Der 1. FC Union Berlin hat es schon wieder getan und die nächste Reifeprüfung mit Bravour bestanden. Im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga triumphierten die Eisernen am Samstagabend bei RB Leipzig mit 2:1 (0:1). Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer holte damit den sechsten Sieg im sechsten Pflichtspiel in diesem Jahr. Schöner Nebeneffekt: Mit 42 Punkten ist auch der Klassenerhalt nun endgültig perfekt.
„Es ist eine Entwicklung, die sich keiner hätte vorstellen können“, sagte Mittelfeldspieler Rani Khedira bei Sky. „Wir haben den 20. Spieltag und 42 Punkte, das ist ein Stück weit surreal. Das ist eine unglaubliche Moral. Es war kein schöner Sieg, es war kein verdienter Sieg, aber ein Sieg der Moral.“
Union Berlin verteidigte mit diesem Auswärtssieg außerdem den 2. Tabellenplatz hinter Bayern München. Mindestens genauso bemerkenswert: Für die Köpenicker ist der mittlerweile fünfte 2:1-Sieg in Folge gegen den Erzrivalen aus Leipzig.
Vor 47 069 Zuschauern in der ausverkauften Red-Bull-Arena traf Benjamin Henrichs in der 24. Minute zur 1:0-Führung für die Gastgeber. Nach 61. Minuten erzielte Janik Haberer mit einem Traumtor aus 16 Metern den Ausgleich. Für den 2:1-Siegtreffer sorgte Robin Knoche per Handstrafstoß (72.).
Union-Fans schweigen zu Beginn in der Red-Bull-Arena
Die Partie begann auch diesmal wieder mit dem Schweigen der über 4500 Fans der Eisernen in der Red-Bull-Arena. In der Anfangsviertelstunde war von ihnen nichts zu hören. Die Fans drückten damit ihren Protest gegen die Besitzstruktur und den Vereinsaufbau von RB Leipzig aus. Union-Trainer Urs Fischer hatte im Vorfeld der Partie keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm dieses Schweigen des eigenen Anhanges nicht gefällt. „Das gilt es zu akzeptieren. Es ist die Botschaft der Fans. Diese Denkweise muss ja nicht meine sein. Bei mir geht es um Fußball“, erklärte Fischer.
Im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen den FSV Mainz 05 änderte Urs Fischer beide Außenpositionen. Winter-Transfer Josip Juranovic und Niko Gießelmann starteten anstelle von Kapitän Christopher Trimmel und Jerome Roussillon. Mit Aissa Laidouni feierte ein weiterer Neuzugang sein Debüt in der Startelf – laut Fischer schon ein Vorgriff auf das Europa-League-Hinspiel bei Ajax Amsterdam. Wegen der Sperre von Janik Haberer ist Laidouni auch am Donnerstag ein heißer Kandidat für die Startelf.
Änderung von Leipzig-Coach bringt RB die Führung
Die entscheidende Änderung ging jedoch auf das Konto von Leipzig Coach Marco Rose. Denn Rose hatte seinen Außenverteidiger Benjamin Henrichs diesmal etwas überraschend auf der linken statt wie gewohnt auf der rechten Seite aufgeboten. Und dieser Wechsel machte sich in der 24. Minute bezahlt. Henrichs suchte beherzt den Weg nach innen, wurde von Josip Juranovic nur halbherzig attackiert und zog dann mit seinem starken rechten Fuß ab.
Der Treffer zum 1:0 brachte die Red-Bull-Arena erstmals zum Kochen. Torhüter Frederik Rönnow machte bei diesem Schuss in die kurze Ecke keine gute Figur und bekam nur noch die Fingerspitzen an den Ball. RB-Trainer Marco Rose ballte derweil an der Seitenlinie die Faust und freute sich über den gelungene Schachzug mit dem Seitenwechsel von Henrichs. Die beste Chance der Gäste hatte Sheraldo Becker, dessen Schuss aus spitzem Winkel in der 38. Minute nur knapp am Tor vorbeiging.
Zweite Hälfte beginnt Union aktiver
Mit Beginn der 2. Halbzeit wurde Union Berlin dann in der Offensive aktiver. Und genau wie zuvor Benjamin Henrichs nahm auch Janik Haberer genau Maß. In der 61. Minute kam Haberer an der Strafraumgrenze frei zum Schuss und ging volles Risiko ein. Sein Traumtor war für RB-Keeper Janis Blaswich nicht zu halten.
Danach nahm dieses Spitzenspiel so richtig Fahrt auf. Nach einem Handspiel im Strafraum von Mohamed Simakan behielt Robin Knoche die Nerven vom Elfmeterpunkt und traf zum 2:1 für Union (72.). Kurz danach wurde ein Tor von Yussuf Poulsen nach Video-Entscheid von Schiedsrichter Daniel Schlager wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt. In der Nachspielzeit rutschte Poulsen erneut nur knapp am Ausgleich vorbei.
Das Fazit von Union-Trainer Urs Fischer: „Der Wahnsinn geht weiter. Die Mannschaft hat das sehr gut gemacht. Sie hat gezeigt, dass sie nicht aufgibt, auch wenn wir zurückliegen. Und wir hatten natürlich auch das nötige Wettkampfglück.“