Der 1. FC Union Berlin hat sich durch die Niederlage bei der TSG Hoffenheim ein königliches Endspiel um den Einzug in die Champions League beschert – allerdings wider Willen. Die Eisernen kassierten in Hoffenheim nach schwacher erster Halbzeit eine 2:4 (1:2)-Niederlage. Die Entscheidung im Fernduell mit dem punktgleichen SC Freiburg fällt also erst am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2022/23.
Union Berlin trifft am kommenden Samstag auf Werder Bremen, Freiburg spielt bei Eintracht Frankfurt. Die Köpenicker haben zwar die um vier Treffer bessere Tordifferenz und mit dem Heimspiel im heimischen Stadion an der Alten Försterei auch die vermeintlich bessere Ausgangsposition. Aber was zählt das schon diesem Finale furioso um das Champions-League-Ticket?
Diogo Leite avancierte in der ersten Halbzeit in Hoffenheim zum Unglücksraben. Der Nationalspieler aus Portugal war an den ersten beiden Gegentoren beteiligt, die dem Spiel die Richtung gaben. In der 23. Minute verschätzte sich Leite bei einer Rückgabe per Kopf auf Torhüter Frederik Rönnow. Ihlas Bebou nutzte den Fauxpas und erzielte die TSG-Führung. In der 36. Minute traf Andrej Kramaric vom Elfmeterpunkt zum 2:0 – vorausgegangen war ein Foul von Diogo Leite an Christoph Baumgarter. Schiedsrichter Christian Dingert aus Gries traf dabei per Videobeweis eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Union Berlin vermisst Robin Knoche
Nicht nur bei diesen Gegentreffern wurde die Umsicht von Abwehrchef Robin Knoche schmerzlich vermisst. Knoche hatte laut Trainer Urs Fischer in dieser Woche „gekränkelt“ und fehlte deshalb zum zweiten Mal in der Saison. Im Oktober verloren die Eisernen ohne Knoche das Spiel bei Eintracht Frankfurt 0:2.
Danilho Doekhi sorgte mit seinem Kopfballtreffer zum 1:2 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dann wieder für neue Hoffnung unter den rund 5000 Union-Fans in der PreZero-Arena in Sinsheim. Nach 45 Minuten war dann Schluss für Pechvogel Diego Leite. Seinen Platz in der Dreierkette nahm Timo Baumgartl ein. Die Gäste intensivierten jetzt zwar ihre Offensiv-Bemühungen. Aber es fehlten an Tempo und Zielstrebigkeit.
Trotzdem wurde es am Schluss noch einmal turbulent. In der 89. Minute traf Andrej Kramaric zum 3:1. Kurz danach erzielte Aissa Laidouni das 2:3 (90.+5). Doch Munas Dabbour machte mit dem 4:2 (90.+9) endgültig den Deckel drauf und schoss Hoffenheim zum Klassenerhalt.
„Wir haben uns heute selbst ein Bein gestellt. Das war insgesamt zu wenig, eine dumme und verdiente Niederlage“, kritisierte Mittelfeldspieler Rani Khedira: „In der ersten Halbzeit waren wenig Intensität und Feuer auf dem Platz. Die zweite Halbzeit war dann zwar in Ordnung. Aber die erste Halbzeit haben wir hergeschenkt. Warum? Das ist mir ein Rätsel.“
Mit Spannung war auch erwartet worden, wie Urs Fischer die Personalie Christopher Trimmel möglichst unfallfrei moderiert. Der Kapitän hatte vor dem Hoffenheim-Spiel keinen Hehl aus seiner persönlichen Unzufriedenheit gemacht. „Ich bin Kapitän dieser Mannschaft. Und ein Kapitän sollte eigentlich immer auf dem Feld stehen“, erklärte Trimmel. Seinen Stammplatz auf der rechten Abwehrseite hat der 36 Jahre alte Österreicher nach der Verpflichtung von Josip Juranovic im Winter verloren und schloss deshalb trotz Vertragsverlängerung einen vorzeitigen Abschied nicht aus.
Trainer Fischer setzt auf Kapitän Trimmel
Union-Trainer Urs Fischer übte daraufhin deutliche Kritik an den Äußerungen des Kapitäns. „Ich war überrascht und fand die Aussagen ein bisschen unglücklich“, erklärte der Schweizer. Fischers Antwort in Hoffenheim fiel umso bemerkenswerter aus: Denn Christopher Trimmel stand wie zuletzt beim 4:2 gegen Freiburg erneut in der Startelf.
Wie sehr diese Personalie die Vorbereitung auf das Endspiel gegen Werder Bremen beeinflusst, werden die nächsten Tage in Berlin-Köpenick zeigen. Dass der 1. FC Union Endspiele kann, hat er in den vergangenen beiden Jahren bewiesen. 2021 köpfte Max Kruse die Eisernen in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg gegen RB Leipzig und damit in die Conference League. 2022 traf Taiwo Awoniyi in der 88. Minute zum 3:2 gegen den VfL Bochum – sein Tor war der Türöffner für die Europa League.
Nun steht das nächste Endspiel an – diesmal um den Einzug in die Königsklasse. Zunächst aber muss Union Berlin den Rückschlag von Hoffenheim verdauen. „Wir versuchen jetzt natürlich, wieder aufzustehen. Wir müssen zu einhundert Prozent anders auftreten und Union Berlin auf den Platz bekommen. Dann werden wir auch in der nächsten Woche den Heimsieg feiern“, erklärte Rani Khedira.