In großen Bögen kreist der ausgezeichnete Segler hoch über dem Gelände. Dann setzt er zum Gleitflug an und erhascht sich im Vorüberziehen ein Küken. Schnelle Beute zum Ärger der Geflügelhalter. Der Rotmilan ist in der Uckermark häufig anzutreffen. Meist sogar in mehreren Exemplaren gleichzeitig. Auch Vogelunkundige erkennen ihn an seinem auffällig gegabelten Schwanz und der starken roten Färbung.
Futtermangel dezimiert Bestand
Doch was hierzulande wie selbstverständlich zum Landschaftsbild gehört, fehlt fast überall auf der Welt. Der Rotmilan steht auf der Roten Liste. Deutschland soll angeblich über 60 Prozent des Weltbestandes verfügen. Brandenburg mit seinen Niederungen hat die meisten davon. Aber: Tendenz stark abnehmend. Naturschützer vermuten Futtermangel und vor allem Windräder als Ursache für die Dezimierung. Der Suchflieger konzentriert sich auf seine Beute und nimmt die tödliche Gefahr der Rotorblätter nicht wahr.
Um den Sinkflug zu stoppen, beteiligt sich die Uckermark seit Ende 2013 am bundesweiten Projekt "Rotmilan – Land zum Leben". Das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt umfasst deutschlandweit elf Regionen. Projektträger für eine Fläche von 250 Quadratkilometern ist hier der Landschaftspflegeverband Uckermark-Schorfheide. "Wir beobachten einen Rückgang beim Nachwuchs", erklärt Geschäftsführer Jan Noack. Meist sitzt nur ein Jungvogel im Nest. Das reicht nicht aus, um die Population zu erhalten.
Der Verband benötigt Partner. Und die findet er bei den Bauern. Über 80 Betriebe haben Noack und seine Mitstreiter bereits beraten, um Lebensraum für den Greifvogel zu schaffen und Nahrungsmöglichkeiten. Einer davon ist Peter Preuß von der Randow-Welse GmbH aus Blumberg. Der Chef des Agrarbetriebs baut zielgerichtet Luzernegrasflächen an – eigentlich Futter für die Rinder. Doch dazwischen findet der Rotmilan genau die Mäuse, die er sucht. Zwischen Mais oder Raps hat er keine Chance. Auf einigen Flächen unterlässt die Randow-Welse GmbH die Bewirtschaftung vorübergehend, um auch hier Nahrungsgrundlagen zu schaffen. "Für uns gehört der Rotmilan einfach zu einer intakten Kulturlandschaft dazu", so Peter Preuß. "Wir freuen uns, wenn wir zu seinem Schutz beitragen können."
Günstige Bedingungen lassen sich vor allem durch eine kurze Vegetation während der Brutzeit und durch eine abwechslungsreiche Nutzung von Landwirtschaftsflächen erzielen. Grünland hilft ebenso wie Hecken und Feldgehölze. Jan Noack spricht mit Agrarbetrieben im Raum des Biosphärenreservats über Beweidung, Blühstreifen und finanziellen Ausgleich. Nur durch den engen Kontakt zwischen Landnutzern und Naturschützern könne man gemeinsam mehr Land zum Leben für den Rotmilan schaffen.

Projekt mitgroßen Ausmaßen

Im Kontrollgebiet von etwa 250 Quadratkilometern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin sind in diesem Jahr 16 Brutpaare registriert worden. Elf von ihnen haben gegenwärtig noch 14 Junge. Die Zahlen sind vorläufig. Das gesamte Beratungsgebiet für Jan Noack und seine Mitstreiter umfasst 2400 Quadratkilometer, also etwa Dreiviertel der Kreisfläche der Uckermark. os