Noch vor dem Rückflug mit der Chartermaschine Richtung Berlin hatte Urs Fischer seine Erkenntnisse des sportlich mäßigen Testspiel-Tagestrips nach Ungarn schnell zusammengefasst. „Was soll ich sagen? Erste Halbzeit zu viele Fehler, leichte Ballverluste, in manchen Situationen gab es zu viel Hektik. Aber ich denke, in der zweiten Halbzeit war es besser.“
Und er fügt hinzu: „Wir haben noch vier Wochen, um uns auf das erste Spiel vorzubereiten“, sprach der Trainer des 1. FC Union Berlin nach dem 2:3 gegen den ungarischen Pokalsieger Zalaegerszegi TE FC einem heimischen Reporter auf Englisch ins Mikrofon. Weitere sportliche Erkenntnisse erhofft sich Fischer dann vom ersten Test-Heimspiel am Mittwoch (18.15 Uhr) gegen Rapid Wien im Stadion an der Alten Försterei.
Union-Chef Dirk Zingler spricht über diverse heikle Themen
Die großen Umbrüche bei Union werden momentan noch eher abseits des Platzes demonstriert. Ausführlich äußerte sich Club-Chef Dirk Zingler in einem Interview der „Morgenpost“ zu den diversen heiklen Themen, die sich in Köpenick in jüngster Zeit zusammenbrauen. Erklärungs- und Rechtfertigungsbedarf gibt es zuallererst immer noch zum Umzug ins Olympiastadion für die Champions-League-Heimspiele und dem Ja-Votum der Eisernen beim letztlich gescheiterten Investoren-Projekt der Deutschen Fußball-Liga.
Für Fischer aber relevanter ist das unverrückbare Bekenntnis, dass auch in der kommenden Königsklassen-Spielzeit im Tagesgeschäft Bundesliga keine Traumschlösser gebaut werden. Die 40-Punkte-Marke bleibt für Zingler das Mantra, auch wenn die Konkurrenz den Understatement-Trick es Emporkömmlings längst durchschaut hat.
Union beispielhaft, was mit geringeren finanziellen Möglichkeiten alles erreicht werden kann
Union sei „ein beispielgebender Verein im deutschen Profifußball geworden, was mit geringeren finanziellen Möglichkeiten alles erreicht werden kann. Das geht natürlich einigen tierisch auf die Nerven, dass Union aus Köpenick Siebter, Fünfter und Vierter geworden ist und dreimal internationale Plätze aus einer Gruppe des deutschen Fußballs hinausgenommen hat, die sonst eigentlich unter sich bleiben möchte“, merkte ZIngler süffisant an.
Ohne Übermut bleibe es dabei: „Wir wollen wieder 40 Punkte erreichen, und wir werden um jeden Punkt in der Champions League und um jeden Sieg im DFB-Pokal fighten. Wir werden uns nicht ergeben. Trotzdem bleibt das wichtigste Vereinsziel der Klassenerhalt in der Bundesliga, denn das ist die Basis für alles andere. Diesen Traum sollten wir nicht durch falsche Ziele gefährden“, sagte Zingler.
Stadionfrage und Investoren-Zustimmung waren für den 58-Jährigen letztlich logische Entscheidungen. „Wir üben keinen Verrat an der Alten Försterei, wir schaden dem Club nicht, wenn wir für diesen besonderen Wettbewerb ausnahmsweise ins Olympiastadion gehen“, sagte der Präsident. Zingler bestätigte mögliche Mehreinnahmen in Höhe eines sehr kleinen einstelligen Millionenbetrages durch das deutlich größere Fassungsvermögen in der ungeliebten Arena in Westend. Dieser sei aber nicht das entscheidende Argument. „Weil die politische Dimension dieser Entscheidung jeglichen wirtschaftlichen Mehrwert übersteigt“, sagte der 58-Jährige und versprach, die Eintrittskosten auch für Familien moderat zu halten.
Zingler widerspricht der Kritik
Zingler widersprach der Kritik, dass die Eisernen im gescheiterten Investoren-Prozess für ein Modell mit einem externen Geldgeber für die TV-Vermarktung der 36 Profi-Clubs gestimmt haben. Auch Union arbeite seit Jahren mit externen Geldgebern. „Soll ich dann so verlogen sein und im öffentlichen Prozess, wo man viel Applaus bekommt, wenn man gegen Investoren ist, sagen: Wir selber machen das zwar und sind damit auch sehr erfolgreich, aber wenn es um andere geht, bin ich dagegen? Mit dieser aus meiner Sicht populistischen Art von einigen meiner Kollegen habe ich mich nicht gemeingemacht“, sagte der Unternehmer.