Die von einer Woche auf drei Tage geschrumpften Deutschen Meisterschaften hatte der Verband an Bad Zwischenahn vergeben. Dort stellten sich seit Mittwoch 16 Taifun-Segler der Konkurrenz. Einer der Favoriten – der Titelverteidiger. Auch er musste endlos lange ausharren, ehe die erste Wettfahrt freigegeben wurde. Etwa zwei Stunden wartete das Feld auf den Wind. Auf stabilen Wind. Mehrfach wurden die Tonnen verlegt und damit der Kurs angepasst. Martin Droll spielte seine Erfahrung aus und lag schon an der Luvtonne in Front. Er siegte deutlich.
Auch am Donnerstag fehlte weitgehend der Wind. Hinzu kam Regen. "Das ist erschwerend", so der Lindower, "denn man entdeckt die Windfelder kaum noch." Vier Wettfahrten zog der Ausrichter trotz der mäßigen Bedingungen durch. Droll wurde Vierter, aber auch dreimal Zweiter. Es deutete sich ein Duell gegen Claudius Junge an, der bis dahin folgende Platzierungen aufzuweisen hatte: 2., 6., 4., 1., 3. Mit einem Polster von drei Punkten begann der letzte Tag, an dem wiederum vier Wettfahrten geplant waren. Wegen einer spiegelglatten See gab es erhebliche Startverschiebungen, so dass das Programm auf ein Rennen gestutzt wurde.
"Da kam ich schlecht weg", gestand der Titelverteidiger. "Den Lauf habe ich leider verhauen." Doch er hatte ja noch einen so genannten Streicher in petto. Und Widersacher Claudius Junge wurde von Medaillenanwärter Niklas Steimann abgefangen. Damit brachte der Plöner zwölf Punkte in die Wertung, Droll elf. Das Reglement setzt den vor den anderen, der die wenigsten Zähler hat.
Für Martin Droll ist der Erfolg auf dem Bad Zwischenahner Meer der sechste Titel. Er schloss damit zu den besten Taifun-Seglern Deutschlands auf. Auf ebenso sechs Titel kommt Jörg Walter (in den 1980er-Jahren) aus Wilhelmshaven. Die Ära des Lindower Spitzenmannes begann 2012. Sie wurde nach drei Titeln in Folge gestoppt. Rückenbeschwerden und Sorgen mit der Bandscheibe hemmten Droll. Er brach sogar eine Meisterschaft nach drei Wettfahrten ab, weil die körperliche Belastung vor Ratzeburg zu groß wurde. 2017 setzte er zum Comeback an: Auf dem Ruppiner See gewann er. Damals trat er für die Regatta-Segler Neuruppin an. 2018 gewann er in Berlin und nun vor den Toren Oldenburgs. Im kommenden Jahr wird im Mühlenberger Loch vor Hamburg gesegelt. "Ganz schwierig", blickt der Deutsche Meister voraus, denn auf der Elbe herrschen extreme Strömungen. Dort könnte dann auch Clubkollege Thomas Eschner starten, der in diesem Jahr keinen Urlaub mehr zur Verfügung hatte.
Seine nächsten Meisterschaften lässt der Verband in Hamburg, in Travemünde und in Ratzeburg ausrichten. Fürs Jahr 2023 rechnet sich der SC Lindow recht gute Chancen aus, nach 2012 zum zweiten Mal die deutsche Elite auf den Gudelacksee zu bekommen.
Übrigens nahm ein zweiter Lindower vorige Woche am Titelkampf teil. Roland Rensch wurde 15. Er startete für seinen neuen Heimatverein aus Schwerin.
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