Zingler mit Blick auf die Champions League: „Und die Sicherheit unserer Mitarbeiter, egal ob Spieler oder anderer Mitarbeiter, steht immer an erster Stelle. Aus Größe entsteht Organisationsverantwortung.“
Ungewohnte Situation bei Union Berlin
Für Mannschaft und Trainer ist das eine neue, ungewohnte Situation. „Mich irritiert das eher ein bisschen, wenn beim Laufen plötzlich ein Ordner dabei ist. Für mich persönlich wäre das nicht nötig. Ich fühle mich auch so relativ sicher“, erklärte Athletiktrainer Martin Krüger, der bei solchen Einheiten stets vorangeht. Krüger weiter: „Ich glaube nicht, dass uns jemand angreift. Zumal die Union-Fans nicht ausflippen werden, nur weil wir jetzt Champions League spielen.“
Den heimischen TSU Bramberg bekommen die Union-Fans in den zehn Tagen bis zum 2. August übrigens nicht zu Gesicht. Der Verein ist in der Salzburger Liga beheimatet – das ist die vierte Liga in Österreich. Während des Union-Trainingslagers müssen die Bramberger Kicker im Nachbarort trainieren, um den Rasen in der Smaragd-Arena zu schon.
Aber warum heißt das Stadion eigentlich Smaragd-Arena? Weil Union Berlin jetzt den Glanz der Königsklasse versprüht? Natürlich nicht. Sondern, weil die Region rund um das Habachtal neben Norwegen und Italien als der einziger Smaragd-Fundort in Europa gilt. Der Abbau ist allerdings nicht mehr rentabel. Er wird heutzutage vor allem zu touristischen Zwecken genutzt.
Der grüne Edelstein gab auch der Smaragd-Bergbahn ihren Namen. Die Bahn führt hinauf auf den 2224 hohen Wildkogel. Das schneesichere Skigebiet Wildkogel-Arena mit insgesamt 75 Pistenkilometern zwischen Bramberg und Neukirchen am Großvenediger wird im Winter vor allem von Familien gern genutzt. Im Sommer ist es ein Eldorado für Wanderer und Biker.
Die Fahrt auf den Gipfel steht für Union-Fans wie Marko Briesemeister ebenfalls noch auf dem Plan – aller Voraussicht nach am Sonntag. Denn an diesem Tag ist trainingsfrei.