Der 1. FC Union Berlin kann weiter vom Viertelfinale in der Fußball-Europa-League und einem Duell mit Top-Clubs wie AS Rom, FC Arsenal oder Manchester United träumen – muss dafür aber das nächste Kapitel des Fußballmärchens in dieser Saison schreiben. Im Achtelfinal-Hinspiel gab es am Donnerstag vor 21 512 Zuschauern im Stadion an der Alten Försterei ein turbulentes 3:3 (1:1) gegen den belgischen Vertreter Royale Union Saint-Gilloise.
Drei Tore reichten nicht zum Heimsieg – gejubelt wurde dennoch überschwänglich: Josip Juranovic traf per direktem Freistoß zum 1:1 (42.). Robin Knoche verwandelte einen Handstrafstoß im Nachschuss (69.). Victor Boniface (28./72.) und Yorbe Vertessen (58.) hatten die Gäste dreimal in Führung gebracht. Den umjubelten Schlusspunkt setzte Sven Michel. Er krönte mit dem dritten Ausgleichstreffer (89.) die Aufholjagd der Berliner.
„Bei zweieinhalb der drei Gegentore haben wir uns dumm angestellt, so ehrlich müssen wir sein. Das darf uns gerade zu Hause nicht passieren. Es wäre mehr drin gewesen“, sagte Abwehrchef Robin Knoche bei RTL+. „Aber wir haben drei Tore geschossen, das macht Mut fürs Rückspiel.“
Union benötigt nun am kommenden Donnerstag einen Sieg, um erstmals in der Vereinsgeschichte in ein Europapokal-Viertelfinale einzuziehen. Dass die Berliner auswärts bei Union Saint-Gilloise bestehen können, hatten sie bereits in der Gruppenphase gezeigt. Nachdem sie zu Hause gegen die Belgier noch mit 0:1 verloren hatten, gab es im abschließenden Gruppenspiel einen 1:0-Auswärtssieg. Torschütze war damals ebenfalls Sven Michel – er schoss den FCU in die K.o.-Runde.

Abgefälschter Schuss wird zum Gegentor für Union Berlin

Union betrieb in der ersten Hälfte deutlich mehr Aufwand als der Gegner und kam durch Sheraldo Becker (9.), Rani Khedira (10.) und Kevin Behrens (16.) nach Flanken immer wieder zu Möglichkeiten. Die Gastgeber hatten viel Ballbesitz, die Gäste lauerten. Als sich die Belgier dann erstmals aus der Deckung wagten, waren sie gleich erfolgreich. Behrens fälschte den Schuss von Victor Boniface ab – das 0:1 (28.) stellte das Spiel auf den Kopf.
Die Partie war nun offener, aber Union schlug zurück: Josip Juranovic traf mit einem fulminanten Freistoß von der Strafraumgrenze zum 1:1 (42.). Ein Tor, direkt vor den Fans auf der Waldseite, das die Stimmung im Stadion in Berlin-Köpenick trotz Schneeregen zum Kochen brachte.
Nach der Pause spielten die Berliner weiter druckvoll nach vorn. Morten Thorsby (50.) hat die Möglichkeit zur Führung. Doch wieder schlugen die Gäste zu: Ein unnötiger Ballverlust von Kapitän Christopher Trimmel leitete den Konter ein, Yorbe Vertessen vollendete kaltschnäuzig zum 1:2 (58.).

Immer wieder kontert St. Gilloise

Der eingewechselte Jordan Siebatcheu hat mit seiner ersten Ballberührung die Chance zum Ausgleich (65.), vergab aber freistehend. Kurz darauf gab es erneute Aufregung im Gäste-Strafraum: Ein Kopfball von Danilho Doekhi landete an der Hand eines Gegenspielers. Per Video checkte Schiedsrichter Orel Grinfeld (Israel) die Szene – und gab den Strafstoß. Robin Knoche trat an, scheiterte erst an Torhüter Anthony Moris, aber bugsierte den Abpraller über die Linie (69.). Das vierte Tor im neunten Europa-League-Spiel für Knoche – aber noch lange nicht der Schlusspunkt für die Partie.
Saint Gilloise kontert eiskalt weiter, Boniface trifft zur erneuten Führung (72.). Selten hatte Union in dieser Saison so viel Ballbesitz wie am Donnerstag, so oft ausgekontert wurde die Mannschaft von Trainer Urs Fischer aber auch noch nicht. Die Berliner stemmten sich gegen die Niederlage und warfen fast alles nach vorn. Dort traf der eingewechselte Michel mit einer Direktabnahme im Strafraum zum 3:3 (89.).
„Wir haben heute einige individuelle Fehler gemacht. Das zweite Gegentor geht ganz klar auf meine Kappe. Das. 3:3 ist insgesamt in Ordnung. Wir bleiben positiv, es war nicht alles schlecht heute“, sagte Christopher Trimmel.

Mehr Fans von Union beim Rückspiel in Belgien

Das Rückspiel steigt am kommenden Donnerstag, 16. März, um 21 Uhr im Lotto-Park in Anderlecht. In diesem Ausweichstadion, das die Heimspielstätte des RSC Anderlecht ist, dürfen 2000 Fans des 1. FC Union Berlin ihre Mannschaft begleiten. Die Köpenicker hatten mit dem Gastgeber verhandelt und so die ursprüngliche Kapazität für Auswärtsfans verdoppelt.
In der Europa League stehen dem Gastverein regulär nur fünf Prozent der Zuschauer-Gesamtkapazität zur Verfügung, im Lotto Park (20 000 Plätze) wären dies nur 1000 Union-Tickets gewesen.

Die Statistik zum Spiel

1. FC Union Berlin - Royale Union Saint-Gilloise 3:3 (1:1)
1. FC Union Berlin:Rönnow – Doekhi, Knoche, Diogo Leite – Trimmel (77. Leweling), R. Khedira, Juranovic, Thorsby (77. Gießelmann), Haberer (63. Laidouni) – Becker (77. Michel), K. Behrens (63. Siebatcheu).
Royale Union Saint-Gilloise: Moris – Nieuwkoop, Kandouss, Burgess, van der Heyden, Lapoussin – El Azzouzi, Lynen, Amani (86. Puertas) – Vertessen (80. Adingra), Boniface (86. Nilsson)
Tore: 0:1 Boniface (28.), 1:1 Juranovic (42.), 1:2 Vertessen (58.), 2:2 Knoche (69.), 2:3 Boniface (72.), 3:3 Michel (89.); Zuschauer: 21.512 (ausverkauft); Schiedsrichter: Orel Grinfeld (Israel); Gelbe Karten: Knoche, Gießelmann / Vertessen, Lynen
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