Die Köpfe der Spieler waren gesenkt – aber nur ganz kurz. Denn nach dem Schlusspfiff der Bundesliga-Partie beim VfL Wolfsburg gingen die Gedanken endgültig in Richtung Königsklasse. Am Mittwochabend beginnt für den 1. FC Union Berlin bei Real Madrid das Abenteuer Champions League (Beginn um 18.45 Uhr).
Die Generalprobe der Eisernen aus Köpenick verlief zwar alles andere als wunschgemäß. Trotz der 1:2 (1:2)-Niederlage gab es in der Volkswegen-Arena jedoch auch einige Dinge zu sehen, die Mut machen für das schwere Spiel im Bernabeu-Stadion von Madrid. Trainer Urs Fischer, der anschließend von einer „unnötigen Niederlage“ sprach, gab die Marschroute vor: „Wir werden diese Niederlage aufzuarbeiten und analysieren. Aber dann müssen wir sie auch beiseitelegen und uns auf die Aufgabe Madrid fokussieren.“
Unnötig war die Niederlage in Wolfsburg vor allem deshalb, weil Union Berlin über weite Strecken die Partie dominierte, mit dieser Dominanz außer beim Tor von Robin Gosens zum zwischenzeitlichen Ausgleich in der 28. Minute aber nicht allzu viel anzufangen wusste. „Die Mannschaft hat zwar vieles richtiggemacht, aber einen Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen: Wenn du so viele Möglichkeiten hast, musst du effizienter sein“, analysierte Fischer.
Dazu kam, dass das in den ersten beiden Spielen gut harmonierende Sturmduo Kevin Behrens und David Fofana keinen guten Tag erwischte. Vorn blieben beide weitgehend wirkungslos. Und Behrens leitete obendrein mit einem Fehlpass das erste Wolfsburger Tor ein.
Union Berlin fehlen die Tore
Und dennoch: Der 1. FC Union machte gegen einen gut strukturierten Kontrahenten beileibe kein schlechtes Bundesliga-Spiel. Die Eisernen gaben doppelt so viele Torschüsse ab wie Wolfsburg. Beim Ballbesitz lagen die Gäste ebenfalls vorn. Und auch die Sorge, dass der Mannschaft die nötige Konzentration im Spiel vor dem Spiel in Madrid fehlen könnte, bestätigte sich nicht. Es fehlten halt nur die nötigen Tore, um sich für den großen Aufwand zu belohnen.
„Wir haben versucht, spielerische Lösungen zu finden“, lobte Trainer Urs Fischer und blickte gleich auf den Mittwoch voraus: „Das werden wir auch in Madrid brauchen. Gerade wenn du Ballgewinn hast, musst du dir zutrauen, dich aus dem Druck spielerisch zu lösen. Jedes Mal den Ball dann wegzuschlagen – dann wird es schwierig.“
Allerdings ist natürlich auch klar, dass Union Berlin im Bernabeu-Stadion ein ganz anderes Spiel erwartet als am Samstag in Wolfsburg, gegen einen tief stehenden Gastgeber. Im Duell mit den Königlichen dürften vor allem Abwehrtugenden der Eisernen gefragt sein. „Unsere Intensität aus dem Wolfsburg-Spiel und die Lust zu verteidigen, müssen wir auch gegen Madrid zeigen. Ich glaube, man hat heute durchaus das Gesicht von Union Berlin gesehen, auch wenn wir das Spiel verloren haben“, erklärte Torschütze Robin Gosens zuversichtlich.
Mut macht außerdem, dass mit Lucas Tousart und Sheraldo Becker zwei wichtige Spieler nach überstandenen Verletzungen auf den Rasen zurückkehrten. Beide wurden nach einer Stunde eingewechselt. Becker hatte in der Schlussphase sogar die dicke Chance zum Ausgleich, das Comeback von Tousart verlief eher unauffällig. „Die beiden Jungs waren jetzt eine Zeit lang verletzt. Ihnen fehlt Spielpraxis. Deshalb ist es wichtig, dass sie Einsatzminuten bekommen haben“, sagte Trainer Urs Fischer.
Union Berlin will Madrid überraschen
Der Kader der Eisernen ist also gerade rechtzeitig vor dem großen Spiel in Madrid wieder ein Stück breiter geworden. Zumal mit Leonardo Bonucci ein wichtiger Neuzugang immer noch auf sein Debüt wartet. In Wolfsburg saß der Europameister aus Italien zum zweiten Mal 90 Minuten lang auf der Bank. Robin Gosens, der Bonucci aus der Zeit in Italien gut kennt, ist von dessen Qualitäten absolut überzeugt. „Er ist im Training hoch motiviert, pusht die Mannschaft und wird zeitnah sicherlich auch seine Attribute einbringen“, erklärte Gosens.
Die mannschaftliche Geschlossenheit dürfte am Mittwoch im Bernabeu ohnehin der Schlüssel für die Partie gegen einen qualitativ überlegenden Kontrahenten wie Real Madrid werden. Auch diesbezüglich taugt das Wolfsburg-Spiel als Mutmacher. Denn Union blieb trotz der Rückschläge in Form der beiden Gegentore weitgehend als kompakte Einheit beisammen. „Wir müssen auch in Madrid wieder als Mannschaft auftreten und füreinander kämpfen. Dann können wir Sie hoffentlich überraschen“, sagte Danilho Doekhi.