Lokale Bierbrauereien sind voll im Trend. In der Uckermark soll es schon mindestens vier davon geben, alle in der jüngsten Zeit entstanden. Doch aus der Backstube kommt bisher noch kein Gerstensaft. Sarah Raimann und Johannes Petraschek wollen das ändern. "Die Braut" heißt der originelle Name ihrer in Gründung befindlichen Dorfbrauerei in Stegelitz. Zwar steht in der aufgegebenen Bäckerei noch keine funktionierende Anlage, doch der Bauantrag läuft.
Geschmack vom Lande
Bier herstellen können die beiden Seiteneinsteiger. Dafür haben sie lange genug getüftelt und experimentiert. Im Kleinformat beliefern sie die Gaststätte "Haltestelle" in Eberswalde, Dorffeste, Hochzeiten und Partys. Mit "IndyFresse" ist dabei nicht die Folgeerscheinung eines überdimensionierten Biergenusses gemeint, sondern eine spezielle Sorte. Heubräu oder Mörkš sind ebenso eindeutige Etikettenhinweise auf den Geschmack vom Lande.
Angestachelt von der bisherigen Nachfrage sollte eigentlich schon im Herbst die Produktion so richtig anlaufen. Doch so schnell geht das nicht. Neben Eigenkapital, einem Kredit und einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne steigt jetzt die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg AG als stiller Teilhaber mit 35 000 Euro Kapital ein. Das Geld stammt aus Bürgeraktien, meist von Menschen, die persönlich in regionale Wertschöpfungsketten investieren. "Es ist sehr schwer, einen eigenen Hof zu gründen", so Jochen Fritz von der Gesellschaft. "Aber wir müssen konkret was tun, um die ökologische Landwirtschaft voranzubringen."
Die Bierbrauer aus Stegelitz suchen spezielles Gerstenmalz, wollen Zutaten aus der Region verarbeiten, zum Beispiel vom Gut Wilmersdorf. Es soll eine kleine lokale Biermarke bleiben für die Leute von nebenan, ohne weite Transportwege und Aufwand. Auch beim Geschmack müssen sich die beiden Gründer an ihren Kunden orientieren. "Superungewöhnliche exotische Sachen werden nicht wirklich gekauft", weiß Sarah Raimann. "Wir interpretieren klassische Bierstile neu." Für ein normales Helles nimmt sie beispielsweise amerikanischen Hopfen, natürlich in Deutschland angebaut.
Kindertage mit Malzduft
Zurzeit wird die zu errichtende Anlage zusammengestellt. Das Sudwerk stammt aus Thüringen. Im Februar soll das erste Bier fließen. Fast 100 000 Euro investieren die Brauer im ersten Schritt. Nebenbei experimentieren sie weiter. "Schon als Kind bin ich immer an einer Brauerei vorbeigegangen und habe den Duft von Malz gespürt", erzählt Sarah Raimann. "Das ist doch eine gute Startvoraussetzung."
"Die Braut" ist der erste Betrieb, den die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg in dieser Form unterstützt. Eine langfristige Dividende ist dabei möglich, aber nicht garantiert. Neben dem Biergenuss gibt es eben auch eine ökologisch-soziale Rendite.