Die Champions League strahlt jetzt auch bis nach Fürstenwalde und Reichenwalde im Landkreis Oder-Spree – bis nach Bad Saarow sowieso. Denn der 1. FC Union Berlin hat sich für sein Kurztrainingslager wieder im Hotel Esplanade in Bad Saarow einquartiert. Die Eisernen bringen jetzt also die Königsklasse in die idyllische Region am Scharmützelsee.
Die Verantwortlichen des FSV Union Fürstenwalde haben sich jedenfalls alle Mühe gegeben, um den Rasen im Stadion an der Hangelsberger Chaussee in einen möglichst Champions-League-tauglichen Zustand zu bringen. Am Freitagvormittag haben die Eisernen erstmals in Fürstenwalde trainiert. Sogar während des Trainings gingen die Sprenger noch einmal an, um den Rasen zu wässern. Nach der Nachmittags-Einheit in Reichenwalde sind die Köpenicker auch am Samstagvormittag um 10.30 Uhr wieder in Fürstenwalde zu Gast.

Vorfreude auf die Champions League

Die Vorfreude auf die Champions League begleitet sie in diesen Tagen auf Schritt und Tritt. Dabei würde sich Trainer Urs Fischer am liebsten erst einmal in aller Ruhe der Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison 2023/24 widmen. Denn so glanzvoll die europäische Königsklasse auch sein mag – das Kerngeschäft sieht Fischer für seine Mannschaft weiterhin in der Bundesliga. Erstes Ziel der Köpenicker ist, na klar, wie immer der Klassenerhalt.
Hat jemand etwas Anderes erwartet? Natürlich nicht. Und falls doch – für den Fall von übertriebenen Erwartungen nach Platz vier in der abgelaufenen Saison und der damit verbundenen erstmaligen Qualifikation für die Königsklasse übernahm Urs Fischer gleich zu Beginn der Saisonvorbereitung die Rolle des energischen Mahners. „Am Schluss geht es um die Bundesliga, auch wenn wir die Champions League erreicht haben. Auf das dürfen wir stolz sein, aber am Ende wird es über die Bundesliga definiert“, sagte der 57-jährige Schweizer klipp und klar.
In diesen Worten schwingt die Sorge mit, dass so mancher sich vom Königsklassen-Glanz blenden und den Blick für das Wesentliche, spricht die Bundesliga, verlieren könnte. Immerhin haben die Köpenicker diese Mischung aus Selbstvertrauen und Understatement in den vergangenen Jahren nahezu bis zur Perfektion entwickelt. Selbst als zwischenzeitlicher Tabellenführer in der vergangenen Saison hielt man zunächst am 40-Punkte-Ziel und damit am Klassenerhalt als nächstem Ziel fest.
Man muss kein Prophet sein: Genau das wird für Urs Fischer und sein Team auch in der kommenden Spielzeit die Marschroute sein. Die Champions League ist schön und gut – der Klassenerhalt ist Fischer jedoch mindestens genauso wichtig. „Es gilt, vom ersten Moment an zu versuchen, konzentriert und vor allem mit Qualität zu arbeiten“, forderte Fischer von seinem Team. Er werde den Spielern „auch in diesem Jahr wieder auf den Sack gehen“. Und mit einem Lächeln ergänzte er die eher rhetorische Frage: „Wieso sollte ich bis in die dritte Woche warten?“
Denn im schlimmsten Fall könnten der durchaus berechtigte Hype um die Champions League und den Umzug ins Olympiastadion für Union Berlin sogar zum Problem werden. Nämlich dann, wenn bei aller verständlicher Freude auf die Königsklassen-Spiele die Konzentration auf das Kerngeschäft Bundesliga verlorengeht. Immerhin ist die Champions League für fast alle Spieler absolutes Neuland und muss deshalb mental erst einmal verarbeitet werden. Lediglich Robin Knoche und Jerome Roussillon (beide mit dem VfL Wolfsburg) sowie Josip Juranovic (Celtic Glasgow) kamen bereits in diesem Wettbewerb zum Einsatz.

Erst ein Neuzugang bei Union Berlin

All das ist in diesen Tagen am Scharmützelsee noch Zukunftsmusik. Mit Mikkel Kaufmann (22/FC Kopenhagen/zuletzt an Karlsruhe ausgeliehen) und Alex Kral vom FC Schalke 04 konnten die rund 150 Fans am Freitag bei sommerlichen Temperaturen von knapp 30 Grad auch die beiden bislang feststehenden Neuzugänge im Team der Eisernen in Augenschein nehmen. Urs Fischer trotzte der Hitze übrigens im langen Trainingsanzug.
Dabei ist Fürstenwalde für den 1. FC Union sowieso ein Heimspiel. Denn das Dach sowie die grünen Sitzschalen der neuen Tribüne haben bis 2013 ihren Dienst im Stadion an der Alten Försterei getan.
Der Ex-Unioner Ingo Wunderlich ist Sportlicher Leiter des FSV Union Fürstenwalde).
Der Ex-Unioner Ingo Wunderlich ist Sportlicher Leiter des FSV Union Fürstenwalde).
© Foto: Matthias Koch
Dabei fiel die Entscheidung, diesmal auch in Fürstenwalde zu trainieren, sehr kurzfristig – weil man bei Union Berlin mit der Qualität des Platzes in Reichenwalde nicht zufrieden war. „Wir haben unser Bestes gegeben, damit sich Union bei uns wohlfühlt“, erklärte Ingo Wunderlich, Sportlicher Leiter beim gastgebenden FSV Union Fürstenwalde. Wunderlich, der bis 2008 selbst für Union gespielt hat, betonte: „Man sieht, was für tolle Kicker das sind. Auch im Training herrscht ein hohe Intensität. Ich denke, Union ist auf einem guten Weg.“ Es ist in dieser Saisonvorbereitung der Weg in die Champions League.